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They still believe. Englands Fans halten trotz vieler Enttäuschungen

© dpa

Fans: Ohne England wär’ hier gar nichts los

Die Fans von der Insel machen sich beliebt

Hochrote Köpfe, rundliche Körper, morgens meist eine heisere Stimme, abends großer Durst. Roger, 47, und Allen, 45, sind England-Fans, wie man sie sich vorstellt. Schon vor ein paar Tagen haben sie beim Frühstück in einem Guesthouse in Kapstadt die Achtelfinalpaarung gegen Deutschland vorhergesagt, als ihnen Omelette und Würstchen zubereitet wurden. Seit mehr als einem Jahrzehnt lassen die beiden Südengländer kein großes Spiel der „Three Lions“ aus – und heute werden sie in Bloemfontein sein, wie geschätzte 25 000 andere Landsleute auch. Schon vor dem Spiel wird die Stadt fest in englischer Hand sein.

Friedfertige wie feierfreudige Charaktere prägen bisher das Bild der englischen Fans während der WM. Die Zeiten trunkener Raufbolde sind schon seit einem Jahrzehnt vorbei. „Seit der EM 2000 haben wir keine Probleme mehr gehabt“, sagt Kevin Miles, der internationale Koordinator der englischen Fanvereinigung. Englischer Support geht längst anders: Gesang und Alkohol ja, Gewalt und Exzesse nein. Egal ob in der Long Street von Kapstadt oder in Port Elizabeth: Die Engländer sind genau wie 2006 in Deutschland auch in Südafrika ein gern gesehenes Publikum. „Ohne sie wäre hier die ganze WM tote Hose gewesen“, sagen Hoteliers.

„Die englischen Fans sind Botschafter ihres Landes. Wir sind entzückt“, sagt Andy Holt, Chef einer zwölfköpfigen englischen Polizeigruppe, „Männer sind mit ihren Frauen gekommen, Väter mit ihren Söhnen, Freunde mit Freunden: Sie kombinieren Urlaub mit Fußball.“ Zu Tausenden haben Engländer die Fähren nach Robben Island oder die Seilbahn auf den Tafelberg genommen, viele haben auch noch eine Safari eingeschoben. Nun führt die Expedition nach Bloemfontein, wo das lokale Organisationskomitee den ansässigen Gaststättenverband darauf hingewiesen hat, „dass Fans aus Ländern mit einer großen Bierkultur kommen“. Deshalb wird es nicht mal ein Alkoholverbot geben. Auch Andy Holt sorgt sich nicht wirklich: „Ich glaube nicht, dass es Ärger gibt.“ Trotzdem haben die Organisatoren das Achtelfinale zum Risikospiel erklärt, neben einem Großaufgebot von Sicherheitskräften wird das Spiel von deutschen und englischen Polizisten bewacht.

Kevin Miles glaubt, dass drei Viertel der Zuschauer im Stadion heute England anfeuern werden, da auch viele Südafrikaner mit englischen Wurzeln kommen werden. Einige Fans allerdings haben sich verkalkuliert. „Viele haben erwartet, dass England Gruppensieger wird und haben sich Tickets für die andere Achtelfinal-Begegnung besorgt“, sagt Miles. „Ich denke aber nicht, dass diese Unglücklichen jetzt alle nach Rustenburg geflogen sind, um sich das Spiel USA gegen Ghana anzuschauen.“Frank Hellmann, Lars Spannagel

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