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Sport: Falsche Feier

Am Geburtstag seines Trainers Thomas Doll verliert der Hamburger SV 1:2 gegen Werder Bremen – und nähert sich wieder einer Krise

Von Karsten Doneck, dpa

Hamburg - Um seine Person war ein mächtiger Wirbel entstanden. Mehdi Mahdavikia musste sich den Vorwurf anhören, ihm mangele es an Einsatzbereitschaft, er opfere sich nicht genügend auf für die Mannschaft. Der Hamburger SV dachte sogar darüber nach, ihn zum Ende der Saison zu verkaufen. Mahdavikia, Mittelfeldflitzer und Publikumsliebling beim Hamburger SV, steckte tief in der Krise. Auch gegen Werder Bremen schmorte er zunächst auf der Bank. Bis zur 56. Minute. Da wechselte ihn der Hamburger Trainer Thomas Doll ein. Nur 80 Sekunden später beendete Mahdavikia auf einen Schlag alles Krisengerede: Mit einer Körpertäuschung ließ er Bremens Ludovic Magnin stehen, lief allein aufs Tor zu und schoss zum 1:1-Ausgleich ein. Indes: Es reichte nicht.

Werder Bremen holte mit einem 2:1 (1:0) die drei Punkte. Und Mahdavikia konnte sich über sein Tor gar nicht mehr richtig freuen. „Die Mannschaft ist wichtiger als meine persönliche Leistung“, sagte er. Auch dem Hamburger Trainer Thomas Doll, der gestern 39 Jahre alt wurde, war nicht nach Feiern zumute. Schon die Ausgangsposition war für ihn nicht günstig. Mit Barbarez, Mpenza (beide gesperrt), Lauth, Boulahrouz und Wicky (alle verletzt) fehlten fünf Stammspieler. Doll wollte diese Ausfälle nicht als Entschuldigung gelten lassen. „Diese Dinge kann man sowieso nicht ändern. Wir haben garantiert nicht verloren, weil uns vier, fünf Spieler gefehlt haben“, sagte der HSV-Trainer. Er vermisste bei seiner Mannschaft die Abgeklärtheit.

Das Manko wurde deutlich, als nach einem Pass von Stefan Beinlich Naohiro Takahara und Mustafa Kucokovic, der Torjäger der HSV-Amateure, auf Werders Tor zuliefen. Aber die beiden Hamburger behinderten sich beim Abschluss derart tölpelhaft, dass Kucokovic den Ball um Millimeter über die Querlatte schoss.

Werder war weitaus effektiver. Für „viel Einsatz, viel Bereitschaft und viel Willen“, so Bremens Trainer Thomas Schaaf, wurde Werder zu Recht belohnt. Die Gäste schossen zum richtigen Zeitpunkt die Tore. Früh glückte Miroslav Klose das 1:0. HSV-Abwehrchef Daniel van Buyten hatte gegen Klose 25 Meter vor dem Tor den Ball vertändelt. Klose blieb zur Halbzeit verletzt in der Kabine. Knieprobleme, hieß es. Es zeugte von Coolness, wie Werder das 1:1 wegsteckte und durch Ivan Klasnic’ prächtig gezirkelten Schuss ins Tordreieck das Spiel entschied.

Bremen mischt nun wieder mit im Geschäft um die Plätze für die Champions League und hat sogar noch eine bescheidene Chance auf die Titelverteidigung. Der HSV hingegen hat seit drei Spielen nicht mehr gewonnen und muss am Samstag zu Schalke 04. Der Klub nähert sich damit der ersten Krise, seit Thomas Doll der Trainer ist. Einer, der vielleicht Auswege aus der misslichen Lage weist, ist Mahdavikia. „Toll, wie er der Mannschaft geholfen hat“, sagte Doll. Von Verkauf war da nicht mehr die Rede. Mahdavikia weiß jetzt, wo’ s langgeht. Er sagte: „Ich wollte alles geben, das ist meine Antwort auf das Riesentheater um mich während der Woche.“

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