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Sport: Fahrt zum Silber mit viel Risiko

Amelie Kober überrascht im Snowboard-Slalom

Bardonecchia - Mit weißer Wollmütze stand die Snowboarderin Amelie Kober gestern Nachmittag in Bardonecchia im Zielraum. „Die sind gerade der letzte Schrei“, sagt die 18-Jährige. Nur noch selten nimmt sie ihre Mütze ab, auch im offiziellen Olympiabuch ist sie mit ihrer Kopfbedeckung zu sehen. Fast ist es ein besonderer Moment, wenn sie mal ohne diese Mütze zu sehen ist. Gestern Abend gab es so einen: Bei der Medaillenzeremonie auf der Piazza Castello in Turin.

Amelie Kober aus Miesbach hat überraschend Silber im Parallelriesenslalom gewonnen. „Wahnsinn“, sagte die Snowboarderin, „ich wollte eigentlich nur unter die ersten fünf kommen.“ Doch sie kam bis ins Finale und unterlag dort erst im zweiten Lauf nach einem Fahrfehler der Schweizerin Daniela Meuli. Das grämte sie schon kurze Zeit später nicht mehr. „Silber ist super“, sagte sie, „ich bin erst 18 Jahre alt und das sind meine ersten Olympischen Spiele.“ An der Piste freuten sich ihre Eltern und ihre besten Freunde mit ihr. Bronze gewann die Amerikanerin Rosey Fletcher.

Der wichtigste Sieg ist ihr im Achtelfinale gegen die Niederländerin Nicolien Sauerbreij gelungen. Im ersten Lauf war sie gestürzt und ging mit 1,5 Sekunden Rückstand in den zweiten. Diesen gewann sie mit drei Hundertstelsekunden Vorsprung. „Das war ein unglaublicher Moment“, sagt Timm Stade, Sportdirektor des Snowboardverbandes Deutschland (SVD), „von da an war sie im Rhythmus.“ Er beschreibt Kobers Fahrstil als sehr aggressiv. „Sie versucht, in jeder Kurve Schnitt zu fahren, das ist zwar schneller, aber damit geht sie auch ein höheres Risiko ein.“ Gestern hat es sich gelohnt. Auch in ihrer Karriereplanung geht sie Risiko. Im vergangenen Sommer verließ Amelie Kober das Sportgymnasium Berchtesgaden vorzeitig und begann eine Ausbildung bei der Bundespolizei. Um sich ihrem Sport besser widmen zu können. Auch das scheint ein richtiger Weg gewesen zu sein.

„Sie gehörte zu den Geheimtipps, wenn sie gut drauf ist“, sagt Stade. Für seinen Verband ist es die erste olympische Medaille, der SVD ist erst vor drei Jahren gegründet worden. „Wir tragen jetzt zum Medaillenspiegel bei“, sagt der Sportdirektor, „das gibt uns die Chance, die Sportart auf einem größeren Tablett zu präsentieren.“

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