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High auf Glückshormonen: Die Russen feiern sich und die WM. Die WM-Spieler mussten bei diesem Turnier immer noch nur vereinzelte Dopingkontrollen fürchten.

© dpa

FIFA-Bericht: Dopingkontrollen bei der WM werfen Fragen auf

Keine positiven Dopingproben bei der WM - der Sport scheint sauber. Dennoch werden Fußballer immer noch wenig kontrolliert, viele Substanzen bleiben legal.

Der Dopingfall von Diego Maradona 1994 bleibt weiter der einzige in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaft. Auch beim Turnier in Russland gab es keine Vorfälle, teilte der Weltverband Fifa vor dem Finale und dem Spiel um Platz drei an diesem Wochenende mit. Die weiße Weste war schon vor dem Turnier erwartet worden – trotz des staatlichen Dopingskandals um den Gastgeber aus den vergangenen Jahren. Vieles bleibt allerdings unklar.

Das geht schon mit der Zahl der Kontrollen los: Seit Januar 2018 sind der Fifa zufolge 2037 Untersuchungen im Weltfußball durchgeführt worden. A- und B-Probe zusammengenommen hätten es dementsprechend 4074 Proben sein müssen. Die Fifa gibt in ihrer Mitteilung aber nur 3985 Proben an – also 89 zu wenig. Die Differenz könnte durch unbrauchbare Proben zustande kommen. Wenn diese etwa verunreinigt waren oder nicht richtig verschlossen. Die Fifa äußert sich in der Mitteilung nicht dazu.

Im weiteren Verlauf schreibt sie nur noch von Proben. Eine sprachliche Mogelpackung? Der Wert für die tatsächlichen Kontrollen läge dann halb so hoch. So würden aus 626 Proben während des Turniers 313 Kontrollen – und davon nur 54 an spielfreien Tagen. Bei 32 Nationen wären das außerhalb der Spiele nur 1,6 Kontrollen, verteilt auf den ganzen Kader. Die Tests blieben also berechenbar – und relativ unwahrscheinlich dazu. Das Risiko einer Trainingskontrolle läge pro Spieler bei kaum sieben Prozent.

Die Fifa wertet die Ergebnisse dennoch als Erfolg. Die Doping-Kontrollen in Russland seien die strengsten in der WM-Geschichte gewesen, schreibt sie. Der Fußball scheint sauber. Bei den Kontrollen wich lediglich ein einziger Wert von der Norm ab. Der betroffene Spieler hatte für den Wirkstoff allerdings eine Ausnahmegenehmigung (TUE) vorliegen. Sein Name wurde nicht bekannt. Wie gering die Wahrscheinlichkeit auf einen Test ist, darüber schweigt sich die Fifa ebenso aus.

Insgesamt hatten drei Spieler eine TUE für bestimmte Wirkstoffe. Dies erscheint angesichts von 736 Spielern ziemlich wenig. Allerdings bewegen sich Fußballer immer wieder am Rand des Erlaubten. Vor allem Aufputschmittel wie der Kautabak Snus und Koffein, aber auch Ammoniak kommen häufig zum Einsatz. Das war auch bei der WM in Russland zu beobachten. Pharmakologen zufolge haben diese einen ebenso leistungssteigernden Effekt wie manche verbotene Mittel – mit dem Unterschied, dass Snus und Co. bislang nicht auf der Verbotsliste stehen.

Die deutsche Anti-Doping-Agentur hatte die Kontrollen der Fifa schon im Vorfeld der WM scharf kritisiert. "Der Sport kontrolliert sich selbst", sagte die Vorsitzende Andrea Gotzmann. Das sei schwer hinnehmbar, weil erhebliche Interessenskonflikte bestünden. Eine Schwierigkeit der WM war auch, dass die Proben teilweise tausende Kilometer weit reisten: Die Analyse fand in Lausanne statt, weil das Labor in Moskau seit Berichten zum staatlichen Doping keine Akkreditierung mehr hat. Allerdings war auch bei der WM 2014 in Brasilien das Labor in Rio nicht anerkannt. Auch da waren die Proben nach Lausanne geflogen worden - und auch bei diesem Turnier hatte es offiziell keine Auffälligkeiten gegeben.

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