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Sport: Fliegt ein Schläger

Federer hat bei seinem Sieg gegen Kiefer so viel Mühe, dass er vor Ärger Jugendsünden begeht

New York Nicolas Kiefer riskierte alles, er ging an die Grenze seiner körperlichen Fähigkeiten, aber als Erfolg blieb – ein Satzgewinn. Mehr erreichte der Tennisprofi aus Hannover im Achtelfinale der US Open in New York gegen den Schweizer Roger Federer nicht. 4:6, 7:6 (7:3), 3:6, 4:6 verlor er gegen den Titelverteidiger. Als letzte deutsche Spielerin verbleibt Anna-Lena Grönefeld in Flushing Meadows. Im Doppel mit der Tennislegende Martina Navratilova bezwang sie gestern im Viertelfinale die Russin Swetlana Kusnetsowa und die Australierin Alicia Molik mit 6:7, 7:5, 7:5.

Nicolas Kiefer aber hatte gegen Federer nur wenige Chancen. „Wir sind auf der Erde, und er spielt auf einem anderen Planeten“, sagte Kiefer nach dem Match und zog seine Baseballmütze mit dem Logo des Fußball-Bundesligisten Hannover 96 noch tiefer ins Gesicht. „Wenn es eng wurde, hat er unglaubliche Schläge gespielt. Das ist es, was mir noch fehlt.“ Kiefer spielte aggressiv, doch in den entscheidenden Momenten unterliefen ihm einige Fehler. „Ich war unruhig, habe schlecht aufgeschlagen, und den richtigen Abstand zum Ball selten gefunden“, sagte Kiefer. Die rund 20000 Zuschauer im Arthur-Ashe-Stadion hatten den Deutschen freilich längst nicht so schlecht gesehen wie der sich selber. Sie witterten eine Überraschung und feuerten Kiefer an. Eine ungewohnte Erfahrung für Roger Federer.

Ungewöhnlich waren auch die Schwierigkeiten des Schweizers, der gegen Kiefer oft Mühe hat. Einmal warf Federer sogar den Schläger. Das hatte er regelmäßig zuletzt als Jugendlicher gezeigt. Erst nachdem er sich umgestellt hatte, seine Emotionen auf dem Platz nicht mehr zeigte, startete er seine Erfolgsserie. Kiefer aber hat offenbar einen Rückfall in alte Zeiten erzwungen. „Man findet keinen Plan gegen ihn“, sagte Federer. „Kiefer müsste nur konstanter werden, dann wäre er sofort ganz oben dabei.“

In Flushing Meadows gelang Kiefer zwar ein schnelles Break, doch das büßte er ebenso schnell wieder ein. Das gleiche passierte ihm im zweiten Satz. Den gewann er aber noch im Tiebreak. Dies war der erste Satzverlust Federers nach zehn Grand-Slam-Spielen. Den bis dahin letzten Satzverlust hatte ihm in Wimbledon ebenfalls Kiefer beigebracht.

Demnächst reist Kiefer weiter nach Liberec. Dort will er mit der deutschen Daviscup-Mannschaft im Spiel gegen Tschechien zurück in die Weltgruppe: „Das müssen wir einfach schaffen, aber es wird schwer genug“, sagte er. Federer muss nun gegen seinen einstigen Angstgegner David Nalbandian aus Argentinien antreten. Im Halbfinale könnte es zur Neuauflage des Vorjahresfinales gegen Lleyton Hewitt kommen. Der Australier spielt gegen Jarkko Nieminen, der als erster Finne das Viertelfinale eines Grand Slams erreicht hat. dpa

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