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Ribery ließ den Schwung der vergangenen Wochen vermissen, und Thomas Müller agierte zu verhalten.

© dpa

FC Bayern verliert nach Sammer-Kritik: Fall auf Knall

Der FC Bayern München verliert Spiel eins nach der Kritik von Sportvorstand Sammer gegen Bate Borissow. Der Rekordmeister erlaubte sich bei der 1:3-Niederlage in der Champions League zu viele Fehler und agierte in der Offensive zu umständlich.

Jupp Heynckes ist eher ein ruhiger Vertreter seiner Zunft, der Trainer des FC Bayern wählt gerne die leisen Töne. Es war deshalb erstaunlich, dass es bei den Münchnern schon vor der 1:3-Niederlage am Dienstag in der Champions League beim weißrussischen Vertreter Bate Borissow knallte. „Mit der Form, der Art und Weise war ich nicht einverstanden. Das habe ich ihm auch gesagt“, sprach Heynckes – und meinte die mahnenden Worte von Sportvorstand Matthias Sammer nach dem Spiel gegen Bremen am Wochenende. Die kurzzeitigen Unstimmigkeiten zwischen Heynckes und Sammer wurden am Mittwochnachmittag jedoch sofort wieder beigelegt. „In der Sache hat zwischen uns nie Uneinigkeit geherrscht. Wir arbeiten beide mit vollem Herzen und vollem Engagement für Bayern München“, sagte Heynckes. Alle würden gemeinsam an einem Strang ziehen, fügte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz-Rummenigge hinzu, der bei dem Gespräch ebenfalls zugegen war. „Ich arbeite mit Jupp Heynckes jetzt seit Saisonbeginn täglich und sehr intensiv zusammen. Nicht unerfolgreich, wie die Leistungen zeigen. Ich wiederhole mich: Zwischen uns passt kein Blatt“, sagte Sammer.

Und der hatte ja einiges vom Stapel gelassen nach dem müden 2:0 gegen Werder Bremen. Die Mannschaft habe nicht „gallig“ genug gespielt, sie sei „lätschern“ gewesen, hatte der Sportvorstand trotz des Sieges gemotzt. Das war nicht außergewöhnlich, so kennt man Sammer, deshalb, so die bisher vorherrschende Meinung, haben die Bayern den Mann ja geholt: Damit er unbequem ist und die Spieler antreibt. Sammer hatte kurz vor dem Spiel gegen Borissow dann auch noch kundgetan, dass seine Kritik mit Heynckes abgesprochen gewesen sei. Davon jedoch wollte der Trainer nichts wissen. „Das ist Populismus, das können wir hier nicht gebrauchen“, sagte Heynckes noch am Mittwoch vor dem Rückflug nach München. „Er weiß, dass es wichtig ist, diese Dinge in geschlossenen Räumen anzusprechen.“

Die Harmonie im Umfeld des Teams geht Heynckes über alles. Er hat es ja auch nicht leicht, schließlich muss er ein Starensemble moderieren, bei dem der eine oder andere Spieler naturgemäß unzufrieden auf der Ersatzbank hockt. Gegen Borissow zum Beispiel schonte er Bastian Schweinsteiger, Xherdan Shaqiri durfte wieder nicht von Beginn an ran. Obwohl Sammer sogleich relativierte, dass seine „Wortwahl doch völlig harmlos“ gewesen sei, gingen die Bayern das erste Mal in dieser Saison mit ein wenig Ärger im Gepäck in ein Spiel, was ihnen offensichtlich nicht gut bekam. Die einzigen nämlich, die zu Beginn „gallig“ und keinesfalls „lätschern“ auftraten, waren die Mannen aus Weißrussland. Angetrieben vom ehemaligen Bundesligaspieler Aliaksandr Hleb hätten sie nach sechs Minuten mit einem Drehschuss fast die Führung erzielt, nur Torwart Manuel Neuer reagierte hellwach. Anschließend beherrschten die Bayern zwar die Partie, rannten aber trotz einer Großchance durch Toni Kroos, der den Ball aus kurzer Distanz nur an den Pfosten setzte, eher kopflos gegen das Abwehrbollwerk an – und fingen sich wegen fragwürdiger Abwehrleistungen durch drei Konter drei Tore ein, da nützte auch der späte Anschlusstreffer durch Franck Ribery nichts mehr, dem Borissow im direkten Gegenzug das 3:1 folgen ließ.

Es knallte also auch sportlich an diesem Tag. Eine Niederlage gegen eine weißrussische Mannschaft, so etwas steht eher nicht im Saisonplan des FC Bayern. Damit die Gemengelage deshalb nicht zu sehr hochkocht, versuchte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge beim mitternächtlichen Schmaus im Bankettsaal „Dolce Vita“ nach der Partie zu beschwichtigen. Er schwärmte ein bisschen von der Stadt Minsk, in der das Spiel stattgefunden hatte, nur um ganz kurz anzumerken, dass es keinen Sinn mache, an diesem Abend zu kritisieren. „Wir haben große Torchancen nicht genutzt, dann passiert, was in der zweiten Halbzeit passiert ist.“ Ausgekontert worden sei man halt.

Am Samstag geht es gegen Hoffenheim, dann wird sich zeigen, ob der Auftritt in Borissow nur ein Ausrutscher war – oder der Beginn eines ähnlichen Leistungseinbruchs ist wie im vergangenen Jahr. In diesem Fall dürften Sammer und Heynckes noch häufiger aneinandergeraten.

Florian Fuchs

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