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Grimmig. Michel Platini will im Fifa-Machtkampf noch nicht aufgeben.

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Fifa-Skandal: Michel Platini will nicht aufgeben

Trotz seiner langen Sperre kämpft auch Uefa-Präsident Michel Platini weiter um die Spitze des Fußball-Weltverbands Fifa.

Von Johannes Nedo

Genauso wenig wie der gesperrte Fifa-Präsident Joseph Blatter hat auch Michel Platini den Machtkampf um die Spitze des Fußball-Weltverbands noch nicht aufgegeben. Bis Anfang Oktober, als er suspendiert wurde, galt der Franzose als großer Favorit auf Blatters Nachfolge. Doch den Uefa-Chef hat die achtjährige Sperre, die am Montag gegen ihn und Blatter verhängt wurde, ebenso hart getroffen wie seinen Rivalen. Der Franzose verlasse kaum mehr seinen Wohnsitz in der Schweiz, sagte einer seiner Vertrauten dem Tagesspiegel. Platini sei am Boden zerstört. Er könne nicht verstehen, warum er so bestraft werde. Vor allem begreife er nicht, was er denn Falsches getan haben soll, berichtet der Insider. Diese Kränkung trug der frühere Fußballstar auch nach außen. Seine Anwälte legten detaillierte Erklärungen vor, die beweisen sollten, dass Blatters Überweisung von zwei Millionen Franken an ihn rechtens gewesen sei. Zudem wütete er gegen die Fifa-Ethikkommission. Zu seiner Anhörung vergangene Woche erschien Platini erst gar nicht, aus Protest.

„Er ist für die Uefa so wichtig wie Lionel Messi für den FC Barcelona“

Der europäische Fußball-Verband steht jedoch weiter hinter ihm. „Er ist für die Uefa so wichtig wie Lionel Messi für den FC Barcelona“, sagte ein Mitglied des Uefa-Exekutivkomitees dem Tagesspiegel. „Ohne eine endgültige Entscheidung werden wir uns auch nicht mit seiner Nachfolge befassen.“ Das heißt: Platini darf sich weiter durch alle Instanzen kämpfen, sein Verband wird nicht von ihm weichen. In einer Stellungnahme verkündete die Uefa, sie unterstütze Platini dabei, seinen Ruf wiederherzustellen.

So konzentriert sich der 60-Jährige nun eher darauf, seinen Ruf und seinen Posten bei der Uefa zu retten. Für den Sprung auf den Fifa-Thron wird die Zeit zu knapp. Doch auch in diesem Punkt hat er vorgesorgt. Sein enger Vertrauter Gianni Infantino, Generalsekretär der Uefa, kandidiert ebenfalls als Blatter-Nachfolger. Der Italo-Schweizer hat offenbar schon einige Stimmenpakete hinter sich, aber das Rennen um den Fifa-Chefposten ist offen. Weitere aussichtsreiche Kandidaten sind Scheich Salman Al Chalifa aus Bahrain, Präsident von Asiens Verband, und der Südafrikaner Tokyo Sexwale. Der ehemalige Mitgefangene von Nelson Mandela wurde stets von Blatter gefördert – und der Schweizer hat trotz allem noch immer viele Unterstützer. Außenseiter sind der Franzose Jerome Champagne sowie Jordaniens Prinz Ali bin al-Hussein. Und hinter den Kulissen betreiben derzeit alle fleißig Wahlkampf. Erst vor wenigen Tagen traf sich Scheich Salman mit europäischen Verbandsfunktionären.

Aber so sehr sich der Fokus nun auf die Kandidaten richtet, Reinhard Rauball, Interimspräsident des Deutschen Fußball-Bundes, fordert erneut umfassende Reformen. „Nur der Austausch von Köpfen reicht nicht aus“, sagte er. Die Verbände müssten nun „grundlegende Weichenstellungen vornehmen – in struktureller als auch in personeller Hinsicht“.

In naher Zukunft wird sich dieses hehre Ziel allerdings nicht realisieren lassen. Noch dominieren die Köpfe, die alten Köpfe. Denn Blatter und Platini werden bis zuletzt kämpfen.

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