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Sport: Fit für die Vergangenheit

Der lange verletzte Stefan Beinlich spielt wieder beim Zweitligisten Hansa Rostock – seine Rückkehr löst zwiespältige Gefühle aus

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Da steht er also an der Mittellinie. Ohne zappelige Gesten, aber doch spürbar dominant fordert er den Ball. Er bekommt ihn, schaut kurz auf, um sich einen Überblick über die Spielsituation zu verschaffen, dann leitet er den Ball weiter – fast aus dem Stand. Etwas behäbig wirken seine Aktionen noch. Ist es die Hitze? Oder fehlt doch noch die Fitness? Egal, Stefan Beinlich ist wieder präsent auf dem Platz – das zählt für den Fußball-Zweitligisten Hansa Rostock. Beim Testspiel am Dienstagabend gegen den 1. FC Union Berlin bestritt Beinlich erstmals seit dem 7. Februar wieder ein Spiel. Eine Halbzeit lang nur, aber immerhin. Hansa verlor bei Union 0:1 – auch das gerät zur Nebensache, wenn nur Beinlich wieder dabei ist.

Beinlich ist der Mann, an den sich in Rostock viele Hoffnungen klammern. 1997 hatte er nach drei Jahren den Klub verlassen, jetzt kehrte er zurück und soll Hansa zum Aufstieg treiben. „Wir wollen eine gute Rolle spielen“, verkündet Trainer Frank Pagelsdorf die großen Ambitionen eher noch zurückhaltend. Beinlichs Anteil am geplanten Rostocker Aufschwung wird nicht gering sein. „Er wird bei uns zentral im Mittelfeld die Mannschaft führen. Das kann er aufgrund seiner Erfahrung und Fähigkeiten“, sagt Pagelsdorf.

Ein bisschen viel Optimismus. Hansas Trainer hat auch Kritik einstecken müssen, als er Beinlich aus Hamburg holte. Obwohl der 34- Jährige ablösefrei vom HSV kam, nörgelten die Zweifler: Der sei zu alt, zu verletzungsanfällig. Hinter Beinlich liegt in der Tat eine lange Leidenszeit. Dauerhafte Beschwerden am Schambein deuteten lange gar auf ein vorzeitiges Karriereende hin.

Beinlich ließ sich Ende März in Berlin operieren. Knapp zwei Stunden dauerte der Eingriff. „Das war unumgänglich, wenn ich weiter Fußball spielen will“, sagt Beinlich. Kaum in der Rekonvaleszenz, kam die nächste schlimme Botschaft für ihn. HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer ließ ihn wissen, der Verein werde seinen Vertrag nicht verlängern. Ein Vertragsangebot zu stark reduzierten Bezügen hatte Beinlich zuvor abgelehnt.

„Zwei, drei Jahre Profifußball traue ich mir schon noch zu“, sagte Beinlich. Pagelsdorf lotste ihn nach Rostock. Bedenken wegen der Verletzungsanfälligkeit? „Wir bauen ihn behutsam auf“, verspricht Pagelsdorf. „Ich habe keine Beschwerden mehr“, sagt Beinlich. Und fügt hinzu: „Als erfahrener Spieler passe ich hier doch ganz gut her.“ In den ersten drei Testspielen gegen unterklassige Gegner schonte ihn Hansa noch.

An Beinlich knüpft Rostocks Fußballgemeinde auch sehr schöne Erinnerungen. Schon einmal war Pagelsdorf Trainer des FC Hansa, schon einmal, 1994, holte er Beinlich hinzu, damals von Aston Villa. Beide schafften mit Hansa auf Anhieb den Erstligaaufstieg. Die Geschichte soll sich nun wiederholen. Beinlich würde sich damit an der Ostsee ein Denkmal setzen. Können Karrieren schöner ausklingen?

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