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Knapper Sieg. Großbritannien ist 1,22 Sekunden schneller als Australien.Foto: dpa

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Sport: Flaggschiff hängt Flaggschiff ab

GROSSBRITANNIENS VIERER gewinnt das Prestigeduell gegen Australien und holt Gold. Die deutschen Ruderer enttäuschen – auch mit der Gesamtbilanz ist der Trainer nicht zufrieden.

Andrew Triggs Hodge legte noch schnell seine Sonnenbrille zwischen seine Knie, dann warf er Kusshändchen zu den Tribünen. Immer wieder dankte der Schlagmann des britischen Vierers so der Menge, die außer sich war vor Freude. Zwei Rollsitze hinter ihm forderte Peter Reed mit ausholenden Gesten die Fans auf, noch mehr zu jubeln. Aber das ging nicht. Lauter, enthusiastischer konnte man nicht feiern.

30 000 Fans am Dorney Lake feierten nicht bloß einen Olympiasieg. Sie feierten einen Prestigeerfolg, auf den Millionen Sportfans auf der Insel gewartet haben. Der Vierer von Großbritannien hatte den Vierer von Australien besiegt. Flaggschiff hängt Flaggschiff ab. Das taugt für die ganz großen Emotionen.

Neben den Briten lagen die Australier im Zielraum, sie waren zusammengesackt auf ihren Sitzen, am Ende ihrer Kräfte. Joshua Dunkley-Smith, der Schlagmann, blickte keuchend zu den Briten, aber was er sah, vergrößerte nur seinen Schmerz. Die feiernden Sieger, genauso erschöpft wie die Australier, aber überglücklich, das war ein Bild, das wehtun musste. Am Ende waren die Briten 1,22 Sekunden früher über die imaginäre Ziellinie geglitten als die Australier.

Und 12,40 Sekunden früher als die Deutschen. Am Steg kletterten Gregor Hauffe, Toni Seifert, Urs Käufer und Sebastian Schmidt langsam und gequält aus ihrem Boot. So hatten sie sich das nicht vorgestellt. Platz sechs im olympischen Finale, das war eine bittere Enttäuschung. Noch nach dem Halbfinale hatte Schlagmann Schmidt erklärt: „Unser Ziel ist eine Medaille.“ Dass sie gegen Australien und Großbritannien keine Chance haben würden, das war allen klar. „Aber dass wir mit den USA mitrudern können, das hatten wir schon gedacht“, sagte Seifert.

Die USA holten jene Bronzemedaille, auf die sich die Deutschen konzentriert hatten. Aber er fuhr auf Bahn eins, der deutsche Vierer, und auf dieser Bahn wirkte sich der Wind ganz besonders aus. „Wir hatten seitlichen Gegenwind“, sagte Seifert. „Zwischen 1000 und 1500 Metern haben wir richtig Wasser verloren.“ Will sagen: Da sind wir besonders langsam gerudert.

Als das Boot in den Bereich der Tribünen kam, wo der Wind nicht ganz so stark übers Wasser wehte, da haben die Deutschen noch eine ganz vernünftige Abschnittszeit hingelegt. Zu spät.

Drei deutsche Boote standen gestern, am letzten Tag der Ruderwettbewerbe, in einem Finale, dreimal wurden sie Letzte. Bleibt als Gesamtbilanz zweimal Gold, einmal Silber. 2008 in Peking hatte es einmal Silber und einmal Bronze gegeben.

Hartmut Buschbacher, der Chef-Bundestrainer, war mit dieser Bilanz „nicht zufrieden“. Gerade in den Klein- und Mittelbooten hatte er sich mehr versprochen. Besonders enttäuscht war er vom Doppel-Zweier der Männer. Der war als Medaillenkandidat gehandelt worden, er hatte aber nicht mal das Finale erreicht. „Wir haben bei den Klein- und Mittelbooten zu viel Tempoverluste“, sagte Buschbacher, als er am Ufer des Dorney Lake stand. Die Tempoverluste der Boote, die gestern hinterherfuhren, die konnte er allerdings erklären und verzeihen. „Bei diesem Wind waren die Bedingungen unfair.“ So sehen das ja auch die Ruderer. Nur nützt ihnen das nichts.

Als sie im Zielraum lagen, fühlten sie sich alle nur noch leer. Und neben ihnen warf Andrew Triggs Hodge weiter Kusshändchen zum Publikum.

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