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Sport: Fördere deine Jugend

Der deutsche Handball setzt auf Magdeburgs Talente

Borlänge – Wohin man auch schaut, im deutschen Leistungssport wird geklagt und gejammert. Das Erbe der DDR ist aufgebraucht, die Jugendarbeit, ob in der Leichtathletik oder im Turnen, liegt darnieder. Nur im Handball existiert mit dem SC Magdeburg eine Art gallisches Dorf, das der bedrohlichen Entwicklung erfolgreich widersteht.

„Wir haben die beste Jugendarbeit in Deutschland“, sagt SC-Spieler Stefan Kretzschmar, der wie viele der Silbermedaillengewinner von Athen aus der Nationalmannschaft zurückgetreten ist. Junge Spieler müssen nun nachrücken, und es ist kein Zufall, dass Bundestrainer Heiner Brand für den World Cup in Schweden gleich vier Magdeburger nominiert hat: Torwart Johannes Bitter (22), Linksaußen Yves Grafenhorst (20), der bei der Junioren-EM zum „wertvollsten Spieler“ gewählt wurde, Rechtsaußen Christian Sprenger (21) und Christoph Theuerkauf (20). Theuerkauf ist die Entdeckung der Saison und gilt schon als Nachfolger von Kreisläufer Christian Schwarzer.

„Es ist offensichtlich, dass Magdeburg in der Jugendarbeit ganz vorn ist“, sagt Brand. Gegründet ist die Dominanz auf eine Sportschule mit angeschlossenem Internat, das sich an das alte DDR-Konzept der „Kinder- und Jugendsportschulen“ anlehnt, das sich bereits an den Profis orientiert. „Wer nach Magdeburg geht, weiß, was er will“, sagt Theuerkauf, „da willst du ganz groß rauskommen. Schon in der Jugend werden die gleichen Spielzüge von ganz oben übernommen.“

Torwart Bitter kam 2003 aus Wilhelmshaven und kann sich noch gut erinnern, wie er sich dort, weil er sich verbessern wollte, „alle Dinge selbst zusammensuchen musste“. In Magdeburg werde man „automatisch in die Leistung reingedrückt“. Die Konkurrenz sei enorm: „Jeder ist ehrgeizig und will den anderen ausstechen, weil er spielen will.“

Der Wettbewerb ist so groß, dass einige Spieler nach ihrer Ausbildung gar den Klub verlassen müssen. Wie Bennet Wiegert, Sohn der DDR-Legende Ingolf, der nach Wilhelmshaven wechselte – und nun zu den zehn besten Schützen der Liga zählt. Magdeburg sei einfach „ein Glücksfall für Handball-Deutschland“, findet Jochen Kienbaum, der Vorstandsvorsitzende des VfL Gummersbach. Es wird nicht der einzige Glücksfall bleiben. Gummersbach will ab 2009 eine ähnliche Ausbildungsstätte betreiben.

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