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Sport: Favoritin mit dem Luftgewehr Sonja Pfeilschifter ist

die erste Goldhoffnung

Sie scheint geklärt, die Sache mit dem ersten deutschen Olympiasieg. Die große amerikanische Zeitschrift „Sports Illustrated“ sieht die Luftgewehrschützin Sonja Pfeilschifter ganz vorn, wenn am Samstag die erste der 302 Olympia-Entscheidungen ansteht. Und selbst Wang Yifu, Trainer der Olympiasiegerin von 2004 Du Li, ist von der derzeitigen Ausnahmestellung der Münchnerin fest überzeugt: „Pfeilschifter ist besser als jede andere.“

Wenn da diese Vorgeschichte nicht wäre: Dreimal ist Pfeilschifter bereits als erste deutsche Medaillenhoffnung in das größte Sportereignis der Moderne gestartet: 1992 in Barcelona, 2000 in Sydney, und auch in Athen 2004. Und jedes Mal ging die Favoritin aus München leer aus. In Sydney verschenkte sie ihre Führung im Finaldurchgang und wurde nur Fünfte. „Olympia mag mich nicht“, sagte sie damals. Und als sich dieses sportliche Drama in Athen mit dem fünften Platz wiederholte, verließ sie sogar laut fluchend die Schießanlage.

In Peking will die 37-Jährige nun diese Wiederholungsgeschichte beenden. „Ich denke nicht zu viel über andere Konkurrentinnen nach. Ich tue mein Bestes“, erklärt sie zurückhaltend. Und dennoch ist diesmal etwas anders: Während die zierliche, 1,56 Meter große Frau in der Vergangenheit stets die Favoritenstellung ablehnte, akzeptiert sie diese nun. Sie stellt sich dem Druck. „Da gibt es nichts zu vertuschen, sie muss mit der Favoritenstellung leben“, sagt Hubert Bichler, ihr Trainer bei der Hauptschützengesellschaft München. „Sie hat schließlich die letzten vier Weltcups gewonnen.“

So gut war Sonja Pfeilschifter noch nie, versichern andere Trainer im Deutschen Schützenbund. Pfeilschifters Technik sei überragend. Wären da nicht diese vielen Unwägbarkeiten, die das Sportschießen in Extremsituationen produziert. Hier hat der Sportler, der vor dem Wettkampf über mögliche Gold-Chancen nachdenkt, oft schon vor dem ersten Schuss verloren. Ist der Puls des Schützen nur ein paar Schläge höher, ist die Chance dahin. Hinzu kommt: Pfeilschifter braucht länger als die Konkurrentinnen. „Ich brauche die Zeit für die Vorbereitungen“, sagt die Sportsoldatin. Wenn sie das Gewehr anlegt, atmet sie noch dreimal tief durch – und dann nicht mehr, bis der Schuss fällt. 30 Sekunden kann es dauern, wenn sie den Atem anhält. Ob Pfeilschifter in diesen 30 Sekunden ihre Nerven in den Griff bekommt, ist auch diesmal ungewiss.

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