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Ärgern mit dem Trainer. Arsene Wengers Ruf hat stark gelitten. Die Arsenal-Defensive macht zu viele Fehler und seine Neuverpflichtungen erreichen nicht das frühere Niveau.

© dpa

FC Arsenal: Nur die alten Tage glänzen

Vor dem Champions-League-Rückspiel beim FC Bayern München rumort es beim FC Arsenal. Selbst der lange als unantastbar geltende Trainer Arsene Wenger ist nicht mehr unumstritten.

An schlechte Nachrichten haben sie sich gewöhnt im Emirates Stadium, wo der FC Arsenal seit Monaten dem Glanz alter Tage hinterherträumt und in dieser Saison womöglich das Klassenziel verpassen wird, das da heißt: Champions League. In der englischen Meisterschaft fehlen schon fünf Punkte auf den dafür notwendigen vierten Platz. Und an eine direkte Qualifikation durch den Gewinn der Champions League hatten im Norden Londons auch schon vor dem Achtelfinale gegen den FC Bayern München nur wenige geglaubt. Nach dem 1:3 daheim im Hinspiel tendiert die Zuversicht Richtung Nullpunkt.

Ein letztes Minimum an Hoffnung hat den Fans nun die medizinische Abteilung des Klubs geraubt – mit einem Bulletin, das einen Einsatz des besten Arsenal-Akteurs Jack Wilshere beim Rückspiel in München (20.45 Uhr, live im Ticker bei Tagesspiegel.de) ausschließt. Der Mittelfeldspieler leidet an einer Knöchelentzündung. Auch Lukas Podolski ist wegen einer Sprunggelenksverletzung gar nicht erst mit nach Deutschland gereist, aber der ehemalige Münchner hat bei Arsenal trotz aller Wertschätzung längst nicht den Status, den sich Wilshere erarbeitet hat, oder besser, erspielt hat. Der 21-Jährige ist im Kader eine Art Reminiszenz an die großartigen Nachwuchsleute, mit denen Trainer Arsene Wenger sein Team immer wieder verstärkt hat. Eine glückliche Hand war bei der Rekrutierung von Englands Nachwuchsspielers des Jahres 2011 allerdings nur bedingt nötig. Jack Wilshere kickt seit seinem neunten Lebensjahr für Arsenal.

Die Fans rund um das Emirates Stadium sind ziemlich verzweifelt, weil sich ihre Mannschaft schon seit Jahren nicht mehr konkurrenzfähig weiter entwickelt. Immer wieder im Sommer bietet sich dasselbe Bild: Die Besten gehen, weniger Gute kommen. Kürzlich wurden wieder große Investitionen angekündigt – wie jedes Jahr um diese Zeit, vor der der Verlängerung der Jahreskarten.

Wenger hat im Norden Londons immer noch viele Bewunderer. Aber gerade die älteren Fans, die schon glorreiche Zeiten unter anderen Trainern erlebt haben, wenden sich von ihm ab. Die Geschichte um die (angebliche) Übernahme des Klubs durch Investoren vom Arabischen Golf hat gezeigt, wie sehr es im Verein rumort. Viele Fans sind im Prinzip dafür, weil sie dem derzeitigen Vorstand um den US-Amerikaner Stan Kroenke nicht trauen. Er scheint, wie Wenger, zufrieden mit dem Status Quo zu sein. Insgesamt hat Wengers Ruf stark gelitten. Arsenals Defensive macht zu viele Fehler, und seine Neuverpflichtungen erreichen nicht das Niveau früherer Stars.

Vor der Reise nach München wirkte der 63 Jahre alte Elsässer ratlos. Seine strategische Ausrichtung reduzierte sich auf das Prinzip Hoffnung. „Es hat in der Champions League schon einige Siege von Arsenal gegeben, auf die wir sehr stolz sind“, sagte Wenger. „Wir müssen uns alle selbst davon überzeugen, dass wir es schaffen können. Wir wollen das Unmögliche möglich machen.“

Zu allem Überfluss trägt Arsenal in München auch noch schwer an der Bürde nationaler Verantwortung. Nach dem K.o. von Manchester United vor einer Woche gegen Real Madrid und dem bereits in der Vorrunde besiegelten Aus von Manchester City und Titelverteidiger FC Chelsea hängt das Schicksal der Premier League auf europäischer Ebene ausgerechnet an den schwächelnden Gunners. Sollte Arsenal das Wunder von München verwehrt bleiben, wäre die Premier League zum ersten Mal seit 1996 nicht mehr im Viertelfinale der Champions League vertreten. Ein Horrorszenario, nicht nur für die Fans in Nord-London.

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