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Ein Klopp dreht durch. Liverpool drehte ein verloren geglaubtes Spiel.

© Reuters

Update

FC Liverpool dreht 1:3-Rückstand auf 4:3: Jürgen Klopp gewinnt - Borussia Dortmund geht unter

Europa League: Nach einem perfekten Start und einer 3:1-Führung geht für Dortmund noch alles schief. Liverpool dreht ein Spiel, das in die Geschichte eingehen wird.

Nach Spielschluss sangen die Liverpooler Fans das altbekannte „You’ll never walk alone“. Jürgen Klopp hüpfte aufgeregt über den Rasen an der Anfield Road. Unfassbar. Borussia Dortmund hatte schon 3:1 geführt und dann wie Kapitän Mats Hummels sagte, mit dem 2:3-Anschlusstor der Liverpooler „Schiss bekommen und aufgehört, Fußball zu spielen“ – und verloren. Die Borussia unterlag vor 45 522 Zuschauern im ausverkauften Stadion in Liverpool in einem denkwürdigen Fußballspiel 3:4 (2:0) und schied im Viertelfinale der Europa League aus. „Das ist extrem bitter und schwer in Worte zu fassen. Wir dürfen hier keine vier Tore in der zweiten Halbzeit kassieren, da müssen wir uns selbst hinterfragen, wie man so ein Spiel noch aus der Hand geben kann“, haderte Marco Reus. Auch BVB-Trainer Thomas Tuchel stand die Fassungslosigkeit nach Spielschluss ins fahle Gesicht geschrieben: „Wir sind sehr leer. Es fühlt sich an, so wie es ist. Wir standen vor einem großen Ziel, vor einem Meilenstein. Wir haben es aber nicht geschafft. Wir müssen fair zugeben, dass wir nach dem 3:1 nicht mehr damit klargekommen sind, wie Liverpool mit großem Risiko gespielt hat.“

Vor dem Anpfiff gab es Gänsehautmomente, als die Fans in Rot und Gelb zunächst in ohrenbetäubender Lautstärke ihre Hymne intonierten, um danach gemeinsam der 96 Liverpool-Fans zu gedenken, die vor 27 Jahren bei der Hillsborough-Stadionkatastrophe ihr Leben verloren hatten.

Es war genau das, was Klopp sehen wollte. Er hatte die berühmte Kulisse beschworen, die Atmosphäre wiege beim Heimspiel schwerer als das im Hinspiel erzielte Auswärtstor. Der Gast aus dem Ruhrgebiet dürfte nicht nur aufgrund des wenig überzeugenden 1:1 im Hinspiel nicht mit allzu großer Zuversicht auf die Insel gereist sein. Die Liverpooler haben in den vergangenen Jahrzehnten viele gute Erfahrungen mit deutschen Gegnern gemacht, seit 15 Spielen waren sie im heimischen Anfield ungeschlagen.

In der Nachspielzeit machte Lovren das Wunder perfekt

Doch als der Ball lief, war erst einmal nur der BVB zu sehen. Dortmund erwischte einen Traumstart, bereits nach neun Minuten lag die Borussia 2:0 in Front. Mchitarjan brachte Dortmund in der fünften Minute in Führung, Aubameyang erhöhte kurz darauf nach herrlicher Vorarbeit von Marco Reus.

Liverpool war sichtlich beeindruckt von einem Gegner, der nicht mehr wiederzuerkennen war im Vergleich zum zaghaften und wenig inspirierten Auftritt vor einer Woche. Am signifikantesten war die Formsteigerung an der Person von Marco Reus festzumachen. Hatte sich der Nationalspieler beim Hinspiel noch bis zur Unkenntlichkeit versteckt, sprühte er in Liverpool nur so vor Tatendrang.

Doch so überlegen wie zu Spielbeginn konnte der BVB das Spielgeschehen nicht auf Dauer gestalten. Die Gastgeber erwachten aus der Schockstarre und übernahmen das Kommando. Klopp ließ hinten Mann gegen Mann spielen und schaffte ein Übergewicht im Mittelfeld. Ein Risiko, dass sich auszahlte, denn die Engländer erspielten sich Chancen in Hülle und Fülle. Immer wieder ballte Klopp die Faust und animierte sowohl das Publikum als auch seine Spieler, weiter Gas zu geben.

Dass der Zwei-Tore-Vorsprung bis zur Halbzeit nicht dahingeschmolzen war, hatten die Dortmunder einzig und allein dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass ihr Gegner allzu verschwenderisch mit besten Möglichkeiten umging. Auf der anderen Seite ergaben sich Räume für Konter, die Aubameyang und Kagawa dazu hätten nutzen können, den Vorsprung auszubauen, es blieb ein packender Schlagabtausch mit zwei leidenschaftlich kämpfenden Widersachern.

Das fehlende Erfolgserlebnis holte sich Liverpool kurz nach Wiederanpfiff, als Origi den Anschlusstreffer erzielte. Anfield entwickelte seine ganze Power, es war nun ohrenbetäubend laut. Der Lärm erstarb, als Reus nach herrlichem Zuspiel von Hummels auf 3:1 erhöhte. Es war noch nicht die Entscheidung, denn Liverpool kämpfte bis zum Ende, kam erneut zurück und drehte ein Spiel, das in die Geschichte eingehen wird. Den Anfang machte Coutinho, nach einer Ecke gelang Sakho der Ausgleich, in der Nachspielzeit machte Lovren das Wunder von Anfield perfekt. Während Liverpool im Freudentaumel versank, musste der BVB eine der bittersten Niederlagen seiner Vereinsgeschichte einstecken.

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Nach FC Liverpool auch Donezk und Villarreal im Halbfinale

Nach dem FC Liverpool haben auch Leverkusen-Bezwinger FC Villarreal und der frühere UEFA-Cup-Sieger Schachtjor Donezk das Halbfinale der Europa League erreicht. Titelverteidiger FC Sevilla musste am Donnerstagabend beim Stand 1:2 gegen Athletic Bilbao dagegen in die Verlängerung. Bilbao ging durch Aritz Aduriz in Führung (57. Minute), Kevin Gameiro erzielte postwendend den Ausgleich (58.) für Sevilla. Nach dem 2:1 der Gäste durch Raul Garcia (80.) war das Hinspielergebnis egalisiert

Der FC Villarreal setzte sich nach dem 2:1 zu Hause auch bei Sparta Prag hochverdient mit 4:2 (3:0) durch. Hinspiel-Matchwinner Cedric Bakambu (5./49.), Samu Castillejo (43.) und Bruno Soriano (45.+1) machten für die Spanier alles klar; für die Tschechen trafen Borek Dockal (65.) und Ladislav Krejci (71.).

Beim 4:0 (2:0) für Donezk, das gegen den SC Braga/Portugal in Lwiw antrat, traf zunächst der Kroate Dario Srna per Foulelfmeter (25.). Nach den zwei Eigentoren von Ricardo Ferreira (42./73.) und dem Treffer von Viktor Kowalenko (50.) war die Partie für die Ukrainer, die schon das Hinspiel mit 2:1 gewonnen hatten, längst gelaufer.

Die Halbfinal-Paarungen werden an diesem Freitag in Nyon ausgelost. Gespielt wird am 28. April und am 5. Mai. Die Gewinner stehen sich am 18. Mai im Finale in Basel gegenüber. (dpa)

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