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Sven Ulreich (vorne) ersetzte Manuel Neuer meist zuverlässig und bekommt auch im Pokalfinale den Vorzug.

© Peter Schatz/Imago

FC Bayern im Pokalfinale: Manuel Neuer ist zurück, doch Sven Ulreich spielt

Alle reden nur von Manuel Neuer, obwohl der im DFB-Pokalfinale auf der Bank sitzt - und sein Vertreter Sven Ulreich einen guten Job macht.

Jupp Heynckes war sich durchaus bewusst, dass er die Rolle des Spielverderbers einnahm. „Um Irritationen vorzubeugen: Manuel Neuer steht im Aufgebot, wird aber nicht von Anfang an spielen“, sagte der Trainer des FC Bayern München vor dem DFB-Pokalfinale am Samstag gegen Eintracht Frankfurt und nahm allen Spekulationen die Grundlage. Schon seit Tagen war es mal wieder das größte Thema: Wird der Nationaltorwart kurz vor der Weltmeisterschaft doch noch rechtzeitig fit?

Nachdem sich Neuers schon vor zwei Wochen erwartete Rückkehr in den Kader der Münchner weiter verzögert hatte, waren Zweifel daran durchaus legitim. Sein letztes Spiel hatte der 32 Jahre alte Neuer im September 2017 bestritten. Innerhalb eines Jahres verletzte er sich drei Mal am linken Mittelfuß. Neuer musste operiert werden, ihm wurde eine Metallplatte eingesetzt. Eigentlich sollte er bereits im Januar auf den Platz zurückkehren, doch sein Comeback verzögerte sich immer weiter. Der Klub hielt sich mit öffentlichen Wasserstandsmeldungen zurück und zwischenzeitlich machte es den Eindruck, dass nicht einmal Manuel Neuer selbst wusste, ob er rechtzeitig vor der Weltmeisterschaft fit werden würde. Vor einer Woche bezeichnete er eine Teilnahme ohne vorherige Spielpraxis als „nicht vorstellbar“.

Seitdem hat sich sein körperlicher Zustand offenbar deutlich verbessert. Auch wenn der Torwart im letzten Saisonspiel der Bayern nicht in der Startformation stehen wird, ist es nicht ausgeschlossen, dass er gegen die Frankfurter zumindest ein paar Minuten spielt. Sollte das Finale frühzeitig entschieden sein, könnte Heynckes Neuer auf der ganz großen Bühne ein Kurzcomeback ermöglichen. Doch auch ohne einen Einsatz im Berliner Olympiastadion sieht Heynckes Neuers WM-Chancen sehr positiv. „Die Nation kann ganz ruhig sein. Ich denke, dass Manuel zur Weltmeisterschaft nicht nur fit, sondern auch ein großer Rückhalt für die Nationalmannschaft sein wird“, sagte Heynckes.

Gute Nachrichten für Joachim Löw

Seit Dienstag arbeitet Neuer wieder komplett mit der Mannschaft und hat dabei keinerlei Beschwerden. Heynckes beschreibt die Eindrücke aus dem Training so positiv, dass die Entscheidung gegen ein Startelfcomeback des Stammtorwarts fast ein wenig überrascht. „Manuel hat eine Präsenz und Autorität im Tor, das ist fast mit niemandem zu vergleichen“, sagte Heynckes. „Er verfügt über so viel Klasse und Talent, dass er schnell wieder im Wettkampfmodus sein wird.“ Besonders mental sei Neuer auch nach der unerwartet langen Zwangspause extrem stark. „Er hat immer an sich geglaubt und gesagt: Ich werde das schaffen.“

Für Joachim Löw sind das gute Nachrichten. Der Bundestrainer hat sich zwar stets hinter Neuer gestellt und nie öffentlich an dessen WM-Teilnahme gezweifelt, die Zeit wurde aber immer knapper. Im Trainingslager der Nationalmannschaft werden sich Löw und Torwarttrainer Andreas Köpke einen eigenen Eindruck von Neuers Form machen, die Nominierung für das Pokalfinale ist aber ein klarer Hinweis darauf, dass es die deutsche Nummer eins tatsächlich noch bis zum Beginn der WM schaffen sollte.

Ulreich hielt fast fehlerfrei – außer gegen Real Madrid

Trotz einer starken Saison als Neuers Vertreter steht Sven Ulreich nicht im Kader des DFB-Teams, bei den Bayern bekommt er gegen Frankfurt aber noch einmal den Vorzug vor Neuer. Der Schwabe hat eine hervorragende Entwicklung genommen, seitdem er bei den Münchnern regelmäßig im Tor steht. Nachdem er in seinen ersten beiden Jahren beim Rekordmeister insgesamt nur zehn Spiele bestritten hatte, waren es in dieser Saison 46. Heynckes bezeichnete Ulreich sogar als „zweitbesten deutschen Torwart der Bundesliga“. Natürlich hinter Neuer.

Der Startelfeinsatz im Pokalfinale ist auch als Belohnung und Vertrauensbeweis für Ulreich zu sehen. Abgesehen von seinem groben Aussetzer gegen Real Madrid hat Ulreich in dieser Saison durchgehend überzeugt und die Bayern mit seinen Paraden im Halbfinale gegen Leverkusen ins Endspiel gebracht. Das Finale wird nun vermutlich sein letztes großes Spiel für längere Zeit sein. Außer Sven Ulreich, mit 29 Jahren immer noch im besten Fußballeralter, entscheidet sich gegen die Rolle als Nummer zwei und verlässt den FC Bayern. An Interessenten dürfte es nach dieser Saison nicht mangeln und gegen Frankfurt kann er in jedem Fall noch einmal Werbung in eigener Sache machen. Den Vorzug vor Manuel Neuer wird er so schnell aber nicht wieder bekommen.

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