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Fan-Krawall: DFB prüft Strafe gegen Rostock

Hansa Rostock hat im Auswärtsspiel bei Rot-Weiss Essen nicht nur zwei Punkte verspielt. Der Aufstiegskandidat muss nach den Fan-Krawallen mit schmerzhaften Sanktionen rechnen. Der DFB ermittelt.

Essen - Wegen eines durch Leuchtfeuer ausgelösten Brandes im Gäste-Fanblock unterbrach Schiedsrichter Jochen Drees am Montagabend in der 50. Minute die Partie Rot-Weiss Essen - Hansa Rostock (0:0) für knapp 15 Minuten. Da die Krawalle von mutmaßlichen Hansa-Fans ausgingen, muss der Club harte Sanktionen befürchten. "Wir schämen uns für diese Vorkommnisse, ich rechne mit einer Strafe", sagte Hansa Vorstandschef Dirk Grabow.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) reagierte prompt: Bereits am Dienstag nahm der Kontrollausschuss die Ermittlungen auf. "Dass es sich hierbei um kein Bagatelldelikt handelt, hat jeder gesehen. Wir werden nun alle Erkenntnisse sorgfältig auswerten und danach das Verfahren einleiten", kündigte der Kontrollausschussvorsitzende Horst Hilpert in einer DFB-Mitteilung an.

"Das war oberpeinlich"

Sekunden, nachdem das Feuer im Georg-Melches-Stadion ausgebrochen war, reagierte Drees und schickte die Spieler in die Kabine. Während Besucher, darunter auch Kinder, an die Zäune gedrückt wurden und eine Panik drohte, flogen von der Tribüne weitere Feuerwerkskörper auf den Rasen. Erst als eine Hundertschaft der Polizei den mit rund 1500 Fans gefüllten Block stürmte, die Brandkörper löschte und für Ruhe sorgte, wurde das Spiel fortgesetzt. "Das war oberpeinlich und fällt auf uns zurück. Wer so etwas macht, muss für immer vom Fußball ausgeschlossen werden", meinte Hansa-Trainer Frank Pagelsdorf. Manager Stefan Studer sagte verärgert: "Da muss man von Idioten sprechen, die dem Fußball schaden und leider ganz klar dem FC Hansa Rostock."

Hansa muss eine Geldstrafe befürchten. Die Gäste-Anhänger gelten als Wiederholungstäter. In dieser Saison kam es bereits bei Rostocker Auswärtsspielen in Burghausen, Karlsruhe und Babelsberg (Pokal) zu Vorkommnissen, Hansa distanzierte sich daraufhin von einer bestimmten Fan-Gruppe. "Ich hatte den Eindruck, dass die Krawalle in Essen geplant waren", sagte Hansa-Torwarttrainer Perry Bräutigam, der einen Racheakt vermutet. Pagelsdorf: "Das waren Leute, die dem Club bewusst schaden wollten. Ich hoffe auf eine milde Strafe für den Verein."

RWE: Aufsichtspflicht nicht verletzt

RWE-Sportdirektor Olaf Janßen sieht es ebenso, glaubt aber nicht, dass der gastgebende Club seine Aufsichtspflicht verletzt hat: "Wenn jemand Feuerwerk ins Stadion schmuggeln will, schafft der das auch." Clubchef Rolf Hempelmann fürchtet ebenfalls keine Strafe für RWE: "Die Deutsche Fußball-Liga wird genau hinschauen und differenzieren, in welchen Zuschauerblöcken diese Randale stattfanden", sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete, der auch die Politik in die Pflicht nahm: "Insbesondere die Landesregierungen sind gefordert."

Auf das insgesamt faire, aber auf mäßigem Niveau stehende Spiel hatten die Vorkommnisse keine Auswirkungen. In dem hektischen Match konnte sich Hansa beim Abstiegskandidaten Essen nie entfalten und verlor wichtige Zähler. "Das ist eher Stagnation als ein Rückschlag. Wir spielen passabel, entwickeln aber kaum Torgefahr", klagte Hansa- Kapitän Stefan Beinlich, der aus den letzten drei Partien drei Siege fordert. "Wenn wir alles gewinnen, steigen wir auch auf." Rostock bleibt zwar Tabellen-Zweiter, die Verfolger Duisburg, Fürth und Freiburg haben den Rückstand aber auf zwei Punkte reduziert. Studer wollte dennoch nicht von einem Dämpfer reden. "Auswärts ist ein 0:0 ein Punktgewinn." Pagelsdorf trauerte Enrico Kerns Großchance (87.) nach: "Wir gingen das Tempo mit, haben aber zu wenig daraus gemacht."

Essen kaufte Hansa phasenweise den Schneid ab, verpasste aber den Sprung aus der Abstiegszone und steht vor dem direkten Wiederabstieg in die Regionalliga. "Wir haben als Mannschaft überzeugt, aber unsere Torchancen nicht genutzt", klagte RWE-Trainer Lorenz-Günther Köster, dessen Stürmer Danko Boskovic mehrere Einschusschancen verpasste. "Wir suchen weiter unsere Chance, auch nächsten Sonntag in Fürth." (tso/dpa)

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