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Fifa: Blatter baut um

Der Fußball-Weltverband Fifa schasst nach dem Generalsekretär auch den Kommunikationschef.

Am Abend seines letzten Arbeitstages setzt sich Markus Siegler zu Hause auf seine Couch und steckt sich eine Zigarre an. „Jetzt schlafe ich erst einmal durch“, sagt der 49-jährige Baseler am Telefon. Einen neuen Job hat er noch nicht in Aussicht – nur eine Woche Urlaub. Für einen Dauerarbeiter und Schnellleber wie Siegler ist das viel Zeit. Vor allem jetzt, da er nichts mehr zu tun hat.

Zwölf Jahre war Markus Siegler in einem exklusiven Klub tätig, zu dem nur polyglotte, verschwiegene Menschen Zugang finden: dem Fußball-Weltverband Fifa. Am Freitagabend war Schluss, mit einer kurzen Pressemitteilung gab der größte und reichste Sportverband der Welt die Trennung von seinem Kommunikationsdirektor bekannt – Siegler gehe „als Freund und in gegenseitigem Einvernehmen“. So gehen Personalien bei der Fifa stets vonstatten, offiziell zumindest.

Für Siegler, der seine Karriere als Journalist und Manager des FC Basel begonnen hatte, war es in der Fifa nur aufwärts gegangen. Nach der WM 2002 in Asien übernahm er die Kommunikationsabteilung, 2005 durfte er sogar die weltweit übertragene Endrundenauslosung für die WM 2006 moderieren. Der joviale Siegler verdankte diesen Aufstieg seinem Credo, stets zu „300 Prozent loyal gegenüber dem Verband und seinen Präsidenten Blatter“ zu sein. Für Journalisten gaben seine Durchsagen nicht immer eine Nachricht her. Ein Gesicht der Fifa war er dennoch.

Sieglers plötzlicher Abgang wirft ein Schlaglicht auf die weiträumigen Umstrukturierungen in der neuen glanzvollen Verbandszentrale auf dem Zürichberg. Denn erst im Juni war der Generalsekretär Urs Linsi, der den Verband vor dem Konkurs gerettet und mit harten Marketingmethoden zu neuem Reichtum verholfen hatte, vor die Tür gesetzt worden. Der allmächtige Präsident Joseph S. Blatter brauchte ihn nicht mehr.

In den letzten Jahren seiner Präsidentschaft versucht Blatter, den korrupten Ruf der Fifa durch soziale Projekte zu verändern; mit der WM 2010 in Südafrika will er einen exotischen Abschluss finden. Intern gibt es allerdings heftige Positionskämpfe um die Nachfolge. Dabei hat Blatter seinen einst geschassten Vertrauten, den weltläufigen französischen Diplomaten Jerome Champagne, als persönlichen Delegierten neu installiert. Zudem wurde Jerome Valcke als neuer Generalsekretär berufen – dabei war der gerade nach einem teuren Gerichtsstreit um die Ausbootung eines Sponsors als Marketingdirektor abgelöst worden. Es scheint so, als installiere Blatter alte Vertraute für die letzten Kämpfe.

Siegler will dazu natürlich nichts sagen. Es habe „unterschiedliche Meinungen bezüglich der zukünftigen Struktur und Ausrichtung“ der Fifa gegeben, mehr nicht. In Verbandskreisen heißt es, dass Blatter die Befugnisse seines Präsidialbereichs ausweite und damit andere Abteilungen zurücksetze. Von einem persönlichen Zerwürfnis zwischen Siegler und Blatter will niemand etwas wissen. „Davon gehe ich nicht aus“, sagt Sprecher Andreas Herren, der nun vorübergehend als Kommunikationsdirektor fungiert.

Dass Markus Siegler ging, weil er nicht Generalsekretär werden durfte, weist dieser sofort selbst zurück. „Das ist es nicht, wirklich“, sagt Siegler am Telefon. Da spricht noch einmal der Kommunikationsdirektor der Fifa, ein letztes Mal.

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