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Tore sind nicht alles. Fürths Trainer Büskens.

© picture alliance / dpa

Fairplay-Preis: Kloses Erben

Vor dem Länderspiel in Berlin zeichnet der DFB acht Akteure des Fußballs mit dem Fairplay-Preis aus.

Endlich gibt es wieder Erfolgserlebnisse für Mike Büskens und Marius Ebbers. Vor dem Länderspiel gegen Schweden werden beide morgen Vormittag in Berlin geehrt. Nicht für sportliche Erfolge allerdings, denn in ihrem Kerngeschäft läuft es für sie alles andere als gut: Während Stürmer Marius Ebbers mit dem FC St. Pauli in der Zweiten Liga auf dem vorletzten Tabellenplatz steht, liegt Trainer Mike Büskens mit seinen Fürthern eine Klasse höher auf dem letzten Rang. Verlieren kann man aber auch fair; dafür werden beide nun ausgezeichnet – und mit ihnen auch der Mainzer Stadionsprecher Klaus Hafner sowie fünf weitere Spieler und Trainer aus dem Amateurbereich. Unter ihnen sind zwei Berliner Amateurtrainer: Steffen Fricke, C-Jugend-Trainer bei Eintracht Mahlsdorf, und Andreas Weiner, B-Jugend-Coach des Frohnauer SC.

Vor zwölf Jahren hat der DFB eine Aktion unter dem Motto „Fair ist Mehr“ gestartet, mit der faires Verhalten ausgezeichnet wird. Zuständig für die Auswahl der Sieger ist eine Arbeitsgruppe beim DFB. „Wir wollten mit der Aktion zeigen, dass es um die Fairness nicht so schlecht bestellt ist“, erklärt Klaus Kappes, Mitglied der Arbeitsgruppe. „Wir haben 80 000 Spiele pro Wochenende. Aber in die Schlagzeilen kommen vor allem Spielabbrüche und Schlägereien. Dabei sind das eher die Ausnahmen.“

Jeder kann Vorschläge für preiswürdige Gesten auf der Homepage des DFB machen. Jahr für Jahr kommen laut Kappes gut 600 Meldungen zusammen. Eine Jury, zu der unter anderem der Gewalt- und Fanforscher Gunter A. Pilz sowie ein Sporthistoriker gehören, bestimmt nach einer Vorauswahl dann die fünf Bundessieger. Seit 2005 erhalten auch Personen aus dem Profifußball einen Sonderpreis, die Fairplay-Medaille. Der erste Gewinner war Miroslav Klose. Der damalige Bremer hatte im Spiel gegen Arminia Bielefeld einen ihm zugesprochenen Elfmeter abgewiesen.

An Marius Ebbers’ faire Geste, für die er nun geehrt wird, dürften sich vor allem die Spieler und Fans des 1. FC Union Berlin erinnern. Es war der 10. April 2012, 30. Spieltag, Auswärtsspiel beim FC St. Pauli, für den es noch um den Aufstieg in die Bundesliga ging. In der 80. Minute erzielt Marius Ebbers das vermeintliche 2:1 für die Hamburger per Kopf – oder doch mit der linken Hand? Der Schiedsrichter und sein Assistent haben es nicht gesehen, einige Spieler von Union schon. Sie bedrängen Ebbers, appellieren an dessen Sportsgeist. Auch der Schiedsrichter redet auf Ebbers ein, bis der das Handspiel schließlich zugibt.

Lob wollte Ebbers damals nicht bekommen. „Ich habe mit beiden Körperteilen den Ball berührt“, sagte er. „Ich habe lange überlegt, was ich sage. Ich werde mich dafür nicht feiern lassen.“ St. Pauli gewann trotzdem noch mit 2:1, weshalb es Trainer André Schubert damals leichtfiel, von „einem Sieg für den Fairplay-Gedanken“ zu sprechen.

Während Marius Ebbers für eine Einzelaktion morgen ausgezeichnet wird, erhält Fürths Trainer Mike Büskens den Preis für sein Gesamtauftreten. „Vor jedem Heimspiel begibt sich Mike Büskens zur Auswechselbank der Gästemannschaft und begrüßt die Spieler sowie den Trainer der Gastmannschaft persönlich mit einem Handschlag“, heißt es in der Begründung der Jury. Ähnlich fair verhält sich der Mainzer Stadionsprecher Klaus Hafner, der auch Gästefans immer Raum für ihre Gesänge lässt. Und die Berliner Amateurtrainer haben Tore für ihre Teams aberkennen lassen, weil sie nicht regulär waren.

Als Preise gibt es Tickets fürs Länderspiel. Aber nur für die Amateure. Für Profis wurde die Fairplay-Medaille eingeführt, als Ersatz quasi; denn „Miroslav Klose zum Länderspiel einzuladen, bringt nicht so viel“, sagt Kappes. Büskens und Ebbers würden sich darüber vielleicht doch freuen.Jan Mohnhaupt

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