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Blatter

© dpa

Fifa und Olympia: Machtwort per Rundschreiben

Die Klubs sollen Profis für Olympia abstellen, sagt Joseph Blatter – doch die bleiben hart. Schalke und Bremen stellen sich offen gegen den Fifa-Präsidenten.

Es hat lange gedauert, aber irgendwann sah sich Joseph Blatter doch zu einem Machtwort genötigt. Der Präsident des Fußball-Weltverbands (Fifa) forderte die Vereine am Mittwoch unmissverständlich zur Abstellung ihrer Profis für die Olympischen Spiele in Peking auf. „Die Abstellung von Spielern von unter 23 Jahren ist für alle Klubs zwingend. Für Peking gilt dieser Grundsatz ohne Vorbehalt“, schrieb Blatter in einem Brief an alle Mitgliedsverbände. Obwohl das olympische Männer-Turnier im Gegensatz zu dem der Frauen nicht im Fifa-Rahmenterminkalender notiert sei, bestünde die Abstellpflicht, stellte der Fifa-Präsident klar. Eine Weigerung der Klubs widerspreche „dem Geist der Olympischen Bestimmungen“.

Blatter bezog damit nach langem Schweigen öffentlich Stellung zum schwelenden Konflikt um die Freigabepraxis. Vor allem hinsichtlich der brasilianischen Spieler war von olympischem Geist zuletzt wenig zu spüren – die deutschen Vereine Werder Bremen und Schalke 04 haben inzwischen sogar den Internationalen Sportgerichtshof (Cas) angerufen. Ihre brasilianischen Spieler Rafinha (Schalke) und Diego (Bremen) waren ohne die Erlaubnis der Vereine zum Nationalteam gereist. Der Cas ließ verlauten, mit einer Entscheidung sei nicht mehr in dieser Woche zu rechnen.

In Schalkes Trainingslager im österreichischen Stegersbach bezeichnete Manager Andreas Müller Blatters Entscheidung am Abend als „reine Willkür“. Der Brief des Fifa-Präsidenten sei nicht mehr als ein Rundschreiben. „An unserer Vorgehensweise ändert sich dadurch nichts“, sagte Müller. „Jetzt muss der Cas entscheiden.“ Die Fifa sei eine demokratische Organisation, nur ihr Exekutiv-Komitee und nicht Blatter alleine könne eine Entscheidung fällen. „Mit seinem langen Schweigen hat Blatter die Spieler in den Vertragsbruch getrieben“, sagte Müller. Schalkes Geschäftsführer Peter Peters sprach im „Express“ gar von einem „miesen Schurkenspiel. Nach unseren Informationen hat Blatter dem IOC-Präsidenten in die Hand versprochen, die Abstellungsfrage so zu regeln, dass die Spieler zu Olympia müssen.“ Es sei „ein Skandal, was hier auf dem Rücken der Vereine und Spieler ausgetragen wird. Und das werden wir so nicht hinnehmen.“ Klaus Allofs pflichtete ihm bei. „Nach Auffassung unserer Verbände DFB und DFL hat dieses Rundschreiben keinen bindenden Charakter“, sagte Werder Bremens Geschäftsführer.

Nach dem DFB ergriff auch die European Club Association (ECA) durch ihren Vorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge (Bayern München) Partei für die Klubs und stritt die Existenz einer Abstellungspflicht ab. Da Olympia nicht im Fifa-Spielkalender verzeichnet sei, sei die Abstellungspflicht für Länderspiele „nicht anwendbar“. str/ist/dpa

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