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© AFP

Finanzkrise: Sponsoren verlassen die Premier League

Auch der englische Fußball hat mit der Finanzkrise zu kämpfen – die Premier League verliert wohl ihren Namenssponsor, Manchester United muss sich nach einem neuen Trikotsponsor umsehen.

London - Das Heer der englischen Fußballnostalgiker kam im vergangenen September so richtig auf seine Kosten: In der Premier-League-Partie zwischen West Bromwich Albion und West Ham United war erstmals seit knapp 30 Jahren keine Trikotwerbung zu sehen. Aufsteiger West Brom hatte sich im Sommer vergeblich um einen Werbepartner bemüht,; „XL Travel“, der Sponsor des Klubs aus London, war über Nacht pleite gegangen. „Wer verliert als nächstes sein Hemd?“, fragte der „Guardian“ besorgt. Die Finanzkrise hatte den englischen Fußball erreicht.

Sechs Monate später muss die Liga gar um ihren guten Namen fürchten. Die „Barclays Premier League“ dürfte spätestens 2010 anders heißen, denn die arg unter Druck geratene Barclays Bank wird den mit 25,3 Millionen Euro im Jahr dotierten Vertrag über die Namensrechte wohl nicht mehr verlängern. Auch Branchenkrösus Manchester United muss sich demnächst nach einem anderen Trikotsponsor umsehen. Der US-Versicherer AIG hat 2008 die Rekordsumme von knapp 100 Milliarden Dollar (79 Milliarden Euro) verloren und wurde von der amerikanischen Notenbank übernommen. „Wir werden den (2010 auslaufenden) Vertrag mit Manchester United nicht verlängern“, bestätigte ein AIG-Sprecher Ende Februar. United kassiert jährlich 21,2 Millionen Euro für den Schriftzug auf der Brust. Brancheninsider werten Uniteds Verhandlungen über die AIG-Nachfolge als wichtigen Test für die Finanzkraft des englischen Fußballs. Hauptsächlich asiatische Konzerne wie Saudi Telecom, Air Asia und der koreanische Elektronik-Hersteller LG haben bisher Interesse gezeigt. Die Experten sind optimistisch: Der Englische Meister dürfte seine Einnahmen noch vergrößern.

Als weltweiter Marktführer ist United stärker gegen die Krise gefeit, das gilt auch für die Premier League: Erst kürzlich wurden die Live-Fernsehrechte für die Spielzeiten von 2010 bis 2013 für umgerechnet 2,01 Milliarden Euro an die Pay-TV-Kanäle Sky und Setanta verkauft. Ein neuer Rekord. Im Notfall könnte man also auch ohne die Barclays- Millionen auskommen. „In wirtschaftlicher Hinsicht leben wir in schwierigen Zeiten“, sagt Premier-League-Geschäftsführer Richard Scudamore, „aber wir verfügen hier über ein absolutes Premiumprodukt, das die Sender haben wollen und um das sie gewillt sind zu kämpfen.“ Für die Vereine machen die Fernsehrechte 60 Prozent ihres Einkommens aus. Da man auf diesem Feld vier Jahre Planungssicherheit hat, kann man sich auf die kommenden Einbußen im Merchandisinggeschäft und Kartenverkauf rechtzeitig einstellen.

Mehrere Vereine, darunter Chelsea und Tottenham Hotspur, haben die Preise für Jahreskarten eingefroren. Im Stadion von Manchester City, dem Klub der Scheichs aus Abu Dhabi, wird der Eintritt in der nächsten Spielzeit sogar um sieben Prozent billiger. Problematisch wird es nur, wenn die Cash Cow der Liga, das Fernsehen, in Zahlungsschwierigkeiten gerät. Der irische Sender Setanta, der derzeit 46 Livespiele pro Saison übertragt, steht nach Zeitungsberichten vor einer existenziellen Krise und verhandelt bereits um einen Rechtenachlass. Geht Setanta unter, ist der gesamte TV-Vertrag bedroht. Und damit auch die Vormachtstellung der englischen Liga auf dem globalen Fußballmarkt.Raphael Honigstein

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