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Kein einfacher Zeitgenosse. Wayne Rooney ist in seiner Karriere ebenso häufig abseits des Feldes auffällig geworden wie mit Fußball an sich

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FC Bayern gegen Manchester United: Wayne Rooney: Die Diva hat wieder Lust

Wayne Rooney wollte Manchester verlassen, unter Uniteds neuem Trainer David Moyes hat sich der Superstar der Engländer aber neu erfunden - nicht die schlechtesten Nachrichten vor dem Spiel gegen den FC Bayern am Dienstagabend.

Wayne Rooney ließ den Ball knapp innerhalb der gegnerischen Hälfte einmal auftippen, dann schlug er mit dem rechten Fuß zu. Ein Volley aus rund 45 Metern, der über den Torhüter hinweg ins Netz flog. Es war das erste Tor beim 2:0-Sieg über West Ham United in der vorletzten Woche. Rooney war an diesem Tag Manchesters Kapitän und führte seine Mannschaft mit einer überragenden Leistung zum Sieg. Wenn United am Dienstagabend gegen den vor einer Woche frisch gekrönten Deutschen Meister FC Bayern aufläuft (20.45 Uhr, live bei Sky), wird Rooney wohl wieder nur Vizekapitän sein. Als Vorbild wird er allerdings immer noch dringend gebraucht.

Von den wenigen Erfolgsgeschichten, die der umstrittene United-Trainer David Moyes in dieser Saison genießen konnte, ist Rooneys Entwicklung wahrscheinlich die größte. Als der Stürmer im Februar einen neuen Vertrag unterschrieb – mit einem Wochengehalt von rund 300 000 Pfund – hagelte es Spott. United sei derzeit so schlecht, dass der Klub Rekordsummen für eine alte, dicke, überschätzte Primadonna bezahlen müsse, lautete die populäre Einschätzung. Aber besonders in den vergangenen Spielen hat Rooney gezeigt, wie wichtig er noch für seine Mannschaft ist. Nicht nur die Leistung gegen West Ham, sondern auch seine zwei Tore gegen Aston Villa waren der Beweis, dass er die riesengroßen Hoffnungen von Old Trafford immer noch schultern kann.

Gegen Bayern steht Rooney besonders unter Druck

Gegen Bayern wird er besonders unter Druck stehen, denn Uniteds wohl einziger anderer Superstar Robin van Persie fällt mit einer Knieverletzung für weitere fünf Wochen aus. Der Niederländer wird beide Spiele gegen Bayern verpassen. Rooney ist im doppelten Sinne allein – als Stürmer und als Star. Die Tage, in denen Rooney zur Fußball-Weltklasse gezählt wurde, sind längst vorbei. Einst war der bullige Angreifer Englands größte Hoffnung, sein außergewöhnliches Talent schien einen Aufstieg bis in die Weltspitze unumgänglich zu machen. Ab und zu gibt er noch einen Beweis seiner einzigartigen Begabung, wie beispielsweise sein Fallrückzieher 2012 gegen Manchester City. Oder nun das 45-Meter-Tor gegen West Ham.

Seine körperliche Verfassung und seine Mentalität waren allerdings immer wieder Gründe für Enttäuschungen. Über lange Abschnitte seiner Karriere wirkte Rooney oft, als habe er keine Lust auf das Spiel. Er war faul, egoistisch und – seine ständigen Vertragsdiskussionen lassen es vermuten – offenbar gierig. Ganz zu schweigen von seinem Temperament, das ihm immer wieder schadet. Von dem berüchtigten Fußtritt gegen Ricardo Carvalho bei der WM 2006 bis zum Ausraster beim Fernsehinterview nach dem Sieg gegen Bayer Leverkusen in September: Rooney ist immer für ein bisschen Aufregung gut.

Ist man nett zu ihm, spielt er hervorragend

Wenn er richtig eingesetzt und behandelt wird, ist Rooney aber ein nahezu kompletter Spieler. Sein individuelles Talent als Stürmer ist so herausragend wie seine Arbeit für die Mannschaft, seine Beweglichkeit und seine Spielintelligenz, wenn er als offensiver Mittelfeldspieler aufläuft. Um seine Fähigkeiten am besten umzusetzen, muss er sich wohlfühlen. Sir Alex Ferguson kämpfte immer wieder gegen Rooneys Höhen und Tiefen – mit geringem Erfolg. Bislang hat Moyes genauso gekämpft – mit gutem Ergebnis.

Am Anfang der Saison deutete alles darauf hin, dass Rooney den Klub verlassen würde. Zwischen ihm und Moyes schien immer noch ein Streit zu stehen, den sie vor zehn Jahren in Everton ausgetragen hatten. Moyes ist es gelungen, all das auszuräumen. Mit mehr Vertrauen und der Beförderung zum Vizekapitän hat er Rooney für sich gewonnen, der neue Vertrag für den schwierigen Star war der vorläufige Schlusspunkt dieser Entwicklung

Moyes’ Politik in Sachen Rooney zeigt sich momentan in dessen guten Leistungen. Es mutet seltsam an, dass Rooney, der anscheinend immer wieder weg wollte, zehn Jahre lang United-Spieler geblieben ist. Im Alter von 28 Jahren hat er Erfahrung, aber auch noch einige Jahre Spitzenfußball vor sich. Die nächsten fünf soll er dank des neuen Vertrags in Old Trafford bleiben. Vielleicht auch als Kapitän. Ferguson verzweifelte oft am Charakter Rooneys, Moyes hat das Maximum aus dem Angreifer herausgeholt und wird ihn wohl zum Kapitän machen, wenn Nemanja Vidic am Saisonende den Klub verlässt. Rooney gilt jetzt schon als Stimme der Mannschaft. Nach der peinlichen 0:3-Niederlage im Derby gegen Manchester City war seine Reaktion aufrichtig: „Wir waren nicht gut genug. Das geht nicht. Wir müssen wieder auf einem höheren Niveau spielen.“ Die Fans hätten es mit ihrer Unterstützung verdient, mal wieder feiern zu dürfen, fügte er hinzu.

Zwar gab es in den vergangenen Monaten wenig zu feiern in Manchester, ein Erfolg im Champions-League-Viertelfinale würde das aber ändern. Aber auch ohne Triumph gegen den alten Rivalen FC Bayern ist die Verwandlung von Wayne Rooney ohne Zweifel eine Erfolgsgeschichte, die sich David Moyes zuschreiben darf. Und auch wenn Rooney die Bayern nicht alleine schlagen kann, so wird seine Mannschaft jetzt viel gefährlicher sein, weil er zurück zu alter Stärke gefunden hat.

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