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Sport: Fahrender Wahlhelfer

Der Sieg des Formel-1-Piloten Maldonado ist auch ein Sieg für Venezuelas Präsident Chavez.

Venezuelas Präsident Hugo Chavez kämpft gegen den Krebs und gegen das Misstrauen. Seit Monaten verschwindet der sozialistische Führer der Revolution immer wieder mal nach Kuba, um sich dort von Experten behandeln zu lassen. Seine bisweilen wochenlange krankheitsbedingte Abwesenheit lässt sogar seine treuesten Anhänger zweifeln, ob Chavez es noch einmal schafft, bis zum Wahltag im Oktober in eine körperliche Verfassung zu kommen, die eine Kandidatur auch möglich macht. Zwar beteuert Chavez stets, er werde wieder vollständig gesund, doch die Zweifel wachsen mit jedem neuen Kuba-Aufenthalt.

Diese Zweifel und die Kritik des jungen charismatischen Herausforderers Henrique Capriles, der dem Präsidenten die Fähigkeit abspricht, die Regierungsgeschäfte noch führen zu können, setzen dem Chavez-Lager zu. Doch nun scheint dem Präsidenten ein Helfer zur Seite zu eilen, der im Wahlkampf zum Trumpf werden könnte. Formel-1-Pilot Pastor Maldonado aus Venezuela hat am Wochenende den Großen Preis von Spanien gewonnen. Es ist der erste Sieg eines venezolanischen Piloten in der Formel 1.

Maldonado ist ein Rennfahrer von Chavez’ Gnaden. Fast 40 Millionen Euro im Jahr lässt sich der von der Chavez-Regierung kontrollierte staatliche Ölkonzerns Petroleos de Venezuela (PDSVA) die Unterstützung des Venezolaners im Jahr kosten. Geld, das der in die Jahre gekommene Williams-Rennstall zur Neuausrichtung gut gebrauchen konnte und mit dem sich Maldonado einen Platz im Cockpit erkaufte. Das brachte Chavez und den PDSVA-Managern harte Kritik und Spott der Opposition ein, weil Maldonado zunächst die Ergebnisse schuldig blieb und stattdessen mit politisch belasteten Propagandavorstellungen in Caracas glänzte. „Pastor ist dankbar für die Unterstützung von PDVSA und von Präsident Chavez“, jubelte er im Fachblatt „Neonvenezuela“ artig zu Beginn seiner Formel-1-Karriere.

Die rund 180 Millionen US-Dollar, die PDVSA in die Karriere von Maldonado investieren, zahlen sich für die Machthaber in Caracas nun aus. Venezuela feiert seinen neuen Volkshelden. Die Tageszeitungen überbieten sich mit den Schlagzeilen, selbst der einzig verbliebene regierungskritische Sender „Globovision“ feiert den „Triumph von Barcelona“.

Für die Opposition kommt der historische Formel-1-Sieg Maldonados ungelegen. Sie hatte das millionenschwere Engagement des Ölkonzerns scharf kritisiert und stattdessen Investitionen in die Bildungseinrichtungen des Landes gefordert. Doch Venezuela liegt Maldonado nun zu Füßen und Sportminister Héctor Rodríguez kostet den Sieg aus. „Der Sieg von Pastor an diesem Sonntag beweist das Talent Venezuelas“, sagt er. Regimekritiker watscht er ab: „Es gibt Leute, die nicht an die Talente Venezuelas glauben.“

Der 27 Jahre alte Venezolaner ließ in der Vergangenheit keinen Zweifel daran, wem er für die Unterstützung zu danken hat. „Es wäre eine Ehre für mich, wenn der Präsident zu einem der Rennen kommt“, sagte Maldonado unlängst. Häufig trägt er eine Trainingsjacke in den venezolanischen Landesfarben, die auch Staatschef Hugo Chavez bei offiziellen Anlässen so gerne trägt. Beobachter rechnen nun damit, dass Pastor Maldonado in den nächsten Tagen persönlich nach Caracas kommt, um sich für die Unterstützung bei Hugo Chavez zu bedanken. Von diesen Bildern hat der Präsident geträumt: Endlich einmal sind es keine Ärzte an seiner Seite, sondern ein strahlender Formel-1-Held.

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