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Sport: Fokus auf den Heilsbringer?

Helmut Schümann über das baldige Wiedersehen mit Sebastian Deisler Sebastian Deisler hat sich zu Wort gemeldet und seine Rückkehr ins Mittelfeld des FC Bayern München angekündigt. Das ist schön, das ist vor allen Dingen schön für ihn.

Helmut Schümann über das baldige Wiedersehen mit Sebastian Deisler

Sebastian Deisler hat sich zu Wort gemeldet und seine Rückkehr ins Mittelfeld des FC Bayern München angekündigt. Das ist schön, das ist vor allen Dingen schön für ihn. Das dunkle Loch, in das Deisler vor Monaten fiel und aus dem er nicht wieder rauskam mit seinen Depressionen, ist demnach zugeschüttet. Er rennt wieder los, dem Ball hinterher, die Ärzte lassen ihn rennen. Man darf vermuten, dass Patient und Mediziner darauf vertrauen, dass ein Rückfall nicht zu befürchten ist. Und auf keiner Tribüne wird jemand hocken und sich lustig machen über den Depressionsfall Deisler. In dem Punkt hat gottlob die Boulevardpresse mal auf sensibel geschaltet und Mitleid gesät. Wie gesagt, schön für Deisler.

Und schön für den deutschen Fußball. Der steckt ja, wenn die Formulierung in diesem Zusammenhang gestattet ist, ebenfalls in tiefer Depression. Ein paar Wochen sind es nur noch bis zur Europameisterschaft, und die Nationalelf krankt hinten, wo Oliver Kahn und Jens Lehmann darben, davor, wo Abwehrchef Jens Nowotny Trübsal bläst, in der Mitte, wo Michael Ballack sein Ich sucht, und vorne, wo Kevin Kuranyi nicht trifft und Fredi Bobic erst recht nicht. Ahnt man schon, was kommen wird, wenn Deisler seine ersten Versuche im Bayern-Trikot macht? Genau! Er wird gefeiert werden, als wieder genesener Rückkehrer – und als Heilsbringer. Der kreative Retter des deutschen Dumpfbacken-Fußballs. Das war er schon vor der Krankheit, das hat mit zur Krankheit beigetragen. Man kann nur hoffen, dass er vorbereitet ist darauf, dass der Fokus sich wieder auf ihn richtet.

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