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Hamilton Alonso

© dpa

Formel 1: Bartspitzen gegen Dennis

Bei McLaren herrscht intern noch keine Ruhe. Ein Teamwechsel von Alonso zum Ende der Saison ist jedoch auch unwahrscheinlich. Er kämpft um Zugeständnisse seines Teams.

Großes Team-Meeting im Hotel statt des üblichen Besuchs an der Strecke – die ungewöhnliche Vorbereitung bei McLaren-Mercedes auf den Formel-1-Preis der Türkei in Istanbul (Sonntag, 14 Uhr, live in RTL und Premiere) zeigt eines deutlich: Völlig normal sind die Verhältnisse bei dem Rennstall nach der teaminternen Eskalation des Duells Fernando Alonso gegen Lewis Hamilton noch lange nicht. Die Sitzung im Hotel war eine Krisensitzung.

Zunächst gab’s Einzelgespräche mit den Fahrern, dann ein Treffen mit beiden Piloten sowie Alonso-Manager Luiz Garcia Abad und Hamiltons Vater. Das Ergebnis, offiziell nach McLaren-Version: Beide Fahrer hätten den Ansatz des Teams, die Piloten absolut gleich zu behandeln, verstanden und einen konstruktiven Weg für die Zukunft gefunden.

Egal, ob das die reine Wahrheit ist: dass der Spanier schon am Saisonende von McLaren weggeht, scheint nicht mehr so wahrscheinlich wie vor kurzem noch. Schon weil sich außer Renault kaum echte Alternativen bieten. Und beim Gedanken an Renault wird dem Weltmeister schon wieder einfallen, aus welchem Grund er den Rennstall von Flavio Briatore verlassen hat. Und dass er bei McLaren-Mercedes im derzeit besten Auto sitzt, weiß er auch. Dass es weniger das sportliche Duell mit Hamilton ist, dem er sich entziehen will, als vielmehr einigen Umständen der Teamstruktur, die sich ja ändern lässt, kommt dazu. Denn dass Alonso einen zementierten Nummer-1-Status wolle, wie oft kolportiert wird, stimmt wohl genauso wenig wie die Meldung, dass zwischen ihm und Hamilton blanker Hass herrsche. Sicher, gerade in Ungarn kochten die Emotionen hoch, aber möglicherweise versuchte Alonso danach, die Situation für sich zu nutzen – indem er Dinge durchsetzen wollte, die ihn schon lange beschäftigen. Vor diesem Hintergrund relativiert sich möglicherweise seine Aussage, er könne sich einen Teamwechsel vorstellen.

Doch in dieser Situation waren beide Piloten betroffen. Erstmals in diesem Jahr hatte Lewis Hamilton richtig Ärger mit seinem Team und seinem Ziehvater Ron Dennis bekommen. Der war auf den Jungstar so sauer wie selten. Weil es ja Hamilton war, der mit einer nicht eingehaltenen Absprache im Qualifying das ganze Durcheinander mit „Blockade“, Untersuchung des Weltverbands und nachfolgender Strafe für Alonso und McLaren überhaupt erst ausgelöst hatte. Dass es Hamiltons Vater Anthony war, der dann auch noch zu den Sportkommissaren marschierte und fragte, ob er nicht im Namen seines Sohnes Protest gegen Alonso einlegen könne, machte die Sache für Dennis natürlich noch unerträglicher.

Möglich, dass sich vor dem Hintergrund dieser Stimmung bei McLaren etwas gedreht hat und dass die Teamführung zumindest darüber nachdenkt, Alonso das ein oder andere Zugeständnis zu machen, um ihn zu halten. Diese Version kursierte schon in der vergangenen Woche. Schließlich weiß Ron Dennis genauso wie seine Techniker, wie viel der Spanier gerade in der Entwicklungsarbeit für das Team wert ist. Angeblich muss Alonso in Zukunft nicht mehr alle Daten offenlegen – das war ja einer der Punkte, der ihn schon immer störte. Hamilton konnte mehr als einmal von der Abstimmungsarbeit des Spaniers profitieren. Alonso konnte seinen Vorteil im teaminternen Duell also nicht ausspielen. Wenn der Weltmeister tatsächlich Daten für sich behalten darf, dann hätte er so einen wichtigen Sieg errungen.

Manche Beobachter fragten sich schon, ob Alonso in der Türkei deshalb so demonstrativ mit deutlichem Bartwuchs auftauchte. Dennis reagiert auf solche Details sehr pikiert. Alonso könnte es als Zeichen seines Selbstbewusstseins betrachten.

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