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Uli Hoeneß ist wieder ein freier Mann.

© imago/Lackovic

FC Bayern München: Uli Hoeneß ist frei - auch für das erneute Präsidentenamt?

Hoeneß ist wieder in Freiheit. Wird er nach der Haft auch eine tragende Rolle bei den Bayern einnehmen?

Das Spiel gegen den FSV Mainz 05 wäre eine gute Gelegenheit für ein Comeback. Nicht auf dem Platz, nicht in der Mannschaft des FC Bayern, sondern oben auf der Ehrentribüne. Es ist die erste Bundesliga-Partie, die Uli Hoeneß als freier Mann anschauen könnte, und womöglich taucht er am Mittwoch tatsächlich zum ersten Mal seit beinahe zwei Jahren wieder in der Münchner Arena auf. Er werde in den kommenden Monaten, hat er im „Kicker“ angekündigt, „Fußball genießen, ins Stadion gehen und wieder Fan sein“.

An diesem hat der ehemalige Manager und Präsident des deutschen Rekordmeisters die JVA Rothenfeld verlassen, nach 21 Monaten in Haft. Hoeneß war im März 2014 wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 28,5 Millionen Euro zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden. Knapp drei Monate später, am 2. Juni 2014, hatte er seine Haftstrafe in Landsberg am Lech angetreten. Seit Januar vergangenen Jahres verbrachte Hoeneß die Nächte im Freigängerhaus Rothenfeld nahe des Ammersees, tagsüber durfte er beim FC Bayern in der Nachwuchsabteilung arbeiten.

Als er im Januar 2015 als „Assistenz der Abteilungsleitung Junior Team“ begann, wie sein Job offiziell hieß und er ein paar Wochen später zum ersten Mal auf dem Gelände gesichtet wurde, war er gezeichnet. Hoeneß hatte in den ersten sieben Monaten hinter Gittern 25 Kilo abgenommen, sein Gesicht war fahl. Die Haft, daran gab es keinen Zweifel, hat an ihm gezehrt. Hoeneß habe sich nie vor „massiven Nachstellungen oder öffentlichen Bloßstellungen sicher sein können“, hieß es in der Begründung des Landgerichts Augsburg für die vorzeitige Entlassung. Er wurde verleumdet, erpresst und ausspioniert. Ein Fall von Erpressung wurde bekannt, der Täter bereits verurteilt.

Hoeneß selbst habe sich tadellos verhalten. Seinen Dienst in der Kleiderkammer habe er „gewissenhaft und sorgfältig“ verrichtet und nie eine Sonderbehandlung gefordert. „Trotz seiner hervorragenden Position war er stets bereit, sich in die Gefangenengemeinschaft zu integrieren.“ All das spielte eine Rolle, dass Hoeneß die zweite Hälfte der Haft auf Bewährung in Freiheit verbringen darf.

„Wenn ich zurück bin, werde ich mich nicht zur Ruhe setzen"

Nun wäre er auch wieder frei für eine Rückkehr in ein offizielles Amt beim FC Bayern. Auf der Mitgliederversammlung Anfang Mai 2014 hatte er das angekündigt: „Wenn ich zurück bin, werde ich mich nicht zur Ruhe setzen. Das war’s noch nicht.“ Aber will Hoeneß das noch? Haftstrafen prägen Menschen, verändern sie, auch Hoeneß. Er scheute in seiner Freigänger-Zeit die Öffentlichkeit, selbst an den Wochenenden, die er zuletzt bereits daheim am Tegernsee verbringen durfte.

In der Fußballabteilung hielt er sich nach außen zurück, er tauchte nie in der Münchner Arena auf. Auch sonst nahm er wenige Termine wahr, nur bei der Grundsteinlegung des Bayern-Nachwuchsleistungszentrums im Oktober oder bei ein paar Spielen der Basketballer wurde er gesichtet. Große Auftritte in der Öffentlichkeit wären auch nicht gut angekommen bei den Vertretern der Justiz, die über seine frühzeitige Entlassung entschieden haben.

Hoeneß hat sich in den letzten Monaten erholt, er hat wieder ein paar Kilo zugenommen. Aber er wirkt noch immer nicht so kämpferisch wie früher. Er hat sich zuletzt sogar ausgesöhnt mit seinem Erzfeind von Werder Bremen, Willi Lemke. Der Elan früherer Zeiten kann jedoch wieder zurückkommen, jetzt in Freiheit. Es heißt, Hoeneß wolle sich erst einmal in den Alltag einfinden, zur Ruhe kommen und Zeit mit seiner Familie verbringen.

Sein bisher einzig feststehender öffentlicher Auftritt ist am 13. März in Mönchengladbach, da hält er die Laudatio auf seinen Freund Jupp Heynckes, der den Ehrenring seiner Heimatstadt erhält. Es war Heynckes’ Wunsch, dass Hoeneß dies übernimmt. Im Juni plant er, mit der Familie in Urlaub zu fahren. Danach will er sich entscheiden, ob es das doch war beim Verein, der auch sein Lebenswerk ist, oder ob er noch einmal angreift.

Präsident Karl Hopfner hat bereits angekündigt, er werde seinem Vorgänger nicht im Weg stehen. Hopfner hatte es nach Hoeneß’ Verurteilung nicht danach gedrängt, den Posten zu übernehmen. Er war die naheliegende Lösung als früherer Finanzvorstand und langjähriges Mitglied im Führungszirkel. Aber Hopfner hat sich nur auf eine Amtsperiode eingestellt. „Es wird sicher nicht über diesen Zeitpunkt hinausgehen“, sagt er. Anders sieht es beim Aufsichtsratsvorsitz aus. Weil die Bedenken, ob ein vorbestrafter Mann ein Gremium von namhaften Managern börsenorientierter Unternehmen leiten darf, nur schwer zu zerstreuen sein dürften, kommt es womöglich zu einem Beschluss, die Ämter zu teilen. Der Präsident muss ja nicht unbedingt dem Aufsichtsrat vorsitzen.

Klar ist bisher: Uli Hoeneß wird sich weiterhin um die Nachwuchsabteilung kümmern. Er habe das Thema „verinnerlicht“, sagte er, und deshalb will er einmal in der Woche beim FC Bayern vorbeischauen. Im Verein gibt es nicht wenige, die hoffen, dass Hoeneß bald wieder noch mehr mitmischt. Die familiäre und emotionale Komponente, für die er stets zuständig war, obwohl auch er die Entwicklung zu einem global operierenden Weltkonzern vorangetrieben hatte, kam in den vergangenen beiden Jahren etwas zu kurz. Der Zeitpunkt am Ende der Ära Pep Guardiola wäre perfekt für ein Comeback beim FC Bayern. Nicht nur auf der Ehrentribüne der Münchner Arena.

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