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FC Schalke 04: Meister im Tiefstapeln

Felix Magath sorgt beim FC Schalke 04 dafür, dass seine Profis auf dem Boden bleiben. Das führt mitunter zu den wildesten Verrenkungen, wenn es um das Thema Meisterschaft geht. Da wirkt die Ansage, dass man im Pokal den Titel gewinnen wolle, fast schon kühn.

Zum Glück hat der FC Schalke auch am Sonntag wieder ein paar Fehler gemacht. Sonst hätte Trainer Felix Magath ja gar nichts zu tun vor dem DFB-Pokal-Halbfinale gegen Bayern München am Mittwoch. Magath liebt Fehler: Er kann sie seinen Profis vorführen, Bild für Bild, und ihnen erklären, wie es besser geht. Das stärkt seine Rolle als Chef und macht die Schalker Stars etwas kleiner. Beim 2:2 in Hamburg am Sonntag hatte Magath einen entscheidenden Fehler gesehen. „Es ist der normale Fehler einer jungen Mannschaft“, sagte er ohne Groll, „wir hätten nach dem 2:1 weiter nach vorn spielen sollen. Aber das klappt schon die ganze Saison nicht.“

Der Tabellenzweite führte 2:1 und war dem dritten Treffer näher als Hamburg dem Ausgleich. Magath hatte Edu gebracht und damit die Zeichen ganz auf Sturm gesetzt; mit drei Angreifern attackierte Schalke nun. Der HSV schien drei Tage nach dem Europa-League-Spiel in Anderlecht müde und hätte sich von einem weiteren Gegentor wohl kaum erholt. Dass es ausblieb, lag an einer artistischen Rettungstat: Edu drehte in der 71. Minute schon jubelnd ab, doch Tomas Rincon schob den Ball bäuchlings im Tor liegend mit dem Kopf von der Linie. Aus dieser Situation schöpfte der HSV Kraft, während Schalke sich wieder zurückzog, und kam noch zum 2:2 durch Jonathan Pitroipa. Magath ärgerte das kaum: „Wir haben bei einem starken Gegner gespielt, ich bin mit dem Punkt zufrieden. Und auf die Tabelle schaue ich erst am 34. Spieltag.“

Zusammenhalt im Team ist groß

Diese Zurückhaltung haben die Profis übernommen und dabei eine Meisterschaft in Sachen Tiefstapelei entwickelt. „Ach, das mit der Tabellenführung – wir haben doch immer gesagt, dass uns das ziemlich egal ist“, sagte Mittelfeldspieler Alexander Baumjohann. Nur von Spiel zu Spiel schauen wollte Torwart Manuel Neuer, am besten gar nicht auf die Konkurrenz: „Wir beschäftigen uns nur mit Schalke.“ Dabei liegt Schalke nur einen Punkt hinter dem FC Bayern. Die Energie, mit der dieses Team spielt, der Druck, der von dem an sich unspektakulären Mittelfeld ausgeht, und die wenigen Fehler in der Abwehr lassen eine Schalker Meisterschaft nicht unplausibel erscheinen.

Der Zusammenhalt des Überraschungsteams der Saison könnte das große Plus sein. Niemand wollte Neuer beim 0:1 für seine schwache Faustabwehr direkt vor Ruud van Nistelrooys Füße kritisieren – nur Neuer selbst: „Das Tor nehme ich auf meine Kappe.“ Ansonsten verloren die Schalker kaum Worte über dieses Spiel. Sie beschäftigten sich lieber schon mit dem Pokal-Halbfinale gegen den FC Bayern. „Ich habe die Bayern lieber jetzt zuhause als im Finale in Berlin“, sagt Magath, und zumindest in diesem Wettbewerb hat er die Tiefstapelei aufgegeben: „Ich will den Pokalsieg, das ist das klare Ziel.“

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