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Sport: Feilschen ums Filet

Nicht alle Dortmunder Spieler lassen sich zu einem Gehaltsverzicht bewegen

Dortmund. Als alles gesagt war, hatte Michael Meier noch etwas zu sagen. Nicht zum Spiel, zum glücklichen 2:1-Sieg über Werder Bremen, sondern zum Geld. Seit nunmehr 14 Tagen wird bei Borussia Dortmund über ein Modell debattiert, bei dem 20 Prozent der Gehälter eingefroren werden sollen, um sie im Bedarfsfall erfolgsorientiert auszuzahlen. Sprich: Nur wenn die Spieler neue Geldquellen erschließen, weil sie im Uefa-Pokal und in der Meisterschaft weit kommen, erhalten sie ihr volles Salär. Diesen Schritt hält die Chefetage des börsennotierten Klubs nach dem Aus in der Champions-League-Qualifikation für unausweichlich. Manager Michael Meier wählte am Samstag ein kulinarisches Beispiel: „Wir haben jetzt ein Stück Filet abgeschnitten und in die Mitte vom Tisch gelegt.“ Dieses Fleisch bleibt jedoch erst einmal unangetastet, „erst wenn der Erfolg wieder da ist, beißen wir wieder rein“.

Allerdings erscheint fraglich, ob die Profis diesem Verzicht zustimmen, schließlich garantieren ihnen ihre Verträge Filet und sonstige Köstlichkeiten in sämtlichen Lebenslagen. Deshalb, so hatte Trainer Matthias Sammer am Freitag im Tagesspiegel angedeutet, seien wohl nicht alle Spieler für Abstriche zu begeistern: „Bei jüngeren Spielern spielt das Geld noch die entscheidende Rolle. Da ist Geld wichtiger als Gefühl oder Liebe. Woher soll ein junger Mann denn auch die Erfahrung nehmen, dass es andere Werte gibt?“ Meier bezeichnet dieses Phänomen als „Mentalitätsproblem“. Nun gelte es gegenzusteuern. Ohne Holzhammer, aber dafür mit diplomatischem Geschick: „Wir überreden nicht, wir erpressen nicht, wir leisten Überzeugungsarbeit.“ BVB-Präsident Gerd Niebaum will bei den Profis „ein Bewusstsein schaffen, dass es hier keine Vollkasko-Situation mehr gibt, in der der große Onkel das Geld automatisch fließen lässt“.

Viel Zeit bleibt der Dortmunder Chefetage nicht, um den Profis verständlich zu machen, dass das schwarz-gelbe Tischleindeckdich ein Auslaufmodell ist. Von der selbst gewählten Frist von drei Wochen seit dem Spiel in Köln sind bereits zwei verstrichen, eine Woche Karenzzeit hat sich die Vereinsführung noch zusätzlich bewilligt, falls sich die Gespräche – wie zu erwarten – schwierig gestalten sollten.

Am Ende, so die Überzeugung von Sportdirektor Michael Zorc, „werden wir einen tragfähigen Konsens finden“. Auch deshalb, wie Meier betont, „weil wir mit gutem Beispiel vorangehen“. Dabei schwant Zorc, Niebaum, Meier und Co., dass es ihnen kaum gelingen wird, alle Spieler auf den neuen Solidaritätskurs einzustimmen: „Wir streben eine kollektive Lösung an“, sagt Meier, „aber Einzellösungen sind nicht auszuschließen.“ Konkret dürfte das bedeuten, dass es zumindest eine Lex Amoroso geben wird. Der kapriziöse Torjäger hat bereits verkündet, dass er nicht bereit ist, Abstriche an seinem Vertrag zu akzeptieren.

Die kommenden beiden Wochen werden für Borussia Dortmund also noch turbulent werden. Schließlich gilt es nicht nur, sich nach dem Sieg gegen Bremen weiter in der Bundesligaspitze zu etablieren, sondern auch, auf dem Verhandlungsfeld wichtige Punkte zu sichern. Wobei sich die Führungstroika der Borussia nach der Depression infolge des Scheiterns gegen Brügge bereits wieder mit erstaunlich breitem Kreuz präsentiert. So beantwortete Meier im Presseraum des Westfalenstadions die Frage, ob das Dortmunder Modell auf andere Vereine übertragbar sei, nach längerer Bedenkpause betont selbstbewusst: „Der BVB hat in der Vergangenheit schon öfters Pionierarbeit geleistet.“

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