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Schumacher

© dpa

Ferrari: Schumacher-Comeback: Vollgas im Leihwagen

Am Freitag begann Rückkehrer Michael Schumacher seine Privattestfahrten – im Ferrari eines Milliardärs.

Berlin - Während die Welt um ihn herum durchdrehte, drehte Michael Schumacher einsam seine Runden. Am zweiten Tag nach der sensationellen Ankündigung seines Comebacks stieg der Rekordweltmeister erstmals seit April 2008 wieder zu Testfahrten in ein Formel-1-Auto. Mit einem Hubschrauber ließ er sich am Vormittag zur Strecke von Mugello bringen, unweit von Florenz und 125 Kilometer südlich des Ferrari-Firmensitzes in Maranello. Kurz darauf raste ein roter Rennwagen mit dem so vertraut wirkenden roten Helm über die Piste. Das Motorengeheul machte auch dem Letzten klar, dass es Schumacher nach drei Jahren Formel-1-Abstinenz Ernst ist mit seinem Comeback beim Rennen in Valencia am 23. August. Dort soll er den verletzten Felipe Massa ersetzen, der nach seinem Unfall in Ungarn vor einer Woche weiter auf dem Weg der Besserung ist und am Montag nach Brasilien zurückkehren soll.

Es sei „ein gutes Gefühl, wieder in einem Formel-1-Auto zu sitzen“, teilte Schumacher später mit. Offiziell war es eine private Testfahrt mit einem ausrangierten Ferrari von 2007. Das aktuelle Modell F60 darf Schumacher wegen des Testverbots in der Formel 1 eigentlich nicht fahren. Deswegen hatte eine Unterfirma von Ferrari, die mit historischen Rennwagen handelt, einen F2007 aufgetrieben. Angeblich handelte es sich dabei um ein geliehenes Auto, das ein Formel-1-fanatischer Milliardär gekauft hatte. Schumacher: „Ich möchte eben so viel wie möglich fahren, und da ist das schon mal eine gute Option.“ Mit dem alten Auto „hat man natürlich keine echten Anhaltspunkte. Aber ich konnte schon nach einigen Runden wieder konstante Zeiten fahren. Und mit der Bestzeit, 1:23,736, bin ich auch ganz zufrieden.“ Den Rundenrekord für Formel-1-Autos stellte Schumachers damaliger Teamkollege Rubens Barrichello 2004 mit 1:18,704 Minuten auf.

Schumachers potenzieller Rennwagen weist allerdings ein völlig anderes Fahrverhalten auf. Aufgrund der Regeländerungen verfügt der F60 unter anderem über eine komplett andere Aerodynamik und hat keine Traktionskontrolle zur Vermeidung von durchdrehenden Hinterrädern. Außerdem wird seit diesem Jahr wieder mit profillosen Slickreifen gefahren. Letztere ließ sich Schumacher immerhin auch auf den Leihwagen montieren.

Trotzdem versucht Ferrari alles, um seinem Star eine Fahrt im aktuellen Wagen zu ermöglichen. Und die Chancen dafür stehen gut. Zum Einen lässt das Reglement einen PR-Termin zu, wie ihn zuletzt das Red-Bull-Team vor dem Budapester Burgschloss durchgeführt hat. Ein solches Showevent könnte theoretisch auch auf einer Rennstrecke stattfinden.

Außerdem bat Ferrari die anderen neun Teams in einem Brief darum, einem richtigen Testtag für Michael zuzustimmen, sagte Ferrari-Sprecher Luca Colajanni dem Tagesspiegel. Laut dem Fota-Vizepräsidenten John Howett haben alle Fota-Rennställe diesem Ansinnen zugestimmt, nun braucht Ferrari nur noch das Okay der beiden anderen Teams Force India und Williams. Eine Genehmigung des Weltverbands Fia muss dagegen nicht eingeholt werden. Ein Test ist also recht wahrscheinlich, gerade vor dem Hintergrund der Aufmerksamkeit, die Schumachers Comeback der nach dem Ausstieg von BMW angeschlagenen Formel 1 beschert.

Das sieht auch Luca di Montezemolo so. „Die Formel 1 hatte es nötig, wiederbelebt zu werden“, sagte der Ferrari-Präsident. „Ich bin froh, dass ich ihn überredet habe. Ich dachte erst, dass ich ihn um einen Gefallen bitten müsste, aber dann habe ich in seinen Augen die Lust aufs Zurückkommen gesehen.“ Auf die Frage, ob er von Schumacher in Valencia einen Sieg erwarte, antwortete er: „Wir sind nicht hier, um zu scherzen.“ Der Deutsche müsse aber erst einmal fit werden, außerdem kehre er in eine sehr veränderte Formel 1 zurück.

Michael Schumacher dagegen hat sich nur wenig verändert. Wie früher hängte der Perfektionist und Workaholic Kilometer an Kilometer und war auch am späten Nachmittag noch auf der Strecke unterwegs. „Jetzt muss man mal abwarten, wie mein Körper und meine Muskeln in den nächsten Tagen reagieren“, sagte er. Doch schon am Wochenende will er seine nächsten Runden drehen – während die Welt um ihn herum durchdreht.

Christian Hönicke

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