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Daumen hoch: Faf de Klerk steht mit Südafrika im Finale der Rugby-WM.

© Matthew Childs/Reuters

Finale der Rugby-WM gegen England: Faf de Klerk ist Südafrikas Giftzwerg unter Riesen

Faf de Klerk zeigt, dass es im Rugby nicht auf die Größe ankommt. Im WM-Finale gegen England setzen die Südafrikaner auf ihren „Riesentöter“.

Er sieht aus wie eine Kreuzung aus Jon Bon Jovi und einem Morlock. Wenn Francois „Faf“ de Klerk über das Rugbyfeld sprintet, scheint es zunächst so, als hätte er sich verlaufen. Oder wäre auf der Flucht vor den Giganten um ihn herum. Schließlich misst der 28 Jahre alte Südafrikaner gerade einmal 1,72 Meter – und ist damit fast immer der kleinste Spieler auf dem Platz. Doch auch im Rugby kommt es nicht nur auf die Größe an, de Klerk hat das bei dieser Weltmeisterschaft wieder einmal nachdrücklich unter Beweis gestellt.

Am Samstag will er mit Südafrika im Finale gegen England den WM-Titel holen (10 Uhr, live bei Pro7 Maxx), für sein Heimatland wäre es der dritte nach 1995 und 2007, als im Finale England 15:6 geschlagen wurde. Nach den gezeigten Leistungen in Japan sind die Engländer diesmal allerdings Favorit. Für Faf de Klerk ist eine solche Konstellation aber sowieso mehr Regel denn Ausnahme, der kleine Kämpfer mit dem großen Herzen wurde schon oft unterschätzt.

De Klerk wirft sich mitten ins Getümmel

De Klerk ist keiner, der zurückzieht. Im Gegenteil, er scheint die Konfrontation regelrecht zu suchen. Im Halbfinale gegen Wales am vergangenen Sonntag lieferte er sich eine Auseinandersetzung mit dem 25 Zentimeter größeren und mehr als 30 Kilo schwereren Jake Ball. Die Aktion ging von de Klerk aus, als ihn sich Ball anschließend mit furchteinflößender Miene greifen wollte, reagierte der Südafrikaner mit einem breiten Grinsen.

„Ich mag es, wenn es körperlich zur Sache geht. Das gehört zum Spiel“, sagte de Klerk anschließend und fügte hinzu: „Wenn ich so etwas als kleinster Spieler auf dem Feld mache, motiviert das die anderen. Deshalb bin ich dafür immer bereit.“

Tatsächlich ist de Klerk, der in England bei den Sale Sharks im Großraum Manchester spielt, der Anführer seiner Mannschaft. Das hängt einerseits mit seiner Position als Gedrängehalb zusammen, auf der er eine Art Verbindungsglied zwischen Offensive und Defensive bildet. Andererseits ist de Klerk auch einfach der Typ dafür. In der Kabine ist er genauso lautstark und extrovertiert wie auf dem Platz. Er ist der Giftzwerg unter den Riesen, bei YouTube gibt es ein Video mit spektakulären Szenen aus de Klerks Karriere. Es trägt den Titel „The Giant Slayer“ – der Riesentöter.

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Für die Engländer ist klar, dass sie de Klerk stoppen müssen, wenn sie ihrer Favoritenrolle im WM-Endspiel nachkommen wollen. Dafür müssen sie den kompakten Kerl aber erst einmal zu fassen kriegen. De Klerk ist wieselflink unterwegs, seine Größe ist hier von Vorteil.

Dazu kickt er das Rugby-Ei nach einem Gedränge mit dem linken Fuß oft weit in die gegnerische Hälfte hinein – und ist dann nicht selten der Erste, der versucht, das Spielgerät aus der Luft wieder aufzufangen. „Wenn ich einen guten Kick hinlege, freut mich das ungemein und dann renne ich einfach hinterher“, sagte de Klerk.

In Südafrika gibt es auch Kritik an de Klerk

Nicht jedem allerdings gefällt der südafrikanische Spielstil. Die Tatsache, dass de Klerk den Ballbesitz durch seine vielen Kicks oft viel zu leicht herschenkt, hat in der Heimat auch Kritik hervorgerufen. Das Halbfinale gegen Wales war dafür exemplarisch. Südafrika hatte deutlich weniger Ballbesitz, das Spiel war lange Zeit eine unansehnliche Taktikschlacht.

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De Klerk erklärte später, dass Trainer Rassie Erasmus genauso spielen lassen wollte. Ob das gegen die offensiv deutlich stärkeren Engländer allerdings ebenfalls funktioniert, ist zumindest fraglich.

Für de Klerk spielt das aber keine Rolle. Er wird sich bei gegnerischen Angriffen mutig auf den Ballführenden werfen und selbst die Beine in die Hand nehmen, wenn sich ihm offensiv eine Lücke bietet. Nach dem Sieg über Wales wurde er gefragt, ob Südafrika nun auch den WM-Titel holen würde und antwortete darauf ohne zu zögern mit einem forschen „Ja“.

Für sein Land wäre der Triumph vergleichbar mit dem von 1995, der Weltmeisterschaft im eigenen Land, als die ganze Nation durch den Sport enger zusammenrückte. Noch immer ist Rugby ein Sport der Weißen, farbige Spieler stellen im Team die Minderheit dar. Trotzdem fiebern in der Heimat fast alle mit den „Springboks“ und ihrem kleinen Irrwisch Faf de Klerk. Und der möchte auch im Endspiel gegen England zeigen, dass mit großer Klappe und viel Mut alles möglich ist.

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