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FLANKE aus Spanien: Barcelona spielt Politik

Julia Macher über Präsident Laportas Unabhängigkeitskampf für Katalonien

Anderswo gilt es als Auszeichnung, in der Nationalmannschaft zu kicken, in Katalonien empfindet man es als Zumutung. Es sei eine Schande, dass die spanische, brasilianische oder kamerunische Nationalmannschaft sich seiner Spieler bediene, ohne eine Entschädigung zu zahlen, beschwerte sich gerade wieder die Führung des FC Barcelona. Der Verein ist zum Sprachrohr politischer Unabhängigkeitsbestrebungen geworden. Kein Tag vergeht, ohne dass einer seiner Chefs von einer katalanischen Nationalmannschaft oder Liga träumt. Kein Tag vergeht, ohne dass deswegen irgendein konservativer iberischer Politiker apokalyptisch das Ende Spaniens heraufziehen sieht.

Die spanische Liga spielt Politik, nicht Fußball. Und als Meister des Politiksports erweist sich Barças Präsident Joan Laporta. Just als im Parlament der Länderausgleich verabschiedet wurde, beschwerte sich Laporta, die wirtschaftsstärkste Region bekäme zu wenig Unterstützung vom Zentralstaat. Deswegen bedauere er es aufrichtig, dem Ministerpräsidenten Zapatero 2006 den Champions-League-Pokal in die Hand gedrückt zu haben. Letzte Woche reiste Laporta dann als eine Art Kulturattaché auf die Frankfurter Buchmesse, um von einer „unabhängigen katalanischen Republik FC Barcelona“ zu schwadronieren. Irgendwie passt das kleinstaatlerische Gehabe so gar nicht zum eigenen Anspruch: FC Barcelona möchte eine Weltmarke sein, so „universal wie Coca-Cola“ (Joan Laporta) – und verkauft sich klebrig-provinziell als Eierlikör. Da reicht ein Blick aufs geplante Stadion. Norman Foster wird das Camp Nou in eine Art Weihnachtskugel verwandeln, mit einer rot-gelb und blau-rot funkelnden Glasfassade. Inspiriert hat er sich an der katalanischen Flagge, den Klubfarben - und an Gaudí. Das wäre auch jedem Provinzpolitiker eingefallen. Mit dem Unterschied, dass Fosters Name dem Projekt den Anschein von Weltoffenheit und Moderne gibt. Den Anschein, wie gesagt.

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