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Foto: Mike Wolff

© picture alliance / dpa

Sport: „Felle ist ein Vorbild“

Torsten Mattuschka, Kapitän des 1. FC Union, zum Abschiedsspiel seines Freundes Sven Felski.

Worte reichen nicht aus. Mein Freund Sven Felski lässt sich viel besser durch die Wahl eines Ortes beschreiben. Heute feiert er auf dem Eis seinen Abschied, eine Allstar-Mannschaft der Eisbären spielt gegen eine Auswahl des Deutschen Eishockey Bundes (19.30 Uhr). Nicht irgendwo, das Spiel findet im Wellblechpalast statt. Dort, wo alles begann. Logisch, dass ich dabei sein werde. Felle, wie ihn alle nennen, hätte locker auch die fast dreimal so große Arena am Ostbahnhof voll bekommen. Mehr Einnahmen wären garantiert gewesen. Dazu mehr Glamour, mehr Scheinwerferlicht. Aber so tickt Felle nicht. Sven ist ein sehr bodenständiger Typ, er hat nie vergessen, wo er herkommt. Im Osten Berlins ist er aufgewachsen. Seine komplette Karriere hat er bei einem Klub verbracht. Ich finde das sensationell. Meine Faszination rührt wohl auch daher, dass so etwas im Fußball kaum noch möglich ist. Felle ist auch wegen seiner Vereinstreue eine Legende. Aber er lässt nie raushängen, dass er ein bekannter Sportler ist, dem die Menschen hier in der Stadt viele Jahre zugejubelt haben. Das schätze ich sehr.

Wir haben uns vor drei Jahren auf der Hochzeit eines gemeinsamen Freundes kennen gelernt. Ich wusste, wer er war, weil ich die Spiele der Eisbären seit langem verfolge. Zuerst aber nur vom Fernseher aus. In den Wellblechpalast bin ich früher nie gegangen. Sie wissen schon, ich als Unioner in Hohenschönhausen – lieber nicht. Heute Abend wird sich das aber ändern. Nach dem Umzug in die O2 World bin ich aber umso häufiger zu den Spielen gegangen. Felle ist im Gegenzug auch oft zu uns in die Alte Försterei gekommen. Mutig, dieser alte Dynamo-Eisbär.

Wie gesagt, ich wusste schon vor unserem ersten Treffen wer er war und anscheinend beruhte das auf Gegenseitigkeit. Beim Essen sind wir dann ins Gespräch gekommen. Schnell war zu merken, dass wir auf einer Wellenlänge liegen. Ein blöder Spruch jagte den nächsten und wir mussten herzlich lachen. Profisportler können ziemlich herumalbern. Manchmal geht es in der Kabine zu wie im Kindergarten.

Seit diesem Abend sind wir Freunde. Sven ist ein guter Kumpel, mit dem es Spaß macht, zusammen zu sein. Meine schönste Erinnerung hängt mit Felles letztem Spiel zusammen. Ich war dabei, als die Eisbären 2012 gegen Mannheim die Meisterschaft klar machten. Es war das entscheidende Spiel einer wahnsinnig engen Serie und der Jubel der Spieler war unbeschreiblich. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Ich war total euphorisch, weil ich dank Felle mittendrin sein durfte. Ich saß mit den Jungs in der Kabine, als sie ihre Zigarren rauchten und machte Fotos mit dem Pokal. Noch besser war nur die Party danach. Wir zogen durch die ganze Stadt, von Bar zu Bar. Als ich zu Hause ankam, war es hell. Mit Sicherheit eine der besten Nächte meines Lebens. Danke Felle!

Es ist natürlich nicht so, dass wir beide ständig am feiern sind, aber wenn man als Sportler so eine Meisterschaft gewinnt, muss man es auch mal krachen lassen. Ich bewundere Sven aber nicht nur für seine Kondition am Tresen. Auf dem Eis hat er mich stets beeindruckt. Die Leidenschaft, mit der er zwei Jahrzehnte lang gespielt hat, ist einmalig. Er hat seinen Körper nie geschont. Wenn es sein musste, hat er vor Spritzen und Schmerztabletten nicht zurückgeschreckt – alles nur, um dem Team zu helfen. Kann man mehr Vorbild sein? Ich denke nicht!

Aber irgendwann ging es auch bei ihm nicht mehr. Ich finde es inspirierend, dass er bis kurz vor seinem 38. Geburtstag als Profi aktiv war. Oft drehten sich unsere Gespräche darum, wie man das Karriereende möglichst hinauszögern kann. Ob ich mit 38 noch auf dem Fußballplatz stehen werde? Eher unwahrscheinlich. Noch habe ich aber einiges vor. Mein Traum ist es, mich für die sagenhafte Meisterparty bei Felle zu revanchieren. Am besten mit einer Aufstiegsfeier in der Alten Försterei. Aufgezeichnet von Sebastian Stier.

Das Spiel ist ausverkauft, RBB überträgt ab 20.15 Uhr live im Fernsehen. Neben ehemaligen Eisbären-Profis wie Leif Carlsson und Mario Chitarroni nehmen auch Georg Holzmann und Christian Ehrhoff teil.

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