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FLANKE aus Italien: Schwitzen und treten

Vincenzo delle Donne über den hitzigen Start der Serie A

Sie heißt „solleone“, wörtlich übersetzt Löwensonne, und meint jene unerträgliche Hitze im August, die den Menschen auf dem Apennin arg zusetzt. Der August ist ein Monat des Leidens in Italien, sämtliche Fabriken machen dicht. Großstädte wie Mailand, Turin oder Rom sind in diesen Tagen so menschenleer, dass man Mühe hat, einen Espresso zu bekommen. Ganz Italien tummelt sich an den Küsten des Landes und betet mit den Füßen im kühlen Nass, dass der ätzende afrikanische Scirocco das Land bald aus seinem Würgegriff befreien möge.

Just in dieser Zeit des Ausnahmezustandes haben nun Verband und Ligaausschuss beschlossen, in die neue Fußballsaison zu starten. Klar: Man wollte damit Nationaltrainer Roberto Donadoni einen Gefallen tun. Schließlich entscheidet sich am 8. und am 12. September, ob die weltmeisterliche Squadra Azzurra die EM-Qualifikation gegen die Rivalen Frankreich und Ukraine schafft. Bis dahin sollten die Auswahlspieler schon ein bisschen Spielpraxis haben. Doch der Entschluss, von den Gesetzmäßigkeiten des italienischen Jahreslaufes abzurücken, erscheint vielen kontraproduktiv. „Es ist nicht gut, dass wir bei dieser Hitze Fußball spielen“, meint Neapels glamouröser Präsident Aurelio De Laurentis. Das erste Spiel nach sechs Jahren Abwesenheit aus der Serie A verlor sein SSC Neapel gegen den Provinzklub Cagliari 0:2. Auch Meister Inter Mailand patzte gegen Udinese und kam über ein 1:1 nicht hinaus. Allein Juventus Turin konnte die sengende Sonne nichts anhaben. Juve fegte nach seinem Zwangsabstieg und Wiederaufstieg Livorno mit 5:1 vom Platz, was die Tifosi bereits vom Meistertitel träumen lässt. Auch der AS Rom, der andere Geheimfavorit der Liga, gewann klar 2:0 gegen Palermo. Doch beide Klubs erspielten sich ihre Siege in der Kühle des Abends.

Andere können der Hitze nicht ausweichen. Auf die böse Wirkung des „solleone“ wird nun sogar ein Ausraster von Catania-Trainer Silvio Baldini zurückgeführt. Anfang der zweiten Halbzeit war der hitzköpfige Toskaner beim Auswärtsspiel gegen Parma von Schiedsrichter Stefanini vom Platz gestellt worden. Weil der Meckernde keine Anstalten machte, den Platz zu verlassen, wollte ihm sein Pendant vom AC Parma, Domenico Di Carlo, verbal Beine machen. Daraufhin verpasste Baldini seinem Kollegen Di Carlo kurzerhand einen Tritt in den Allerwertesten. Immerhin: Dem Spektakel in der Seria A tut die Hitze offenbar ganz gut.

An dieser Stelle schreiben unsere Korrespondenten dienstags über Fußball in England, Spanien und Italien.

Vincenzo delle Donne

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