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Sport: Fairplay war gestern

13 Jahre nach Olympia in Sydney stehen etliche australische Athleten unter Doping-Verdacht.

Canberra - Doping, Drogen, Verbindungen zur organisierten Kriminalität: Ein Bericht über den Zustand des eigenen Sports hat Australien erschüttert und rüttelt am Selbstverständnis der Nation. Ermittlungen der Kommission zur Verbrechens-Bekämpfung (ACC) mit dem Titel „Project Aperio“ haben ein verheerendes Bild des Profisports in Down Under gezeichnet – 13 Jahre nach den glanzvollen Olympischen Spielen in Sydney. „Die Ergebnisse sind schockierend und werden die australischen Sportfans abstoßen“, sagte Justiz- und Innenminister Jason Clare am Donnerstag bei der Vorstellung des brisanten Reports.

Mehrere Athleten aus einer Reihe von Klubs in den wichtigsten australischen Sportarten seien verdächtig, gegenwärtig oder in der Vergangenheit Mittel genommen zu haben, die möglicherweise gegen bestehende Anti-Doping-Regeln verstoßen, sagte der Politiker. Doping sei weit verbreitet im Profisport, heißt es in dem Bericht der staatlichen Kommission. Sogar Substanzen, die nicht für den menschlichen Gebrauch zugelassen sind, kämen zum Einsatz. Involviert seien Wissenschaftler, Trainer und Betreuer. „Das ist Betrug. Aber es ist schlimmer als das: Es ist Betrug mit der Hilfe von Kriminellen“, sagte Clare.

Die Kommission fand heraus, dass bei der Verteilung der verbotenen Mittel auch die organisierte Kriminalität mitmischt. „Verbindungen zwischen der organisierten Kriminalität und Spielern bringt den Spieler in die Gefahr, zu Spielmanipulationen gedrängt zu werden“, meinte Clare. Die Untersuchung habe dafür ein mögliches Beispiel aufgedeckt, das derzeit untersucht werde. John Fahey, Vorsitzender der Welt Anti-Doping-Agentur Wada, nannte im TV-Sender ABC den Bericht aus seiner australischen Heimat „alarmierend, aber nicht überraschend“. Sportministerin Kate Lundy forderte die Sportverbände auf, Einheiten einzurichten, die mit der Australischen Anti-Doping-Agentur und der Polizei zusammenarbeiten, um das Problem zu lösen. „Wenn du betrügen willst, werden wir dich kriegen. Wenn du manipulieren willst, werden wir dich kriegen“, sagte sie kämpferisch.

Australien galt lange als Vorbild für den Anti-Doping-Kampf und war stolz auf sein Fairplay. In Sydney 2000 belegte das Land in der Nationenwertung hinter den USA, Russland und China Platz vier. Doch davon sind die Australier mittlerweile weit entfernt. Bei den Londoner Spielen im vergangenen Jahr kamen sie nur auf Rang zehn im Medaillenspiegel und erlebten vor allem in ihrer Kernsportart Schwimmen bittere Enttäuschungen. Mit dem Bericht steht der australische Sport nun möglicherweise vor noch viel größeren Problemen.dpa

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