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Sami Khedira hat ein seltsames Jahr hinter sich: Erst Kreuzbandriss, dann Weltmeister.

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FC Bayern München auf Spielersuche: Sami Khedira: Ein Stratege für Pep Guardiola?

Schon einmal war Bayern München an Sami Khedira interessiert. Klappt es diesmal mit einer Verpflichtung? Nach den Ausfällen von Martínez, Thiago und Schweinsteiger mangelt es Pep Guardiola an Alternativen für die Position im zentralen Mittelfeld.

Vor einer anderen Weltmeisterschaft, es war die vor vier Jahren in Südafrika, hatte sich Bayern München schon mal in Sami Khedira verliebt. Das heißt: Uli Hoeneß hatte sich in ihn verliebt. Zu einer Zeit, als er noch etwa zu sagen hatte und den jungen Nationalspieler Khedira gern aus Stuttgart nach München transferiert hätte. Der Trainer aber hieß damals Louis van Gaal, und dieser hielt die schwäbische Mittelfeldbegabung für nicht gut genug, um in zentraler Position das auf endlose Ballstafetten angelegte Bayern-Spiel zu dirigieren. 

Van Gaal wollte Khedira nicht, Arsene Wenger auch nicht: zu langsam

Khedira nahm es gleichgültig zur Kenntnis und zog weiter zu Real Madrid, auch eine ganz anständige Adresse. Vier Jahre später gewann der 27-Jährige erst im Mai mit Real die Champions League und im Juli mit der deutschen Nationalmannschaft die Weltmeisterschaft in Brasilien. Ein paar weitere Wochen später könnte Khedira wieder auf dem Markt sein. Bei Real erfährt er in der Saisonvorbereitung schon seit Wochen keine allzu große Wertschätzung und pendelt zwischen Ersatzbank und Tribüne. Als möglicher Fluchtpunkt wurde lange Zeit London favorisiert, denn der FC Arsenal ist traditionell immer interessiert an deutschen Importen. Arsenals Trainer Arsene Wenger aber hält von Khedira ähnlich wenig wie der jetzt Manchester United anleitende Kollege van Gaal, wenn auch aus einem anderen Grund: Er ist ihm zu langsam für Arsenals Hochgeschwindigkeitsfußball.

Auf einmal sind nun wieder die Bayern im Gespräch. Uli Hoeneß hat sich aus nahe liegenden Gründen nicht geäußert, wohl aber der immer noch emeritierte Pressesprecher Franz Beckenbauer. „Khedira passt in jede Mannschaft“, hat er via „Sport-Bild“ verlauten lassen, und was die Schnelligkeit betrifft: „Im Mittelfeld ist das nicht so tragisch. Da ist die Laufbereitschaft wichtiger als die Schnelligkeit.“

Nach den Ausfällen von Martínez, Thiago und Schweinsteiger besteht in München Handlungsbedarf

Der Münchner Bedarf ist nahe liegend: Nach den Ausfällen von Javi Martínez, Thiago und Bastian Schweinsteiger ist Trainer Pep Guardiola im zentralen Mittelfeld auf die gelernten Außenverteidiger Philipp Lahm und David Alaba angewiesen. Beide verstehen sich sehr gut darauf, aber ein bisschen mehr Tiefe darf es schon sein angesichts der Münchner Verpflichtungen in Bundesliga und Champions League. Guardiola hat schon in für ihn ungewohnter Lautstärke nach Verstärkung gerufen. Es geht um sein Selbstverständnis als Trainer.

Die Bayern waren in der vergangenen Saison stilprägend, so lange Guardiola das Spiel mit taktischen und personellen Änderungen von einer Minute zur nächsten in eine völlig neue Richtung lenken konnte. Dann fiel vor dem Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid der Schlüsselspieler Thiago aus, und das traf die Münchner Kommandozentrale mit ungeahnter Konsequenz. Es fehlte an Ideen und personellen Alternativen, dass allein auf Konter basierende Madrider Spiel zu decodieren. Auch der Taktiker Guardiola versagte in den beiden Spielen gegen Real, und so etwas mag er nicht noch einmal erleben.

Khedira hat ein seltsames Jahr hinter sich

Der Stratege Sami Khedira ist ein völlig anderer Spielertyp als der Filigran Thiago. Aber gerade dadurch könnte er die taktischen Möglichkeiten des Münchner Spiels entscheidend erweitern. Khedira hat ein seltsames Jahr hinter sich. Er trug bei Real zunächst schwer am Makel, ein Günstling des im Unfrieden geschiedenen Trainers José Mourinho zu sein. Es folgte im November ein Kreuzbandriss, nach dem seine Teilnahme bei der WM eigentlich ausgeschlossen schien. Khedira aber absolvierte eine sensationelle Rehabilitation und durfte für Real sogar im Finale der Champions League auflaufen, weil der Kollege Xabi Alonso wegen einer Sperre ausfiel.

In der Nationalmannschaft richtete Bundestrainer Joachim Löw seine Planungen nach Khediras Genesung aus, was ihm nicht überall Beifall einbrachte. Es begann dann bei der WM auch recht schleppend, bis Khedira im Halbfinale beim 7:1 über Brasilien so grandios aufspielte, als sei sein Kreuzbandriss nur eine taktische Täuschung gewesen, um für den perfekten Moment in perfekter Form zu sein. Das Endspiel gegen Argentinien aber fand ohne ihn statt, weil er beim Warmlaufen einen Schmerz in der Wade verspürte und diesen mit dem Verantwortungsbewusstsein eines Führungsspielers sofort dem Bundestrainer meldete. Das hat Sami Khedira viel Respekt und Wertschätzung eingebracht. Und in finaler Konsequenz vielleicht auch ein zweites, nachhaltigeres Interesse des FC Bayern München.

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