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Fahrverbot: Nächste Fahrt im Kart

Wegen Testverbot und Nackenschmerzen lässt Schumacher den Ferrari stehen und steigt stattdessen ins Kart. Ferrari schießt gegen den Williams-Rennstall, der eine Ausnahme für Schumacher mit seinem Veto verhinderte.

Wer geglaubt hat, die Fairness habe sich mit Juan Manuel Fangio aus der Formel 1 verabschiedet, darf nun aufatmen. In Frank Williams ist zumindest ein untadeliger Sportsmann übrig geblieben. Der Teameigner verweigerte dem Rückkehrer Michael Schumacher die angestrebte Zustimmung, trotz Fahrverbots vor dem Rennen in Valencia noch einmal den aktuellen Ferrari F60 testen zu dürfen. „Zum Wohle der Beständigkeit und Fairness lehnen wir Ferraris Antrag ab“, sagte Williams der dpa. „Jede Abweichung von der Regel würde einen Präzedenzfall schaffen.“ Er sehe „keinen Unterschied zwischen Alguersuaris und Schumachers Situation“. Dem Toro-Rosso-Fahrer Jaime Alguersuari war vor dessen Debüt in Ungarn ein Ausnahmetest ebenfalls verweigert worden. Kein Wunder, dass auch Toro Rosso und das Hauptteam des Red-Bull-Konzerns gegen Ferraris Ansinnen votierten.

Verärgert verwies Ferrari auf seiner Internetseite darauf, dass man selbst einem Test für Alguersuari zugestimmt habe: „Aber es sieht so aus, dass sich jemand wieder einmal wortwörtlich an die Regeln halten will.“ Die Italiener bezeichneten Williams als Team, „das seit Jahren nichts mehr gewonnen hat und einmal mehr die Gelegenheit nicht ausließ, fehlendes Fairplay zu demonstrieren“. Man sehe deswegen „keine Möglichkeit mehr“, Schumacher vor dem Rennen in Valencia in zwei Wochen noch einmal eine Probefahrt im F60 zu verschaffen. Nicht einmal virtuell im konzerneigenen Fiat-Simulator in Turin. Der gehört nämlich offiziell zum Formel-1-Team und ist daher von den vorgeschriebenen Werksferien betroffen.

Auch das 2007er Modell, das Schumacher am Freitag in Mugello für seine privaten Testfahrten benutzt hatte, wird erst einmal in der Garage bleiben. Zumindest in dieser Woche wird Schumacher nicht mehr in ein Formel-1-Auto steigen. Das mache keinen Sinn, hieß es in seinem Umfeld, stattdessen wolle er sich in dieser Woche nur ins Kart setzen. Es darf nun spekuliert werden, ob das damit zu tun hat, dass dem Deutschen der von einem Motorradunfall im Februar lädierte Nacken schmerzt. „Mein Genick zwickt zugegebenermaßen etwas“, teilte Schumacher mit. „Das müssen wir noch in den Griff kriegen. Denn die Gesundheit geht vor, das ist die klare Absprache mit Ferrari und übrigens auch mit meiner Frau.“

Dass er sich nicht nur um sein Wohlbefinden sorgt, hatte Schumacher am Wochenende demonstriert. Da hatte er den Fahrer besucht, dessen Wagen er aushilfsweise übernehmen will. „Ich bin überrascht, was für einen extrem positiven Eindruck er macht“, teilte er nach seinem Besuch bei Felipe Massa mit. Inzwischen ist Massa in ein Hospital in seiner Heimatstadt Sao Paulo verlegt worden. „Der Patient ist gut angekommen, und die Entwicklung seines Gesundheitszustands ist extrem zufriedenstellend“, ließ das Krankenhaus verbreiten. Massa selbst sagte, er wolle „so schnell wie möglich wieder auf die Strecke und hinters Ferrari-Lenkrad“.

Das will auch sein Ersatzfahrer. Doch aufgrund der Umstände werde Michael Schumacher erst einmal in seiner Villa am Genfer See trainieren und dann von Tag zu Tag sehen, wie der Körper reagiere, hieß es. „Drei Kilo sind schon weg“, sagte der 40-Jährige. Vielleicht ergibt sich aber doch noch ein Test in einem aktuellen Rennwagen. Williams veranstaltet derzeit ein Quiz, bei dem drei Fragen beantwortet werden müssen. Der Hauptpreis: fünf Runden im Formel-1-Auto.

Christian Hönicke

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