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Sport: Federer folgt Nadal

Der Weltranglisten-Erste unterliegt Djokovic, der nun im Finale der Talente gegen Tsonga antritt

Seine Augen fixieren immer den gleichen Punkt. Kein Ballwechsel vergeht, nach dem Novak Djokovic nicht zu seinem Anhang in der Box blickt. Mal fragend, mal sucht er nach Bestätigung, er scheint seine Energie nur aus dieser einen Richtung der Rod Laver Arena in Melbourne zu ziehen. Es ist ein steter Dialog, den Djokovic mit seinen Eltern, seinen beiden Brüdern und seinem Trainer führt, und aus dem er seine Kraft schöpft. Frenetisch feuern sie ihn an, er schlägt als Antwort auf seine Brust wie Tarzan im Dschungel. Die Zusatz-Energie zeigt Wirkung, und vielleicht ist es ihr geschuldet, dass es Djokovic gelingt, Roger Federer im Halbfinale der Australian Open zu bezwingen.

„Ihr habt mich hierher getragen“, sagte der Serbe nach seinem 7:5, 6:3, 7:6-Sieg mit zittriger Stimme zu seinem Anhang. Der Weltranglisten-Dritte hatte geschafft, was lange nur einem Rafael Nadal vornehmlich auf Sand zugetraut worden war – den fast unbezwingbaren Dominator aus der Schweiz auf großer Bühne zu besiegen. Bei den French Open 2004 hatte Federer zuletzt eine glatte Dreisatz-Niederlage bei einem Grand Slam hinnehmen müssen und war dort im Jahr darauf zum letzten Mal bereits im Halbfinale ausgeschieden. In den letzten zehn Finals dieser vier wichtigsten Turniere war Federer stets Dauergast, die Serie ist nun in Melbourne gerissen: „Ich wusste, dass es mal gegen mich laufen würde. Und wenn die Besten gegeneinander spielen, kann das passieren“, sagte Federer.

Von Beginn an konnte Djokovic den Weltranglisten-Ersten mit seinem aggressiven Spiel unter Druck setzen und besonders dessen Aufschlag geschickt attackieren. Federer unterliefen viele Fehler, seine sonst so gefürchtete Stärke, die er in kritischen Situationen zeigt, war ihm abhanden gekommen. Den Gewinn des ersten Satzes vergab Federer trotz 5:4-Führung: „Wer weiß, wie es gelaufen wäre, wenn ich den Satz gewonnen hätte“, sagte der Schweizer. Schon in der dritten Runde konnte er gegen den Serben Janko Tipsarevic eine Niederlage nur mit Mühe in fünf Sätzen abwehren. „Brutal“ sei es für ihn gewesen, in drei Sätzen zu verlieren, sagte Federer. Er könne nun nachempfinden, wie sich Djokovic bei ihrem letzten Treffen im Finale der US Open gefühlt haben müsse. Damals hatte der Serbe trotz guter Leistung klar verloren.

Um den Titel der Australian Open werden am Sonntag zwei Außenseiter kämpfen: Djokovic und Nadal-Bezwinger Jo-Wilfried Tsonga. „Die Dominanz von Federer und Nadal in den letzten Jahren war unglaublich, aber es ist gut für das Tennis, junge Gesichter im Finale zu haben“, sagte Djokovic, der zum ersten Mal auf den Franzosen trifft. Sie kämen sich vor wie in einem Traum, erklärten beide. „Ich habe gutes Tennis gezeigt, stehe verdient im Finale", sagte Djokovic. „Vom Ranking her bin ich Favorit, aber es ist ein Grand-Slam-Finale. Da ist alles möglich.“

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