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Fernsehkritik: Oh weh, das Wetter!

Matthias Kalle über die ARD, solide Langeweile und die Tradition der Weinerlichkeit.

Nur mal angenommen, man würde heute beschließen, die Olympischen Spiele zu beenden (vielleicht weil alle Sportjournalisten aus Protest abreisen, weil das Internetangebot von Google zensiert ist) – dann würde man von den langweiligsten Olympischen Spielen aller Zeiten sprechen können: Die knapp viereinhalb Stunden dauernde Eröffnungsfeier am Freitag, die in der ARD durchschnittlich 7,72 Millionen Zuschauer verfolgten, war keine Sensation – eine Sensation wäre sie dann gewesen, wenn die Chinesen die Zuschauer von Anfang bis Ende gelangweilt hätten. Für die Langeweile war gestern, am ersten Tag, dann das Fernsehen zuständig. Zur Erinnerung: Es sind die Olympischen Spiele, da will man mal gucken, was Sportler so drauf haben in den Bereichen Badminton oder Pistolenschießen, aber man sah hauptsächlich das, was man in den vergangenen acht Wochen auch schon sah, nämlich Fußball und Radfahren.

Was man hörte, war allerdings noch schlimmer, denn man hörte vor allem allerhand über das Wetter: es sei so heiß, die Luft so feucht, oh weh! Das erfuhr der Zuschauer von den soliden Moderatoren Michael Antwerpes und Monica Lierhaus und vor allem auch von Stefan Schumacher. Der Radfahrer, der beim Straßenrennen ausschied, führte somit immerhin eine deutsche Olympiatradition fort, nämlich die Weinerlichkeit am ersten Wettkampftag, das Rumjammern über die Bedingungen – dafür liegen wir Fernsehzuschauer nun wirklich nicht seit halb fünf auf dem Sofa.

Erträglicher wurde es erst am Nachmittag, als das Schwimmen übertragen wurde, und die ARD-Spitzenkräfte Ralf Scholt und Tom Bartels dran waren. Die kommentierten kenntnisreich und mit dem nötigen Eifer, und man fragt sich langsam, ob Bartels, der noch bei RTL eine Katastrophe war, bei seinem neuen Arbeitgeber systematisch gedopt wird. Ach so: Liegt es eigentlich am Fernseher, dass alle männlichen Super-Schwimmer gleich aussehen?

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