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Serena Williams Anfang September bei den US Open.

© Eduardo Munoz Alvarez/AFP

"Fancy Bear": Hacker bezichtigen Williams-Schwestern und Turnerin Biles des Dopings

Eine Hackergruppe hat brisante Dopingtests veröffentlicht, die sie der Turn-Olympiasiegerin Simone Biles und den Tennisstars Venus und Serena Williams zuschreibt. Ein Experte kritisiert die vielen Ausnahmeregelungen.

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Eine Hackergruppe namens "Fancy Bears" behauptet, sich Zugang zu den Daten der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada verschafft zu haben. Die Gruppe listet auf ihrer Webseite fancybear.net mehrere US-amerikanische Sportler auf - darunter die Turnerin Simone Biles oder die Tennisspielerinnen Serena und Venus Williams -, die angeblich positiv auf verschiedene Präparate getestet worden seien. Die Sportler würden leistungssteigernde Mittel einnehmen, für die sie sich Ausnahmegenehmigungen verschafft hätten.

Die "Fancy Bears'" unterfüttern ihre Anschuldigungen mit mehreren Dokumenten, die - im Falle von Biles - unter anderem vom Doping-Labor in Rio erstellt worden sein sollen. Ob es sich hierbei um echte oder gefälschte Dokumente handelt, ist bislang unklar.

Im Falle von Biles werden dabei Substanzen aufgelistet, die für die Behandlung des Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms ADHS eingesetzt werden. Bei Serena Williams wird unter anderem Prednisolon aufgeführt, ein entzündungshemmendes Cortison-Präparat, das als Schmerzmittel eingesetzt wird, aber auch positive Effekte auf den Kohlehydratstoffwechsel hat. Es wird auch im Radsport verwendet.

Um positive Dopingtests würde es sich hierbei de facto nicht handeln, da für alle diese Substanzen Ausnahmegenehmigungen aufgelistet werden. Der Dopingforscher Perikles Simon kritisiert diese Praxis, die zur Einnahme verbotener Substanzen berechtigt. "Das ist ein richtiger Stimulus zum Dopen", sagte er dem "Tagesspiegel". "Wenn ein Hochleistungsathlet liest, was er alles nehmen darf, wenn er einen Arzt findet, der ihm die Ausnahmegenehmigung erteilt - dann ist es für mich logisch und konsequent, dass er das auch versucht. Da ist dem Athleten kein Vorwurf zu machen. Der Fisch stinkt hier vom Kopf, und zwar gewaltig."

Das Regelwerk öffne Tür und Tor für Missbrauch. "Diese ganzen Ausnahmegenehmigungen sind geradezu ein Stachel in das Herz der sauberen Athleten - sie müssen befürchten, dass sie ins Hintertreffen geraten", sagte Simon. "Es darf im Elitesport überhaupt keine Ausnahmegenehmigungen geben, weil sie den Wettbewerb verzerren. Wenn einer krank ist, wenn er Asthma hat oder sonst was, dann kann er eben nicht im Hochleistungssport starten. Wer nur 1,50 Meter groß ist, kann auch nicht in der NBA Basketball spielen."

Die Motive der Hackergruppe sind bislang unklar

Über Motive und Hintergründe von "Fancy Bear" ist wenig bekannt. Der britische "Guardian" mutmaßte in einem Artikel vom August, dass die Hacker Verbindungen zum russischen Geheimdienst hätten. Die Internetseite ist dagegen in Frankreich registriert. "Fancy Bears" ist ein Alias der Hackergruppe "Sofacy Group", die in der Vergangenheit ebenfalls mit Russland in Verbindung gebracht wurde und verdächtigt wird, mehrere Hackerattacken ausgeführt zu haben. Unter anderem wird angenommen, dass die Gruppe für den Hackerangriff auf den Deutschen Bundestag im Jahr 2014 verantwortlich sein soll. Bestätigen lassen sich diese Berichte nicht.

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