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FC Bayern: Kloses neue Autorität

Miroslav Klose genießt bei den Bayern eine größere Wertschätzung – auch weil Luca Toni kriselt. Die Statistik belegt den Aufschwung des Nationalstürmers.

Die flexible Rückenlehne fand Miroslav Klose offenbar äußerst bequem. Jedenfalls lehnte er sich so weit zurück, dass Oberschenkel und Rumpf fast schon eine gerade Linie bildeten, die Hände verschränkte er über dem Kopf. In dieser Position fühlte Klose sich so wohl, dass er sie einen guten Teil der Fragerunde über beibehielt. Zugleich konnte er auf diese Weise die größtmögliche Distanz zu den Journalisten halten. Miroslav Klose hat nämlich Husten, nichts Schlimmes, nur „Allergie gegen Presse“, wie er kundtat. Es war natürlich ein Scherz, wenn auch mit einem Funken Wahrheit. Gespräche mit Journalisten findet Klose eher lästig – zumindest vermittelt er diesen Eindruck.

Sein Scherz verriet aber, dass die Fragen ihm an diesem Tag etwas weniger lästig waren als sonst. Schließlich hatte Klose am Abend zuvor ein wunderbares Fußballspiel gezeigt. Der FC Bayern München gewann in der Champions League 3:0 gegen Steaua Bukarest und qualifizierte sich damit vorzeitig für das Achtelfinale. Klose schoss das erste und das letzte Tor, das mittlere bereitete er vor. Diese Leistung war der vorläufige Höhepunkt seines persönlichen Aufwärtstrends.

Er hat sich stabilisiert - beim Fitnesstrainer

Dieser Aufschwung lässt sich mit Zahlen belegen. Vom 1. März bis zum 18. Oktober 2008 schoss Klose kein einziges Tor in Bundesliga und Champions League, abgesehen von einem Elfmeter gegen Hertha BSC. Seitdem traf er in sieben Ligaspielen vier Mal und drei Mal in drei Champions-League-Partien. Noch augenfälliger ist der Wandel in seiner Präsenz auf dem Platz: Klose strahlt wieder Spaß am Spiel aus. Wie weggeblasen ist die Verzagtheit, mit der er ein Jahr lang fast durchgehend über den Platz schlich. Im Eins gegen Eins bleibt er nicht mehr hängen, Klose lässt den Gegner stehen wie eine Schaufensterpuppe. Wo Klose hinstartet, entsteht kurz darauf Torgefahr – wie in den ersten zehn Minuten gegen Bukarest: Klose legte drei gefährliche Bälle für Luca Toni auf, die sein Angriffspartner allesamt vergab.

Fragt man den 30-Jährigen nach den Gründen für den Aufschwung, verweist er auf die Stabilisierungsübungen der Fitnesstrainer. „Manchen Spielern in der Mannschaft macht das zu schaffen, weil sie acht oder zehn Jahre anders trainiert haben. Aber ich kenne das ja aus der Nationalmannschaft“, erzählt Klose. „Ich fühle mich insgesamt fitter, erhole mich schneller.“ Doch es muss noch etwas anderes passiert sein: in Kloses Kopf. Was darin wirklich vorgeht, verbirgt Klose sorgsam vor der Öffentlichkeit. Doch es wirkt so, als habe dieser universell begabte Angreifer wieder mal eine Sinnkrise hinter sich gelassen. „Wenn man Tore schießt, geht es einem immer gut“, sagte Klose nach dem Spiel gegen Bukarest. Ein Satz, der in seinem Fall auch umgekehrt gilt.

In der vorigen Saison verkümmerte Klose im Schatten von Franck Ribéry und Luca Toni, denen fast alles gelang. In dieser Spielzeit hat sich das Binnenverhältnis verschoben. Ribéry ist wieder Ribéry, seitdem er seinen Syndesmoseriss auskuriert hat. Aber Toni ist nicht mehr der strahlende Held. Er schießt zwar seine Tore, verbraucht dafür aber obszön viele Chancen. Im Gegenzug hat Klose im Angriff der Bayern deutlich an Autorität hinzugewonnen. Die Mitspieler suchen nicht mehr ausschließlich Toni, sie vertrauen auch wieder Klose. Sie wissen schon warum.

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