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Sport: Formel 1 auf dem Roten Platz

Wer schon fast alles hat, neigt mitunter dazu, einen seltsamen Wunsch zum Lebenstraum zu erheben. Bernard Charles Ecclestone hat als Formel-1-Teamchef und späterer Präsident der Konstrukteursvereinigung Foca (was ihn quasi zum Chef der Formel 1 macht) schon einiges erreicht.

Wer schon fast alles hat, neigt mitunter dazu, einen seltsamen Wunsch zum Lebenstraum zu erheben. Bernard Charles Ecclestone hat als Formel-1-Teamchef und späterer Präsident der Konstrukteursvereinigung Foca (was ihn quasi zum Chef der Formel 1 macht) schon einiges erreicht. Er hat eine schöne Frau, ist der drittreichste Mann Großbritanniens und hat seine wohnlichen Defizite erst kürzlich durch den Erwerb eines Anwesens in London für 82 Millionen Euro ausgeglichen. Trotzdem ist Ecclestone unglücklich. Das wird sich 2004 ändern. Dann geht für den Engländer der Wunsch in Erfüllung, den er schon seit langem hegt: einmal einen Grand Prix in Moskau veranstalten. Wenn die Vertragsunterzeichnung erfolgt ist, die Bürgermeister Luschkow für April erhofft, steht einem Rennen auf der seit Dezember im Bau befindlichen Strecke in Moskaus Süden nichts mehr im Wege.

Und während Ecclestone langsam feuchte Augen bekommt, geht anderswo das Zittern los. Denn die Ankündigung, künftig neben Russland auch Südafrika, China und die Vereinigten Arabischen Emirate zu berücksichtigen, die Zahl von 17 Rennen pro Saison aber nicht zu erhöhen, wird für einige Rennen in Europa das Aus bedeuten. Angesichts dieser Bedrohung treten die Streckenbetreiber die Flucht nach vorn an: Der Umbau des Hockenheimrings etwa wurde nur beschlossen, um die im letzten Jahr vollzogene Vertragsverlängerung bis 2008 nicht zu gefährden, in Silverstone in England wird die komplette Infrastruktur umgekrempelt.

Zum Thema Das Spiel: Formel1-Champion gesucht Allenthalben werden Kiesbetten vergrößert und VIP-Lounges errichtet, um nicht außen vor zu bleiben. Auch am Nürburgring erkannte man die Zeichen und baute einen völlig neuen Streckenkomplex mit fußballstadionähnlicher Tribüne in den ohnehin schon modernen Kurs ein. Nicht ohne Grund: Der Vertrag als Formel-1-Strecke läuft 2004 aus. Bleibt die Frage, wer denn nun tatsächlich dem Traum Ecclestones weichen muss. Magny Cours zum Beispiel. Der farblose Grand Prix im französischen Niemandsland ist seit Jahren unbeliebt. Auch der Hungaroring bei Budapest hat für Ecclestone an Reiz verloren. 1986 war er als erster Austragungsort eines Rennens auf sozialistischem Boden noch etwas Besonderes. Das hat sich geändert: Wer braucht schon Budapest, wenn er Moskau haben kann?

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