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Können diese Augen verlieren? Vor allem das Ansehen des Münchner Trainers Pep Guardiola hat in der öffentlichen Wahrnehmung zuletzt gelitten.

© dpa/Hoppe

FC Bayern München: Pep Guardiola und das Knistern

Pep Guardiolas naher Abgang und gezielte Indiskretionen: Der FC Bayern München wirkt vor dem Spiel bei Bayer Leverkusen angreifbar wie lange nicht.

Es ist nur ein kleines Detail, aber es passt zur momentanen Stimmungslage beim FC Bayern München. Trainer Pep Guardiola habe seine Entscheidung, den Münchner Verein zu verlassen, bereits Anfang des vergangenen Jahres getroffen. So will es der „Kicker“ erfahren haben. Die Frage ist, ob diese Tatsache, sofern es eine ist, etwas darüber aussagt, wie erfolgreich Guardiola in seiner letzten Saison beim FC Bayern sein wird. Zunächst wohl nicht, schon eher, dass das Binnenverhältnis zwischen Vorstand und Trainer womöglich doch nicht so ungetrübt ist, wie es die Beteiligen bisher stets versicherten.

Es vergeht aber derzeit ja kaum ein Tag, an dem nicht ein Detail aus dem Innenleben des Klubs nach außen dringt. Einmal ging es um die Stimmung, die nicht so gut sein soll, dann waren es Informationen über den Fitness-Zustand der Mannschaft, zuletzt gab es Alkoholgerüchte um Arturo Vidal. Der Chilene soll im Trainingslager in Doha einige Mal angetrunken ins Mannschaftshotel zurückgekehrt sein, was Verein und Spieler natürlich umgehend dementierten. Egal, ob all die Geschichten wahr sind oder nicht, sie sorgen jedenfalls für Aufgeregtheit im Klub. Es werde „gezündelt“, echauffierte sich Sportvorstand Matthias Sammer, „vielleicht weil sich manche wünschen, dass die Liga noch einmal spannend wird“.

Matthias Sammer wusste bisher gar nicht so richtig, wie es sich beim FC Bayern anfühlt, wenn Brandherde entstehen. Er hat das früher als Profi und dann als Trainer nur von außen verfolgt, und da war es der Konkurrenz ja nicht ganz unrecht, wenn es bei den Münchnern mal drunter und drüber ging. Aber seit er selbst beim FC Bayern ist, existiert dieser FC Hollywood kaum mehr. In den vergangenen Jahren ging es vergleichsweise beschaulich zu, der Fokus lag auf den Erfolgen. Sammer sah es auch von Anfang an als seine Aufgabe als Sportvorstand an, Ungemach vom FC Bayern, von der Mannschaft fernzuhalten. Er habe, sagt Sammer, „ein Näschen, was atmosphärisch notwendig ist“.

Das Image des Trainers hat in der öffentlichen Meinung gelitten

Das wird in den kommenden Wochen und Monaten besonders gefragt sein. Das Image des Trainers hat in der öffentlichen Meinung etwas gelitten. Guardiola werde, kritisiert Sammer, „für alles verantwortlich gemacht. Das, was gerade mit dem Trainer passiert, ist nicht korrekt.“ Tatsächlich hat Guardiola den Fußball in München auf eine neue Ebene gehoben, aber er scheine, so finden Sportmediziner, kein ausgewiesener Experte in Sachen Trainingssteuerung zu sein. Darauf wiesen die vielen Muskelverletzungen hin. Auf die Personalnot in der Innenverteidigung reagierten die Bayern nach den Ausfällen Jerome Boateng, Javier Martinez und Mehdi Benatia mit der Verpflichtung von Serdar Tasci. Dass sich der ehemalige Nationalspieler gleich im ersten Training bei einem Zusammenstoß am Kopf verletzte, birgt eine gewisse Ironie. Am Samstag bei Bayer Leverkusen werden die Münchner wohl mit dem Aushilfs-Abwehrspieler Joshua Kimmich an der Seite des einzig derzeit fitten Innenverteidigers Holger Badstuber antreten.

Erstmals seit langer Zeit wirken die Bayern tatsächlich nervös. Vor allem deshalb, weil eine Wiederholung der vergangenen beiden Jahre droht, als das hohe Niveau der Vorrunde nicht gehalten werden konnte und die Mannschaft das Finale der Champions League verpasste. Wenn Sammer sagt, die Störfeuer bewirkten lediglich, dass man noch näher zusammenrücke, klingt das fast trotzig. „Wir wissen, dass es schwer für uns wird.“

Aber er kennt die Mechanismen beim Rekordmeister, er weiß: „Bayern und Ruhe – das passt ja irgendwie auch nicht. Ich will gar nicht verhehlen, dass der eine oder andere Spieler eine gewisse Unzufriedenheit zeigt. Ich will gar nicht sagen, dass es nicht knistert.“ Aber gerade deshalb werde er nun verstärkt darauf achten, verspricht der Sportvorstand, „dass sich jeder in den Dienst der Mannschaft stellt. Denn wir brauchen Spirit, um erfolgreich zu sein.“ Der aber scheint im Moment nicht ganz zu stimmen.

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