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Jürgen Klinsmann

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FC Bayern: Klinsmann sieht Hoffenheim als dauerhaften Konkurrenten

Jürgen Klinsmann traut 1899 Hoffenheim zu, sich langfristig in der Spitzengruppe der Bundesliga zu etablieren. Für die Auswirkungen der weltweite Finanzkrise hat der Bayern-Trainer ebenfalls eine Prognose parat.

Jürgen Klinsmann hat vor dem Gipfeltreffen mit Tabellenführer 1899 Hoffenheim "höchste Wertschätzung" für den Sensations-Aufsteiger geäußert. Mit der Unterstützung von Milliardär Dietmar Hopp traut der Trainer des FC Bayern München dem Dorfklub zu, sich in der Fußball-Bundesliga dauerhaft als ein Konkurrent des deutschen Rekordmeisters zu etablieren und auch international anzugreifen. "Hoffenheim kann langfristig eine Rolle einnehmen, wie es Bayer Leverkusen über Jahre hinweg geschafft hat", sagte der ehemalige Bundestrainer wenige Tage vor dem Premieren-Duell beider Klubs.

Klinsmann glaubt an langfristigen Hoffenheimer Erfolg

Das von Trainer Ralf Rangnick angeführte Team arbeite "sehr zielstrebig, durchdacht und mit sehr guten Leuten". Die Mannschaft um Torjäger Vedad Ibisevic habe "absolut das Potenzial, mittelfristig unter den ersten Drei, Vier zu bleiben". Am Mäzenatentum des SAP-Gründers Hopp kann Klinsmann ebenfalls "nichts Negatives" erkennen: "Er hilft dem Verein auf die Beine. So was ist toll."

Die weltweite Finanzkrise wird nach Ansicht des Bayern-Trainers auch den Fußball "richtig treffen". Die ersten Anzeichen kämen aus England, "wo es große Fragezeichen um Eigentümer und Investoren gibt". Für die Bundesliga birgt die Krise seiner Ansicht nach neben Risiken auch Chancen. "Es wird eine Neudefinierung des Marktes geben, auch was Transfers und Gehälter betrifft", prophezeite der 44-Jährige und machte den Bayern-Anhängern Hoffnung auf neue Top-Stars in der Kategorie eines Franck Ribéry.

Vereine werden keine staatliche Hilfe erhalten

"Spieler, deren Verpflichtung jetzt im Januar undenkbar wäre, weil sie 20 oder 30 Millionen Euro kosten würden, sind vielleicht auf einmal im Juni zu viel niedrigeren Summen zu haben." Dass ein in Not geratener Bundesliga-Klub ähnlich wie Banken oder Großkonzerne staatliche Hilfen etwa in Form einer Bürgschaft erhalten könnte, ist für Klinsmann ausgeschlossen. "Dann muss der Verein runter in die Kreisliga und von vorne anfangen."

Die Rückkehr nach Deutschland, die für seine Familie "nach zehn Jahren USA eine große Entscheidung" gewesen sei, hat Klinsmann noch in keinem Moment bereut. "Nein, niemals. Ich wusste, dass es Momente gibt, wo ich ein paar mitbekomme." Seinen Veränderungs-Eifer habe er nach dem holprigen Start und den Niederlagen gegen Bremen (2:5) und in Hannover (0:1) natürlich anpassen müssen. "Man macht Kompromisse, obwohl ich zuerst meinte, eine höhere Schlagzahl ansetzen zu können."

Podolski tut sich im Konkurrenzkampf schwer

Auch bei den Spielern seien anfangs "viele Fragezeichen" aufgetreten, aber: "Alle merken jetzt, dass die Arbeit sich auszahlt". Eine zu große Abhängigkeit von Top-Star Ribéry befürchtet der Coach nicht, zumal der Franzose für sein Spiel die Unterstützung eines Philipp Lahm oder Zé Roberto sowie "eine intakte, harmonisch geführte Mannschaft braucht, um diese Leistungen abzurufen". Sorgen bereitet Klinsmann, dass junge Spieler auf die großen Herausforderungen des Profi-Jobs nicht ausreichend vorbereitet sind. Freunde seien oft Schulterklopfer, Berater wollten Geld verdienen, Medien ihre Produkte verkaufen.

"Das Umfeld ist ein sehr heikles Thema, weil ein 20- oder 22-Jähriger dafür nicht ausgebildet wurde", mahnte Klinsmann, der hier Klubs und den DFB gefordert sieht. Lukas Podolski könnte als Paradebeispiel angeführt werden. Dessen sportliche Probleme in München sieht Klinsmann darin begründet, dass er sich im Gegensatz zur Nationalmannschaft, wo er "bis zuletzt gesetzt gewesen ist", im Konkurrenzkampf mit Top-Stürmern wie Luca Toni oder Miroslav Klose "schwer tut".

Klinsmann will Hoeneß noch länger neben sich haben

In einer Flucht aus München sieht Klinsmann offenbar nicht die Lösung: "Ich will, das er sich durchboxt. Wenn eines Tages bei der Nationalmannschaft vier, fünf Stürmer um die zwei Plätze im Angriff kämpfen, wird es eine ähnliche Situation." Ein nochmaliges Engagement als Nationaltrainer schließt Klinsmann nicht aus, aber erst einmal möchte er "wirklich lange" für den FC Bayern arbeiten. "Wenn ich mich zu etwas entschließe, bin ich hartnäckig."

Dies könnte auch Uli Hoeneß erfahren, der Ende 2009 als Manager aufhören und Franz Beckenbauer als Vereinspräsident ablösen möchte. "Uli weiß, dass es unser großer Wunsch ist, dass er ein paar Jährchen weitermacht", sagte Klinsmann, der auf seinen Banknachbarn bei Spielen nicht verzichten möchte - "obwohl wir nicht immer einer Meinung sind".

Klaus Bergmann, Christian Kunz[dpa]

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