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Sport: Finish im September

Verkauf der Rennbahn in Hoppegarten steht bevor

Als Champagner Queen zum zweiten Mal die Startmaschine durchbricht, ahnt Artur Boehlke nichts Gutes. „Jetzt bloß keinen Rückzahler“, sagt er im Fachjargon, „der kostet mich ein paar Tausend.“ Zum Glück für den amtierenden Geschäftsführer der Galopprennbahn in Hoppegarten ist die Stute nur Außenseiterin in diesem achten Rennen, damit nur spärlich gewettet worden. Sie wird dann tatsächlich aus dem Rennen genommen, und die Wetter, die sie auf ihrem Tippschein stehen hatten, bekamen ihren Einsatz zurück. „Damit wurde unser Umsatz um 3000 Euro gedrückt“, sagt Boehlke nach dem zehnten und letzten Rennen, „aber mit dem Gesamtergebnis von 193 000 Euro sind wir dennoch zufrieden.“ Am Ende fehlt vom erträumten runden Ergebnis mit der Zwei vorn nicht viel, der Freitag-Renntag hat sich gelohnt. Gelohnt hat sich der Tag auch für einen Tipper in der Viererwette: Für zehn Euro kassierte er 547 098 Euro – cash und steuerfrei.

„Es ist schon eine tolle Bahn hier. Ich will absolut nicht verstehen, warum ihre Zukunft immer noch nicht geklärt ist“, sagt Lutz Pyritz, der Trainer von Champagner Queen. Er findet sie „viel attraktiver als die Hamburger Derbybahn“. Der einstige Hoppegartener Erfolgs-Jockey, der seit Jahren sein Quartier in Dresden hat, ist sich mit seiner Kollegin Angelika Glodde einig. „Auf dieser Bahn habe ich einst das Derby der DDR mit Sonnenblick gewonnen“, sagt die 773-malige Siegerin aus Halle. „Die Atmosphäre in Hoppegarten ist in den Jahren immer eine Besondere gewesen.“

Diesmal kamen knapp 5000 Zuschauer an den Berliner Stadtrand, und wohl niemand mochte sich wohl vorstellen, dass 2008 in Hoppegarten nur noch Rehe und Hasen grasen. „Es wird definitiv weitergehen“, verkündet Andreas Neue zur Beruhigung all jener Galopp-Fans, denen die scheinbar unendliche Geschichte des Verkaufs der traditionsreichen Pferderennbahn doch den Glauben an bessere Zeiten genommen hat. Der Präsident des Rennvereins Hoppegarten sagt sogar unmissverständlich: „Ende September fällt die Entscheidung, welcher der zwei Kaufanwärter den Zuschlag bekommt.“ Eigentlich spricht er von zweieinhalb Kandidaten, aber diese Aussage suggeriert, dass einer nur noch vage Chancen besitzt. Wer allerdings von der Boden-Verwertungs- und Verwaltungs GmbH (BVVG), die der Verkäufer ist, den Zuschlag bekommen wird, lässt er offen. Die Unbekannten, die „aus Deutschland kommen“, schweben nach wie vor über Hoppegarten.

Andreas Neue erzählt, wie er sich die Zukunft mit dem neuen Eigner vorstellt: „Wenn Ende September der Verkauf abgeschlossen ist, kann noch einiges im baulichen Bereich getan werden. Wir planen für 2008 erst einmal mit acht Rennen, aber zehn könnten es ebenfalls werden.“ Aus seinen Worten spricht viel neuer Mut. Kein Vergleich zu dem, was noch zu Saisonbeginn zu vernehmen war. „Nur die Finanzspritze durch die Gemeinde Hoppegarten hatte damals die Saison gerettet“, sagt Artur Boehlke.

Mittlerweile geht es darum, auch die restlichen Renntage 2007 zu sichern. Die BVVG hat 35 000 Euro überwiesen, damit der Renntag am 3. Oktober mit dem Gruppe-Rennen um den Preis der Deutschen Einheit stattfinden kann. Ob, wie gewünscht, dieselbe Summe auch von der Brandenburger Landesregierung hinzukommt, ist weiterhin ungewiss. Boehlke, Neue und ihre Mitstreiter geben die Hoffnung nicht auf, dass man sich in Potsdam auf das Kulturgut Hoppegarten besinnt.

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