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Sport: FC Bayern droht mit Millionenklage

Verein und DFB weisen Bericht über Verwicklung Schweinsteigers zurück – auch 1860 München verteidigt zwei Profis

München - Uli Hoeneß war empört: „Wir haben sofort einen Anwalt eingeschaltet“, sagte Bayern Münchens Manager dem Tagesspiegel. Derart aufgebracht hatte ihn ein Bericht der Münchner Tageszeitung „tz“, wonach Nationalspieler Bastian Schweinsteiger in den jüngsten Wettskandal im deutschen Fußball verwickelt sein soll. „Wenn es wahr ist, was wir gehört haben, dann läuft das auf eine Millionenklage gegen die „tz“ hinaus“, sagte Hoeneß. Schweinsteiger habe dem FC Bayern erklärt, er habe „nie in meinem Leben auch nur einen Euro auf ein Spiel gesetzt“.

Die Boulevardzeitung hatte berichtet, dass Schweinsteiger sowie zwei Profis des Zweitligisten 1860 München, Paul Agostino und Quido Lanzaat, von der Staatsanwaltschaft München als „Beschuldigte“ geführt würden und „alle drei von der Polizei zum Verhör einbestellt wurden“. Oberstaatsanwalt Anton Winkler sagte im „Bayerischen Rundfunk“: „Wir haben noch keine einzige Person im Rahmen dieses Wettskandals, wenn es einer ist, die wir konkret beschuldigen. Wir haben noch keinen einzigen im Rahmen dieser Auswertungen der Informationen vernommen oder zu irgendeiner Vernehmung geladen.“

Bastians Vater Alfred Schweinsteiger, zeigte sich über die Vorwürfe bestürzt: „Allein der Gedanke daran ist schon zu viel“, sagte er dem Tagesspiegel. Roque Santa Cruz, Mannschaftskollege von Schweinsteiger, sagte: „Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen. Die Nachricht habe ich gerade im Autoradio gehört und glaube nicht, dass er so etwas machen würde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendeiner aus der Mannschaft das macht.“

Der ebenfalls in dem Zeitungsbericht genannte Quido Lanzaat wehrte sich gegen die Anschuldigungen. „Ich habe damit nichts zu tun. Das habe ich auch meinem Verein gesagt. Ich habe in der Vergangenheit nicht auf Spiele meines Vereins gesetzt und werde das auch in Zukunft nicht machen“ sagte der Abwehrspieler dem Tagesspiegel. „Von der Staatsanwaltschaft habe ich nichts gehört. Bei mir ist das nur ein Gerücht, und ich gehe davon aus, dass das auch bei Paul Agostino ein Gerücht ist. Die Leute, die Beweise haben, sollen sich melden, dann weiß ich, wie mein Name dahin kommt. Es geht Sie nichts an, ob ich jemals gewettet habe. So weit ich weiß, ist es nicht verboten, auf Spiele zu setzen. Mehr will ich dazu nicht sagen. Die Leute, die das untersuchen, können sich keine Fehler erlauben, ich überlege, rechtlich dagegen vorzugehen.“

Auch Agostinos und Lanzaats Verein kündigte Konsequenzen an. „Wir werden gegen die Veröffentlichungen auf Basis von Gerüchten mit gleicher Härte vorgehen, mit der auch unsere Spieler konfrontiert wurden“, teilte 1860-Geschäftsführer Detlef Romeiko mit. „Bis zur Vorlage von Tatsachen gehen wir von der Unschuld unserer Spieler aus.“

Oberstaatsanwalt Winkler hatte vor dem Bericht der „tz“ bereits Meldungen dementiert, nach denen den Ermittlungsbehörden die Namen angeblich in die Wettaffäre verstrickter Spieler bekannt sind. „Das kann ich so nicht bestätigen“, sagte Winkler. Die Staatsanwaltschaft München prüft die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens aufgrund von Informationen des ARD-Magazins „Plusminus“. Nach „Insider-Informationen“ von „Plusminus“ soll ein deutscher Nationalspieler „mit der so genannten Wettmafia zusammenarbeiten“. Im deutschen Wettskandal ging es bislang nur um Ermittlungen wegen versuchter Manipulationen von Regional- und Zweitligaspielen.

Auch Goetz Eilers, der Chefjustiziar des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), ließ sich von der Münchner Staatsanwaltschaft bestätigen, dass es kein Ermittlungsverfahren gegen Schweinsteiger gebe und dass er auch nicht vernommen wurde. Präsident Theo Zwanziger kündigte an, dass der DFB rechtliche Schritte prüfen werde. „Die derzeit von einigen Medien praktizierten Verhaltensweisen sind unverantwortlich, unanständig und beschädigen den guten Ruf von Spielern, Bundesligaklubs und der Nationalmannschaft“, erklärte Zwanziger. „Ich halte es für einen primitiven Vorgang, wenn durch effekthascherische Berichterstattung in der Öffentlichkeit stehende Sportler in Misskredit gebracht werden.“ Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff findet es „unverantwortlich, wenn auf Grund von Spekulationen praktisch Rufmord an unseren Nationalspielern betrieben wird“. ben/mkü/uem

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