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Sport: FC Union Berlin: Kein Ende der Tortur

Ferdinand Chifon hat es dieser Tage nicht leicht. Er sei ein lockerer Typ, würde nicht fremdeln, sondern eher auf Menschen zugehen.

Von Karsten Doneck, dpa

Ferdinand Chifon hat es dieser Tage nicht leicht. Er sei ein lockerer Typ, würde nicht fremdeln, sondern eher auf Menschen zugehen. So schildert Eugen Kaminski den Stürmer aus Kamerun. Kaminski durchforstet im Auftrag des Spielervermittlers Hans Kluge unter anderem den polnischen Fußball-Markt nach Talenten, entdeckte bei Pogon Stettin jenen Chifon und stellt ihn derzeit beim Zweitliga-Aufsteiger 1. FC Union im Trainingslager in Rotenburg an der Fulda vor. Nur: Chifon spricht kein einziges Wort deutsch, er kann sich nur in seiner Heimatsprache und daneben leidlich in Englisch und Polnisch verständigen. Was ihm, dem so kommunikationsfreudigen Menschen, die Integration in die neue Umgebung nicht gerade erleichtert.

Zum Thema Online Spezial: Unions Weg in die Zweite Liga Also lässt Chifon Taten sprechen. Auf dem Fußballplatz. Beim 3:1-Sieg im ersten Testspiel gegen den Oberligisten SC Neukirchen schoss er das erste Tor. "Von den Bewegungsabläufen her ist er ein sehr guter Mann", urteilte Trainer Georgi Wassilew. "Er ist noch ein bisschen müde", sagte indes Eugen Kaminski. Das weckt Neugier. Was zeigt dieser 24-Jährige erst, wenn er ausgeschlafen an die Arbeit geht?

Chifons Müdigkeit ist leicht nachzuvollziehen. Nach dem einwöchigen Konditions-Trainingslager in Trappenkamp hatte er wieder abreisen müssen, weil Stettin ihn nur für eine Woche zum Probetraining freigestellt hatte. Chifon kehrte nach Polen zurück und bat dort gemeinsam mit Kaminski um eine Verlängerung des Probetrainings. In der Nacht zum Mittwoch tauchte er um zwei Uhr morgens in Rotenburg auf, chauffiert von Kaminski.

Alles Vorspiel hat mal ein Ende. "Am Freitag entscheiden wir", sagt Georgi Wassilew. Heute Abend nach Unions Testspiel beim Bezirksoberligisten Hönebach wird Chifon Bescheid wissen, ob seine fußballerische Zukunft in Köpenick liegt oder nicht. Irgendwie erweckt Wassilew schon jetzt den Eindruck, als habe er sich entschieden, und zwar für Chifon. Nur wird dessen Verpflichtung eine kostspielige Angelegenheit. Chifon steht noch ein Jahr in Stettin unter Vertrag, seine Ablösesumme soll Pogon zumindest die selbst investierten 300 000 Dollar bringen. Beim derzeitigen Umtauschkurs wäre das eine stolze Summe, zumal Union sich darauf festgelegt hat, nicht mehr als 150 000 Mark für einen letzten neuen Stürmer auszugeben. Ein unlösbarer Knoten? "Ich glaube", sagt Eugen Kaminski, der früher bei Hertha BSC und Tennis Borussia kickte, "das geht über ein Ausleihgeschäft."

Für Chifon geht die Tortur weiter. Heute Nacht wird er nach Stettin zurückfahren. Erhält er den Zuschlag von Union, will er in Polen seine privaten Dinge regeln und wird am Wochenanfang in Berlin die notwendigen Behördengänge hinter sich bringen, um dann zu Union zurückzukehren. "Der polnische Fußball liegt mir nicht so", hat Chifon gesagt, "ich bin mehr ein Strafraumspieler." Genau so einen sucht Union.

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