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Puerta

© AFP

FC Sevilla: Er war ihr Held

Antonio Puerta vom FC Sevilla stirbt nach seinem Zusammenbruch. Die Fans sind schockiert.

Immer wieder zeigte das spanische Fernsehen gestern die gleichen Bilder von Antonio Puerta: Die Sequenz, die den Verteidiger des FC Sevilla berühmt gemacht hatte, das Tor im Uefa-Cup-Halbfinale im April 2006 gegen Schalke 04, mit dem er den andalusischen Verein zum ersten Mal seit 44 Jahren ins Endspiel führte. Und, kurz danach, die Aufnahmen, die bereits am Samstagabend die Zuschauer schockiert hatten: Wie der 22-Jährige in der 30. Minute des Meisterschaftsspiels gegen Getafe versucht, dem Angreifer den Ball abzujagen, in Richtung Strafraum sprintet, etwas langsamer als es das Publikum sonst von dem athletischen Spieler gewohnt war, dann auf dem Rasen zusammenbricht. Zwar erlangte Antonio Puerta wenige Minuten später wieder das Bewusstsein und konnte noch selbst vom Spielfeld gehen. In der Kabine erlitt der 22-Jährige jedoch einen Herzstillstand und wurde, nachdem der Mannschaftsarzt ihn mit dem Defibrillator wiederbelebt hatte, ins Krankenhaus eingeliefert. Dort versetzten die Ärzte ihn in künstliches Koma. Fünfmal blieb sein Herz stehen, Ursache waren nach Angaben der Ärzte schwere Rhythmusstörungen, möglicherweise aufgrund einer angeborenen Anomalie. Gestern Nachmittag starb der Fußballer an mehrfachem Organversagen.

Auf Initiative seines Vereins hat der Europäische Fußballverband Uefa das für gestern anberaumte Champions-League-Qualifikationsspiel gegen AEK Athen abgesagt und auf den 3. September verschoben. „Heute ist einer der traurigsten Tage in unserer Geschichte“, sagte Sevillas Präsident José María del Nido. „Unser Diamanten-Linksverteidiger hat uns verlassen.“ Spanische Profi-Verbände sowie alle großen Vereine bekundeten ihr Beileid und setzten für den nächsten Spieltag eine Schweigeminute an. Antonio Puerta, der bereits ein Spiel für die Nationalmannschaft bestritt, habe eine großartige sportliche Zukunft bevorgestanden, sagte Joaquín Caparrós, der frühere Trainer des FC Sevilla: „Er war ein hervorragender Fußballer und ein außergewöhnlicher Mensch.“ Von einer möglicherweise angeborenen Krankheit habe er nichts gewusst. Nach offiziellen Angaben hatte auch der Klub keine Kenntnis darüber.

Antonio Puerta, der für seine Kraft und schnellen Sprints berühmt war, bestand zu Saisonbeginn alle medizinischen Tests. Allerdings erinnern sich Teamkollegen an mindestens zwei vorangegangene Vorkommnisse. Im Sommer 2006 brach Puerta in der Halbzeit eines Freundschaftsspiels auf dem Weg in die Kabine zusammen und erlitt schwere Krämpfe. Und erst vor wenigen Wochen war der Teamkollege von Andreas Hinkel nach einem Training ohnmächtig geworden, was die Ärzte damals mit Hitze und Erschöpfung erklärten.

Für die Sevillistas war Antonio Puerta ein Idol. Der Fußballer, der sich von der Jugendmannschaft bis zu seiner Aufnahme ins Profiteam 2005 hochgekämpft hatte, wuchs in unmittelbarer Nähe des Ramón-Sánchez-Pizjuán-Stadions auf. Dort wurde der Sarg gestern Abend aufgebahrt, begleitetet von Hunderten weinenden Fans. Zu den Füßen des Totenschreins standen die sechs Trophäen, die Puerta seit 2005 beim spanischen Spitzenklub gewonnen hatte. Heute Nachmittag wird sein Leichnam bestattet. Puerta hinterlässt eine im achten Monat schwangere Lebensgefährtin.

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