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Ein Fingerzeig? Niko Kovac hat mit den Bayern vorzeitig das Achtelfinale der Champions League erreicht. Das verschafft ihm zumindest etwas Luft.

©  Andreas Gebert/Reuters

FC Bayern München: Niko Kovac darf weitermachen - vorerst

Der Sieg gegen Benfica hat den Bayern gut getan - vor allem Trainer Niko Kovac. Doch am Samstag steht in Bremen die nächste Bewährungsprobe an.

In der Führungsetage des FC Bayern München scheint klar geregelt, wer für welche Befindlichkeiten zuständig ist. Präsident Uli Hoeneß zum Beispiel spricht, wenn mal der sportliche Weltuntergang beim deutschen Rekordmeister droht, wie am vergangenen Wochenende. Da stellt sich der Sportdirektor hinten an, freiwillig, wie Hasan Salihamidzic sagt, denn „wenn der Präsident spricht, muss nicht ein anderer reden“. Er selbst ist offenbar eher der Mann für die Siege. Hoeneß nämlich verwies am Dienstagabend auf den Sportdirektor als Ansprechpartner. Der ließ sich dann aber Zeit, viel Zeit. Erst um Mitternacht kam er aus der Kabine. Dort dürfte die Stimmung nach dem vorletzten Gruppenspiel der Champions League – anders als zuletzt in der Bundesliga – einigermaßen entspannt gewesen sein. Mit dem 5:1 gegen Benfica Lissabon qualifizierten sich die Münchner nicht nur vorzeitig für das Achtelfinale, sondern haben ihrem Trainer Niko Kovac auch den Job gerettet. Zumindest vorerst.

Vielleicht hängt es mit dem positiven Naturell von Salihamidzic zusammen, dass der Sportdirektor das Gefühl zu vermitteln versuchte, dieses Spiel sei tatsächlich „ein erster Schritt“ aus der Krise gewesen. „Der Trainer hat die Mannschaft gut eingestellt“, sagte der Münchner Sportdirektor. Alle seien aggressiv gewesen und „haben Spielfreude gezeigt“. Die Effektivität nach vorne stimmte gegen einen allerdings erschreckend schwachen Portugiesischen Meister. Die fünf Treffer durch Franck Ribéry sowie die beiden Doppeltorschützen Arjen Robben und Robert Lewandowski waren eine Saisonbestmarke, weder in der Meisterschaft noch im DFB-Pokal oder in der Champions League haben die Bayern in dieser Spielzeit bisher so oft in einer Partie getroffen wie am Dienstag. Nur einmal tauchte wieder diese Unkonzentriertheit wie ein täglich grüßendes Murmeltier auf. Aber das Gegentor von Gedson führte nicht wie gegen Düsseldorf zum Kontrollverlust. „Der Sieg tut uns gut, auch dem Trainer“, sagte Thomas Müller. Und Robben freute sich gar besonders „für unseren Trainer, als Mensch, das hat er sich richtig verdient“. Der Niederländer ließ offen, ob sich Kovac das auch als Coach verdient habe.

Erstmals in dieser Saison erzielten die Bayern fünf Tore in einem Spiel

Mit dem kleinen Befreiungsschlag ist die Diskussion um Kovac nicht beendet, ebenso wenig wie die Probleme der vergangenen zwei Monate gelöst sind. Das sieht auch der Trainer so. „Anscheinend braucht sie die großen Spiele. In Dortmund und in der Champions League haben wir es gut gemacht, aber gegen die vermeintlich kleineren Mannschaften tun wir uns schwer, offenbar weil die Mannschaft denkt, es geht von alleine“, sagte Kovac. Womöglich ist der Respekt der internationalen Konkurrenz im Moment größer als der der Bundesligisten, die sich nicht mehr einigeln in der eigenen Abwehr, sondern mutig nach vorne spielen. Für Kovac ist der Sieg dennoch ein „Statement, nicht nur für mich, sondern auch für die Mannschaft.“ Alle im Team hätten gespürt, was sie können, glaubt Kovac. „Ich hoffe, dass sie das auch so in Zukunft abrufen können.“

Die Spieler mögen davon sprechen, dass die Stimmung gut sei, auch in der Mannschaft. Aber daran gibt es erhebliche Zweifel, nicht nur, weil immer wieder Interna aus der Kabine nach außen dringen. Auch die Reaktion von Lewandowski nach den Toren von Robben zeigte, dass wohl nicht alles passt im Teamgefüge. Der Pole hat weder gejubelt noch dem Torschützen gratuliert, weil er sich offenbar in einer mindestens ebenso guten Schusspositionen gewähnt und deshalb ein Zuspiel erwartet hatte. Dass die Probleme der Bayern nicht alleine am Trainer festzumachen sind, dürfte den Verantwortlichen klar sein. Salihamidzic ließ bei der Rechtfertigung für seine zuletzt unterlassene öffentliche Unterstützung für den Trainer wissen, dass er viel zu tun habe, „denn wir werden einiges machen im Winter, im Sommer“. Demnach wird vielleicht schon zur Rückrunde der Umbau des Teams forciert.

Ob dafür dann noch Kovac zuständig sein wird, ist fraglich. Er dürfte auch am Samstag gegen Werder Bremen auf Bewährung spielen, wenngleich Salihamidzic dies dementierte, dementieren musste. Der Sportdirektor versicherte, dass es zum angeblichen Nachfolgekandidaten Arsene Wenger „zu hundert Prozent keinen Kontakt“ gegeben habe. Das mag stimmen oder auch nicht. „Aber wenn du am Samstag nicht gewinnst, ist wieder Unruhe“, sagte Robben. Nicht nur in der Mannschaft, vor allem um Kovac.

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