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Sport: Falscher Ort, falsche Zeit

Anna-Lena Grönefeld zeigt bei den German Open eine schwache Leistung und scheidet aus

Berlin - Der Ball war knapp im Aus, so knapp, dass es nicht sofort erkennbar war. Anna-Lena Grönefeld lief Richtung Netz, es sah so aus, als wollte sie gegen die Entscheidung protestieren, aber dann stoppte sie, drehte sich um und ging zur Grundlinie zurück. Eine Geste der inneren Zerissenheit. Eine Andeutung von Kampfgeist, aber halt doch kein echter Protest. Es war eine Geste, die für ihr ganzes Spiel stand. Sekunden später hatte Anna-Lena Grönefeld aus Nordhorn, 14. der Weltrangliste , 3:6, 6:2, 3:6 gegen Catalina Castano aus Kolumbien, Weltranglisten-36, verloren. Die zweite Runde war für die beste deutsche Spielerin bei den German Open in Berlin auch die letzte. Anna-Lena Grönefeld fand nur selten eine klare Linie in ihrem Spiel. Sie schlug die Rückhand zeitweise zu schwach, leistete sich in den ersten beiden Spielen drei Doppelfehler, hatte mit der Vorhand Probleme und tauchte kaum am Netz auf. Nur im zweiten Satz spielte Grönefeld aggressiv genug.

Zwanzig Minuten nach dem Spiel saß sie allein an einem großen Tisch, blass, die Schultern eingezogen, als wollte sie sich hinter den schmalen Mikrofonen verstecken, die sich vor ihr ausrichteten. „Catalina hat die Bälle gut platziert“, sagte sie, „deshalb bin ich bald zu weit hinter der Grundlinie gestanden. Sie ließ mich nicht so spielen, wie ich wollte.“ Sie wollte aggressiv spielen, denn Anna-Lena Grönefeld ist keine, die auf Fehler der anderen wartet. „Wenn ich am Netz war, habe ich sie unter Druck gesetzt“, sagte sie. Allerdings: „Ich war zu selten am Netz.“

Doch ihr Stellungsspiel ist das kleinere Problem. Das größere ist die Rolle, die Anna-Lena Grönefeld strategisch spielen soll. Das „Tennis-Magazin“ hat diese Rolle so beschrieben: Grönefeld sei „so etwas wie die letzte Hoffnung“ im deutschen Damentennis. Sie soll für Aufmerksamkeit, für Sponsoren, für Fernsehzeiten sorgen, sie soll die Hauptrolle in einer großen Strategie spielen.

Grönefeld ist durchaus geeignet für ihre Rolle, so lange es um Zahlen und sportliche Parameter geht. Sie katapultierte sich in drei Jahren von Rang 309 der Weltrangliste auf Platz 14. Sie hatte im Oktober 2005 in Moskau die Russin Maria Scharapowa, die Nummer drei der Welt, am Rande einer Niederlage und wurde nur durch eine Verletzung gestoppt. Und vor kurzem hat die 20-Jährige ihr erstes Turnier gewonnen, in Acapulco.

Doch die Rettung des deutschen Damentennis funktioniert noch nach einer weiteren Regel. Und die heißt optimales Timing. Um ARD oder Regionalsender anzuziehen, müsste Grönefeld bei Auftritten in Deutschland Erfolg haben. Bei den German Open zum Beispiel, dem wichtigsten Frauen-Tennisturnier im Land. Stattdessen: Ende in Runde zwei.

Fast folgerichtig fiel denn auch das Stichwort „Font de Mora“. Rafael Font de Mora ist Grönefelds Trainer, er arbeitet mit ihr in Scottsdale, Arizona, und er hat sich heftig mit Barbara Rittner angelegt. Rittner ist Teamchefin des deutschen Fedcup-Teams, sie ist damit auch Grönefelds Chefin. Rittner hatte Font de Mora nach der Fedcup-Pleite der Deutschen gegen die USA vorgeworfen, der Spanier gehe zu hart mit Grönefeld um. Font de Mora wehrte sich in Berlin heftig. Rittner provoziere Konflikte und mache schlechte Arbeit. Grönefeld hält sich raus aus dem Streit. Der Konflikt habe keinen Einfluss auf ihr Spiel gehabt, sagte sie. Und ansonsten: „Kein Kommentar zu dem Thema.“ Barbara Rittner war gestern verwundert: „Ich bin überrascht über die Härte seiner Worte. Er ist ein guter Trainer.“ Aber beim nächsten Fedcup-Spiel gegen China will sie ihn auf keinen Fall dabei haben. „Ich dulde ihn nicht mehr in der Mannschaft.“

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