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Sabine Lisicki hat vor dem Fed-Cup-Finale die große Chance zu zeigen, ob sie bereit ist, für das Wir-Gefühl zurückzustecken.

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Fed-Cup-Finale: Sabine Lisicki: Die Außenseiterin ist wieder mit dabei

Die Formschwäche der Kolleginnen beschert Sabine Lisicki die Nominierung fürs Fed-Cup-Finale zwischen Deutschland und Tschechien. Doch im Team eckt die Berlinerin mit ihrer Art oft an.

Anke Huber hat kaum noch Erinnerungen an 1992. Wie das genau gewesen ist, als sie mit der deutschen Tennis-Mannschaft den „Federations Cup“ – wie der Fed Cup da noch hieß – gegen Spanien gewann. Huber war 17 Jahre alt, und Steffi Graf überstrahlte alles. Ein Wir-Gefühl gab es unter den deutschen Spielerinnen nicht, das immerhin weiß Huber noch. „Steffi war immer ein bisschen separat“, sagt Huber heute mit leichtem Bedauern. Doch sie brauchten das innige Miteinander seinerzeit nicht, sie gewannen den wichtigsten Mannschaftswettbewerb im Frauentennis auch so – dank der Ausnahmeakteurin Graf. Bundestrainerin Barbara Rittner gehörte damals auch dazu, und sie könnte nun am 8./9. November in Prag gegen die starken Tschechinnen den ersten Titel seit jenem vor 22 Jahren holen.

Doch Rittner hat keine Überfliegerin wie Graf in ihren Reihen. Deshalb braucht sie eine verschworene Gemeinschaft, ein Team, das sich gegenseitig anspornt, mitzieht und bedingungslos unterstützt. Das hatte Rittner eigentlich gefunden in Angelique Kerber (Weltranglistenplatz 10), Andrea Petkovic (17), Julia Görges (74) und Doppelspezialistin Anna-Lena Grönefeld. Mit diesem Quartett, das vor mitreißendem Teamgeist nur so strotzte, waren die Deutschen über die Slowakei und Australien ins Finale eingezogen. Und als Belohnung sollten die vier auch das Finale spielen. Aber so einfach wie gedacht lief es dann doch nicht – weil Görges und Grönefeld zuletzt krank und auf Formsuche waren und Petkovic in einer Krise steckt.

Sabine Lisicki eckt bei ihren Mitspielern mit ihrer Art oft an

„Das war die schwerste Entscheidung, die ich in den letzten zehn Jahren als Teamchefin treffen musste“, sagte Rittner. Sie hat sich nun entschieden, Sabine Lisicki für das Quartett zu nominieren und Grönefeld nur als Ersatzspielerin mitzunehmen. Das ist auch deswegen bemerkenswert, weil die Berlinerin Lisicki mit ihrer Art unter ihren Mitspielerinnen oft aneckt. Bis eine Stunde vor der endgültigen Auslosung am 7. November könnte Rittner jedoch noch tauschen. „Andrea brennt auf dieses Finale und wird fit und positiv gestimmt nach Prag fahren. Genau wie Angie hat sie mein vollstes Vertrauen“, sagte Rittner. „Aber Sabine ist im Einzel wie auch im Doppel eine gute Alternative.“

Rittner hält sich so alle Optionen offen gegen die favorisierten Tschechinnen um Wimbledonsiegerin Petra Kvitova. Zwar betont Rittner, dass Petkovic für das Einzel gesetzt ist. Doch die Formschwäche der Darmstädterin ist alarmierend. Nach ihrem Erstrundenaus in Luxemburg brach sie in Tränen aus und schluchzte: „Ich bin momentan nicht in irgendeiner Verfassung, um Tennis zu spielen.“ Rittner hatte daher kaum eine andere Wahl, als Lisicki mitzunehmen, die zuletzt im April 2013 gegen Serbien im Doppel dabei war.

Über die Nominierung von Sabine Lisicki wurde kontrovers diskutiert

Die Saison der Berlinerin war mäßig, bei 22 Turnieren gewann sie nur zweimal mehr als zwei Matches. Die Weltranglisten-27. hatte vor kurzem mit dem Sieg über Lucie Safarova, der zweiten Einzelspielerin Tschechiens, Argumente für sich gesammelt, wie auch mit dem Turniersieg in Hongkong, bei dem allerdings die Weltelite nicht mitspielte. Über ihre Nominierung war kontrovers diskutiert worden, besonders weil die 25-Jährige im Team als Außenseiterin gilt. „Sabine passt da einfach nicht rein“, hatte der Ex-Profi Nicolas Kiefer kritisiert. Die Harmonie im Team müsse im Vordergrund stehen. Doch Sabine Lisicki hat nun die große Chance zu zeigen, ob sie bereit ist, für das Wir-Gefühl zurückzustecken.

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