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Geisterspiel. Weiß vermummt zündeln Chaoten im Block von Hannover 96 und schmähen Eintracht Braunschweig mit Plakaten.  Foto: dpa

© dpa

Sport: Feuer an der falschen Stelle

Hannovers müdes 0:0 gegen Braunschweig wird von Pyrotechnik überschattet.

Von Christian Otto

90 Minuten lang wurde mit Pyrotechnik gezündelt und der gegnerische Anhang beschimpft. Das Niedersachsen-Derby zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig, als eines der gefährlichsten Fußballspiele dieser Bundesligasaison eingestuft, endete am Freitagabend mit einem enttäuschenden 0:0 und einer ernüchternden Vielzahl an Dummheiten.

Der eindringliche Appell von beiden Vereinsführungen, friedlich und fair miteinander umzugehen, wurde auf dem Platz umgesetzt, aber auf den Tribünen ignoriert. Unter den 47 200 Zuschauern gab es jene Unverbesserliche, die sich vor und während der Begegnung mit der Polizei anlegten und ständig Pyrotechnik entzündeten. Dass zwei Feuerwerkskörper sogar auf dem Platz landeten und eine Fahne auf der Tribüne verbrannt wurde, war der traurige Höhepunkt eines bedenklichen Abends.

96-Manager Dufner rechnet nun mit Sanktionen gegen den Verein.„Die Spinner kriegst du nicht in den Griff“, sagte Dufner. „Ich hoffe, es gelingt, einige von ihnen dingfest zu machen.“ Viele Chaoten waren jedoch vermummt.

Der Mangel an Spielwitz und Geschick, den beide Mannschaften offenbarten, dürfte auch mit der enorm hohen Erwartungshaltung und Brisanz zu tun gehabt haben. Tagelang war es in Hannover und Braunschweig nur noch darum gegangen, die besondere Rivalität der verfeindeten Klubs zu beleuchten.

„Wir sind froh, dass wir uns wacker geschlagen haben und dieses Spiel vorbei ist“, sagte Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht, „zuletzt drehte es sich um alles, aber nicht um Fußball.“

Die Einschätzung der Polizei, dass rund um das erste Niedersachsen-Derby in der Bundesliga seit 37 Jahren mit einem erhöhten Sicherheitsrisiko zu rechnen sei, erwies sich als richtig. „Es gab Ausschreitungen auf beiden Seiten“, sagte ein Sprecher der Polizeiinspektion Hannover. Die Mehrheit der handfesten Vorfälle hatten die Ordnungshüter selbst zu beklagen, gegen die vor dem Stadion Pyrotechnik eingesetzt worden war.

DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig fand deutliche Worte für das, was sich vor Spielbeginn rund um das Stadion abspielte. „Es ist eine Katastrophe“, sagte er der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“. „So macht das keinen Spaß mehr.“

Am Nord- und Südeingang des Stadions hatten sich Fangruppen beider Seiten jeweils Zugang zum Stadion verschafft, indem sie einfach durch Polizeieinheiten gestürmt waren. Dass während des Spiels Pyrotechnik im Minutentakt gezündet wurde, veranlasste den Stadionsprecher zu dem Hinweis, dass ein solches Fehlverhalten zu einem Spielabbruch führen könne. Seine Warnung wurde von 96- und Eintracht-Fans gleichermaßen überhört.

Mit Beginn der zweiten Halbzeit, als dichte Nebelschwaden von abgebrannten Feuerwerkskörpern durch das Stadion zogen, häuften sich auch auf dem Rasen die Zusammenstöße. Der souveräne Schiedsrichter Knut Kircher musste die Begegnung wegen verbissen geführter Zweikämpfe immer wieder unterbrechen. Gastgeber Hannover 96 wusste mit seiner Feldüberlegenheit nur wenig anzufangen, es gab kaum Chancen auf beiden Seiten. Aber für Schlusslicht Braunschweig reichte es unter dem Strich, um sich einen Punkt beim ungeliebten Erzrivalen zu erkämpfen.

„Wir sind sehr enttäuscht, aber waren einfach nicht gut genug“, sagte 96-Trainer Mirko Slomka, „die Angst im Nacken, ein Tor zu kassieren, hat die Beine gelähmt.“

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