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Sport: Finale! Gegen Österreich!

Deutschland enttäuscht gegen Kroatien und verliert sein zweites EM-Spiel 1:2. Jetzt benötigt die Mannschaft von Joachim Löw im letzten Gruppenspiel ein Unentschieden, um ins Viertelfinale einzuziehen

Es sind noch nicht mal eine halbe Stunde rum, als es Michael Ballack reicht. Er hat genug gesehen, stampft wütend über den Platz. „Eh, aufwachen“, schreit er über den Rasen. Doch der zweite Anpfiff findet keinen Adressaten.

Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft wollte mit diesem Wutausbruch seine Kollegen aufwecken. Behäbig und platt wirkten die aber auch danach. Keiner erreichte das Niveau vom 2:0-Sieg gegen die Polen im ersten EM-Spiel. So verlor Deutschland 1:2 (0:1) gegen Kroatien und muss nun um den Einzug ins Viertelfinale zittern. Das Spiel gegen Österreich am Montag wird zum Endspiel um den Verbleib im Turnier. Den Deutschen genügt ein Unentschieden, um das Viertelfinale zu erreichen. Das hat Kroatien als Gruppenzweiter bereits geschafft.

„Es wird eine andere Mannschaft gegen Österreich auf dem Platz stehen“, versprach Bundestrainer Joachim Löw. Das ist auch bitter nötig. Denn es fehlte all das, was im Spiel gegen Polen noch zum Erfolg führte. Statt die Initiative von Beginn an zu ergreifen, versuchte das Team diesmal, das Spiel nur zu kontrollieren. Doch selbst das gelang nicht richtig. Die Deutschen ließen die Begegnung laufen, als wollten sie die Kroaten müde werden lassen. Die Mannschaft von Slaven Bilic ließ sich auf das Spiel jedoch nicht ein, und setzte selbst die Akzente – mit Erfolg. Ivica Olic legte auf Danijel Pranjic ab, der unbedrängt aus dem Halbfeld flanken konnte. Marcell Jansen verhielt sich gegen Darijo Srna ungeschickt, so dass der zum 1:0 einschieben konnte.

Geschockt war das deutsche Team zwar nicht, aber es fehlten die Mittel, effektiv dagegen zu halten. Einzig nach Standardsituationen kamen die Deutschen zu Chancen. Einen Freistoß von Ballack konnte Pletikosa abwehren, zwei Kopfbälle von Mario Gomez und Christoph Metzelder segelten über das kroatische Tor. Es fehlte die Struktur im deutschen Spiel, die Zielstrebigkeit. Den Pässen in die Spitze mangelte es an Genauigkeit. Auf Kroatiens Innenverteidigung übte die deutsche Mannschaft keinen richtigen Druck aus. „Uns fehlte die Durchschlagskraft“, resümierte Löw. Obwohl das deutsche Team viel in der Hälfte der Kroaten unterwegs gewesen sei, habe es sich zu wenige Chancen erarbeitet, sagte Löw.

Die Bindung fehlte, die Bindung untereinander. Zwischen Sturm und Mittelfeld, aber auch zwischen Abwehr und Mittelfeld klafften immer wieder große Lücken. So war es weder möglich gegen das kompakte Mittelfeld der Kroaten anzukommen, noch die kroatische Abwehr mit steilen Pässen unter Druck zu setzen. „Wir haben viel zu sehr mit hohen Bällen gespielt – das war genau das, was wir nicht wollten“, sagte Löw. Die Vielzahl an Mängeln überraschte auch Ballack. „Vielleicht hatten wir gedacht, dass wir nach dem Sieg gegen Polen schon etwas erreicht haben“, sagte der Kapitän. Jetzt muss die Mannschaft eine Reaktion zeigen. Gegen Kroatien war sie dazu nicht in der Lage. Auch deshalb nicht, weil die taktischen Umbauarbeiten von Löw zur Halbzeit ohne Erfolg blieben. Er brachte David Odonkor für Marcell Jansen, was sich als taktischer Fehler erweisen sollte. Odonkor entwickelte kaum Druck und überraschte die kroatische Hintermannschaft nicht ein Mal. Dafür wurde er in der Defensive zum Gefahrenherd. Eine spielerische Verstärkung wäre besser gewesen.

Immerhin kurbelte Philipp Lahm in der zweiten Hälfte über die linke Seite das Spiel etwas an. Allerdings zu einem Zeitpunkt, als schon alles zu spät schien. Was war passiert? Lukas Podolski hatte in der 62. Minute eine Flanke des Schalkers Ivan Rakitic abgefälscht. Der Ball prallte an den Pfosten und von dort direkt vor die Füße von Olic, der zum 2:0 abstaubte.

Löw brachte Bastian Schweinsteiger für den schwachen Mario Gomez. Der Münchner fügte sich gut ein und besorgte nach 72 Minuten die erste Chance. Nur machte er den guten Eindruck mit seiner Roten Karte kurz vor Schluss wieder zunichte (siehe Text links). Es war an Lukas Podolski, die Hoffnung zurückzubringen. Lahm flankte auf Ballack, dessen Kopfball wehrte Niko Kovac ab – genau vor die Füße von Podolski, der den Ball ins Netz drosch. Eine Viertelstunde blieb.

Joachim Löw verstärkte nun die Offensive mit Kevin Kuranyi. Die Niederlage konnte aber auch er nicht mehr verhindern. Nicht eine echte Chance erarbeiteten sich die Spieler in der Schlussphase.

„Uns fehlte die Ordnung im gesamten Spiel, und so ist es schwer, den Gegner in Verlegenheit zu bringen“, erklärte Löw. Tatsächlich waren die Kroaten nicht sonderlich beeindruckt. Immerhin: Niko Kovac drückt der deutschen Elf jetzt die Daumen: „Ich bin gebürtiger Berliner und hoffe, dass sie weiterkommen.“ Noch so eine enttäuschende Leistung dürfen sich die Adressaten aber nicht leisten.

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